Vom
Sabbat zum Sonntag
18. Wegen
dieser wesentlichen Abhängigkeit des dritten Gebotes vom Gedächtnis
der Heilswerke Gottes haben die Christen, als sie die Eigentümlichkeit der
von Christus eröffneten neuen und endgültigen Zeit wahrnahmen, den
ersten Tag nach dem Sabbat zum Feiertag bestimmt, weil an diesem Tag die
Auferstehung des Herrn stattgefunden hatte. Das Ostermysterium Christi stellt
in der Tat die volle Enthüllung des Geheimnisses des Anfangs, den
Höhepunkt der Heilsgeschichte und die Vorwegnahme der endzeitlichen
Vollendung der Welt dar. Was Gott in der Schöpfung geschaffen und was er
für sein Volk im Exodus vollbracht hat, ist im Tod und in der Auferstehung
Christi zur Vollendung gekommen, auch wenn sein endgültiger Ausdruck erst
in der Parusie, mit der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit, offenbar werden
wird. In ihm verwirklicht sich voll der geistliche Sinn des Sabbats, wie
der heilige Gregor der Große unterstreicht: »Wir betrachten als den
wahren Sabbat unseren Erlöser, den Herrn Jesus Christus«.(14)
Darum findet die Freude, mit der Gott die aus dem Nichts vollzogene
Schöpfung am ersten Sabbat der Menschheit betrachtet, dann in der Freude
Ausdruck, mit der Christus am Ostersonntag den Seinen erschienen ist, um ihnen
das Geschenk des Friedens und des Geistes zu bringen (vgl. Joh
20,19-23). Tatsächlich hat im Ostergeheimnis der Mensch und mit ihm die
gesamte Schöpfung die »bis zum heutigen Tag seufzt und in Wehen liegt« (Röm
8,22), ihren neuen »Exodus« zur Freiheit der Kinder Gottes erlebt, die mit
Christus rufen dürfen: »Abba, Vater« (Röm 8,15; Gal
4,6). Im Lichte dieses Geheimnisses wird der Sinn des alttestamentlichen
Gebotes über den Tag des Herrn wiedergewonnen, bereichert und völlig
aufgedeckt in der Herrlichkeit, die im Antlitz des auferstandenen Christus
aufscheint (vgl. 2 Kor 4,6). Vom »Sabbat« geht man über zum »ersten
Tag nach dem Sabbat«, vom siebten Tag auf den ersten Tag: der dies Domini
wird zum dies Christi!
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