Ein unverzichtbarer
Tag!
30. Man
versteht nun, warum die Identität dieses Tages gerade auch im Zusammenhang
mit den Schwierigkeiten unserer Zeit gewahrt und vor allem intensiv gelebt
werden muß. Ein orientalischer Autor vom Beginn des 3. Jahrhunderts
berichtet, daß in jeder Region die Gläubigen schon damals den
Sonntag regelmäßig heiligten.(36) Die freiwillige
Gepflogenheit ist dann zur rechtlich festgelegten Vorschrift geworden: Der Tag
des Herrn hat der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche ihren Rhythmus
gegeben. Wie könnte man da annehmen, er würde nicht weiter ihre
Zukunft markieren? Die Probleme, die in unserer Zeit die Einhaltung der
Sonntagspflicht schwieriger machen können, lassen die Kirche nicht
ungerührt und finden bei ihr mütterliche Aufmerksamkeit für die
Verhältnisse ihrer einzelnen Kinder. Sie fühlt sich im besonderen zu
einem neuen katechetischen und pastoralen Engagement aufgerufen, damit keiner
ihrer Gläubigen unter normalen Lebensbedingungen vom reichen Gnadenstrom
abgeschnitten bleibe, den die Feier des Herrentages mit sich bringt. In
demselben Geist hat das II. Vatikanische Konzil in einer Stellungnahme zur
Hypothese einer kirchlichen Kalenderreform im Hinblick auf Veränderungen
weltlicher Kalendersysteme erklärt, die Kirche »steht nur jenen nicht
ablehnend gegenüber, welche die Siebentagewoche mit dem Sonntag bewahren
und schützen«.(37) An der Schwelle des dritten Jahrtausends bleibt
die Feier des christlichen Sonntags wegen der Bedeutungen und Dimensionen, die
sie in bezug auf die Fundamente des Glaubens wachruft und einschließt,
ein bedeutsames Element der christlichen Identität.
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