EINLEITUNG
1. Als Braut des Wortes
verwirklicht die Kirche in denjenigen, die sich ganz dem kontemplativen Leben
widmen, in beispielhafter Weise das Geheimnis ihrer ausschließlichen
Vereinigung mit Gott. Aus diesem Grund stellt uns das Nachsynodale Apostolische
Schreiben Vita consecrata die Berufung und Sendung der Nonnen in der
Klausur als »Zeichen der ausschlieblichen Vereinigung der bräutlichen
Kirche mit dem über alles geliebten Herrn« (1) vor Augen, indem es
uns dessen einzigartige Gnade und kostbare Gabe im Geheimnis von der Heiligkeit
der Kirche veranschaulicht.
Die Klausurschwestern, die einmütig auf
das Wort des Vaters hören und es liebevoll annehmen: »Das ist mein
geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe« (Mt 3,17), bleiben
immer »mit ihm auf dem heiligen Berg« (2 Petr 1,17-18) und, den Blick
fest auf Jesus Christus gerichtet und umhüllt von der Wolke der
göttlichen Gegenwart, hängen sie voll dem Herrn an. (2)
Sie identifizieren sich insbesondere mit der
Jungfrau Maria, (3) der Braut und Mutter, dem Modell der Kirche, (4)
und während sie an der Seligkeit derer, die glauben (vgl. Lk 1,45;
11,28), teilhaben, verewigen sie ihr »Ja« und ihre anbetende Liebe zum Wort des
Lebens, indem sie zusammen mit ihr zum Gedächtnis des bräutlichen
Herzens (vgl. Lk 2,19 u. 51) der Kirche werden. (5)
Die Hochachtung und Liebe, mit der die
christliche Gemeinschaft seit jeher die kontemplativen Ordensfrauen in Klausur
umgab, ist parallel zur Wiederentdeckung des kontemplativen Wesens der Kirche
und der Berufung jedes Menschen zur geheimnisvollen Begegnung mit Gott im Gebet
gewachsen. Die Nonnen, die ununterbrochen »mit Christus verborgen in Gott« (Kol
3,3) leben, erfüllen in der Tat in höchstem Maße die Berufung
des ganzen Christenvolkes zum beschaulichen Leben(6) und werden so zum
leuchtenden Kennzeichen des Gottesreiches (vgl. Röm 14,17), zu
einer »Zier der Kirche und Quelle himmlischer Gnaden«. (7)
2.
Vom II. Vatikanischen Konzil an haben
verschiedene Dokumente des Lehramtes die Bedeutung und den Wert dieser
Lebensform eingehend untersucht und vertieft; so haben sie die kontemplative
Dimension der Klausurgemeinschaften und ihre spezifische Rolle im Leben der
Kirche gefördert; (8) das gilt hauptsächlich für das
Konzilsdekret Perfectae caritatis (Nr. 7 und 16) und die Instruktion Venite
seorsum, die in hervorragender Weise die evangelischen, theologischen,
spirituellen und asketischen Grundlagen der Trennung von der Welt im Hinblick
auf eine totale, ausschließliche Hingabe an Gott in der Kontemplation
erläutert hat.
Papst Johannes Paul II. hat die Nonnen
häufig ermuntert, dem Klausurleben gemäß ihrem Charisma treu zu
bleiben; im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Vita consecrata hat er
verfügt, daß später auf der Linie des Weges der bereits
verwirklichten Erneuerung besondere Normen für die konkrete Disziplin der
Klausur erstellt werden sollten. Auf diese Weise wird die Klausur der
Verschiedenheit der kontemplativen Institute und der Traditionen der Klöster
besser entsprechen, so daß die kontemplativen Klausurschwestern, im
Heiligen Geist erneuert und ihrem Wesen und ihrer Sendung getreu, mit echtem
Schwung und neuer Kraft in die Zukunft gehen können. (9)
Die vorliegende Instruktion bestätigt
noch einmal die von der Instruktion Venite seorsum (I-V) und vom
Apostolischen Schreiben Vita consecrata (Nr. 59) formulierten
theoretischen Grundlagen und legt dann die Normen vor, welche die
päpstliche Klausur der Nonnen, die sich ganz dem beschaulichen Leben
hingeben, regeln sollen.
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