1.
Medienpädagogik
64. Medienpädagogik ist
eine vordringliche Aufgabe. Sie
muß die Funktionsprinzipien der Instrumente der Sozialen Kommunikation
gründlich vermitteln. Was in dieser Instruktion an Grundsätzlichem
angesprochen wird, sollte heute Gemeingut aller Menschen sein. Die
Kommunikationsmittel leisten erst dann ihren vollen Beitrag zur Entfaltung des
Menschen, wenn er deren Wesen und den Umgang mit ihnen begriffen hat. Wer ihre
Bedeutung nur oberflächlich kennt, schmälert leicht den
Verfügungsraum seiner Freiheit. Gegenstand dieser Bildungsarbeit muß
sein die Darstellung der besonderen Eigenart der einzelnen Medien, ihrer Organisationsform
und Struktur in dem betreffenden Gebiet und schließlich die Darlegung der
Grundsätze für den sachgerechten Umgang mit ihnen. All das muß
immer im Blick auf den Menschen und die Gesellschaft behandelt werden.
a) Die Rezipienten
65. Die Rezipienten brauchen
eine einführende Medienpädagogik, damit sie die Instrumente der
Sozialen Kommunikation mit Gewinn verwenden. Davon haben sie nicht nur
persönlichen Nutzen, vielmehr hilft eine solche Medienpädagogik, daß
jeder seinen Beitrag zum Gespräch und zur schöpferischen
Zusammenarbeit in der Gesellschaft leisten kann. Sie muß dazu anleiten,
all dies in die Praxis umzusetzen. Schließlich ermöglicht sie es,
daß die Rezipienten mitwirken im Kampf um die Gerechtigkeit in der Welt
und zur Beseitigung wenigstens der gröbsten Ungleichheit zwischen reichen
und armen Völkern.
66. Daher muß eine
Medienpädagogik angeboten werden, die jeweils den neuesten Stand der
Entwicklung berücksichtigt, dem Alter der Rezipienten angepaßt und
ausreichend ist. Ein solches Angebot sollte für alle leicht
zugänglich sein. Im Rahmen einer fortschreitenden Medienpädagogik
sollten sich Fachleute zur Verfügung stellen für Referate und
Diskussionsrunden, für Vortragsreihen und Studientagungen sowie für
Weiterbildungskurse.
67. Man kann nicht früh
genug damit beginnen, bei der Jugend kritisches Kunstverständnis, guten
Geschmack und persönliche sittliche Verantwortung bei der Auswahl von
Büchern, Filmen, Hörfunk- und Fernsehsendungen zu bilden und zu
schärfen. Denn Kinder und Jugendliche können durch das Angebot der
Medien leicht in ihrer Entwicklung Schaden nehmen. Andererseits bringt ihnen
eine in frühen Jahren erworbene Grundsatztreue und Selbstdisziplin sicher
Nutzen für ihr ganzes weiteres Leben. Kinder und Jugendliche haben noch
unverbildete Anlagen zu Güte, Großzügigkeit, Natürlichkeit
und Aufrichtigkeit. All dies kann nur bewahrt werden, wenn es von Kindheit an
geschützt und entfaltet wird. Eltern und Erzieher sollen ihre Kinder
anleiten, aus dem Angebot der Kommunikationsmittel nach eigenem Urteil eine
Auswahl zu treffen. Dennoch ist es manchmal geboten, daß sich die
Erzieher bei dieser Auswahl das letzte Wort vorbehalten. Wenn sie sich
gelegentlich gezwungen sehen, anderer Meinung zu sein als ihre Kinder und deren
Umgang mit den Kommunikationsmitteln zu mißbilligen, sollten sie sich
alle Mühe geben, den Kindern ihre gegenteilige Auffassung einleuchtend zu
begründen; denn in der Erziehung führen Argumente weiter als Verbote.
Eltern und Erzieher dürfen auch nicht vergessen, daß kindliches
Denken und Erleben sich von dem der Erwachsenen unterscheidet, daß daher
Sendungen, Lesestoffe oder Filme, die den Erwachsenen vielleicht uninteressant
oder wertlos erscheinen, für Kinder und Jugendliche durchaus angemessen
sein können. Übrigens haben Jugendliche viel Sinn für neue
Lebensformen, finden sich darin leicht mit Gleichaltrigen und üben - wie
vielfache gute Erfahrung zeigt - einen beträchtlichen erzieherischen
Einfluß aufeinander aus.
68. Sehr nützlich ist
es, wenn Eltern und Erzieher sich persönlich für Sendungen, Filme,
Bücher und Zeitschriften interessieren, die Jugendlichen gefallen. Sie
können dann mit ihnen darüber sprechen und dabei deren kritischen
Geist zu formen suchen. Bei der Begegnung mit problematischen oder bedenklichen
Produktionen und Kunstwerken sollten die Eltern ihren Kindern rechtzeitig
behilflich sein und sie gleichsam an die Hand nehmen, damit sie lernen, darin
die menschlichen Werte aufzuspüren, ein Werk als Ganzes zu sehen und die
Einzelheiten in den Zusammenhang einzufügen.
69. Diese
Medienpädagogik muß gerade in den Schulen systematisch betrieben
werden. Schüler aller Altersstufen sollen schrittweise und zielstrebig
eingeführt werden in die Grundlagen und Grundregeln der Presse sowie der
jüngeren Medien bis hin zum sinnvollen, praktischen Umgang mit ihnen.
Dieser Unterricht muß im Lehrplan seinen festen Platz haben und
ergänzt werden durch Sonderkurse und praktische Übungen unter
Anleitung von Fachleuten.
70. Es ist klar, daß
Eltern und Erzieher dieser Aufgabe nicht gerecht werden können, wenn sie
selbst von den Instrumenten der Sozialen Kommunikation keine Ahnung haben. Man
muß allerdings zugute halten, daß Eltern, die ohne Umgang mit
Kommunikationsmitteln aufgewachsen sind, deren "Sprache" oft
schwieriger verstehen als die heutige Jugend. Gerade diese Eltern sind dann
noch besonders besorgt, wenn sie sehen, wie die Kommunikationsmittel
schonungslos jede Frage und jedes Problem aus den Lebensbereichen des Staates
und der Kirche diskutieren. Mit Recht liegt ihnen sehr daran, daß ihre
Kinder die Kommunikationsmittel gut gebrauchen. Doch dürfen die Eltern
auch ruhig darauf vertrauen, daß ihre Kinder, die in einer anderen Zeit
und in einer ganz neuen Umwelt aufwachsen, darum auch von vornherein sich
besser einstellen und rüsten gegen die vielfachen Belastungen, denen sie
begegnen.
b) Die Kommunikatoren
71. Es gibt viele
Kommunikatoren, die zwar ihr Handwerk beherrschen, aber nur unzureichende
Kenntnisse in den Grundlagen ihres Faches haben. Um wirklich gute Arbeit zu
leisten, ist umfassende Bildung erforderlich. Daher wird es begrüßt,
wenn in den Hochschulen Lehrstühle für Kommunikationswissenschaft
errichtet werden, die auch die akademischen Grade verleihen können. Wer
einen Beruf im Bereich der Sozialen Kommunikation ergreifen will, muß
sich zuvor in Theorie und Praxis gründlich darauf vorbereiten.
72. Diese Ausbildung darf
sich indessen nicht auf rein fachliche Fertigkeiten beschränken, sondern
muß die kulturellen und menschlichen Probleme einbeziehen, denn die
Kommunikationsmittel sind ja schließlich um der Menschen willen da. Darum
müssen die Kommunikatoren vom Bewußtsein getragen werden, den
Menschen immer dienen zu wollen. Die Bereitschaft dazu wird nur bei denen zu
finden sein, die Achtung vor dem Menschen haben und ihn wirklich verstehen. Die
berufliche Arbeit befriedigt um so tiefer und ist um so wertvoller für den
Menschen, je mehr die Kommunikatoren von dem Gedanken beherrscht sind,
daß jenseits der technischen Kanäle, die ihre Worte und Bilder
hinaustragen, Menschen von Fleisch und Blut leben. Je mehr sie bemüht
sind, die Partner auf dem Forum des öffentlichen Gesprächs zu kennen,
sie ernst zu nehmen und sich in sie hineinzudenken, um so besser können
sie sich in ihrer Kommunikationsvermittlung auf deren Bedürfnisse
einstellen. Dann werden die Medien dazu beitragen, das Verständnis und die
Verbundenheit der Menschen untereinander zu vertiefen.
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