Chor
Weh uns, wir sind geschlagen
und flüchtig vor dem Feind!
Schon tobt er vor den Mauern
und droht mit Untergang!-
Zu dir hinauf, o mächtger Gott,
tönt unser Ruf aus tiefer Not!
Erhöre uns und steh uns bei!
Uns drängt die Todesangst,
der Hilfe Ruf umsonst!
Verderben harret uns
und droht mit Qualentod!
Lora tritt auf in
Waffenrüstung.
Lora
Was drängt euch so mit harter
Todesangst,
dass ihr mit solchem Schrei die
Luft erfüllt?
Chor
Geschlagen sind wir wieder,
dem Untergang geweiht!
Lora
Kleinmütige! Warum sogleich
verzagen?
Auf wen drängt sich mehr
Missgeschick zusammen,
als auf mich selbst, die ich ein
schwaches Weib?
Mein Vater starb, mein Bruder ist
entfernt,
und selbst den teuren Freund muss
ich vermissen!
Habt ihr vergessen Gromas
Weissagung,
dass dieses Reich niemals
verloren geh,
sobald uns Arindal zurückgekehrt?
Chor
Doch wer sagt dies uns an,
dass je zurück er kehre?
Lora
Sandt ich den teuren Morald
selber nicht,
ihn aufzusuchen und
zurückzubringen?
Chor
Unglückliche! Wohl längst ist
Arindal dahin!
Lora
Was sagt ihr! Weh mir, wenn es
möglich sei!
Ihr weckt des eignen Herzen trübe
Anhnung:
sie kehrten nimmer mir zurück!
O musst du Hoffnung schwinden,
die du mein einz'ger Trost,
die mich in schweren Leiden
mit holdem Arm umfing!
Den Bruder bald zu sehen,
war mir ein froher Wahn;-
den Freund bald zu umarmen,
war höchste Wonne mir!
Und kehrte keiner wieder,-
welch qualenvoll Geschick!-
So müsst ich, ganz verlassen,
allein zu Grunde gehn!
Ein Bote tritt auf.
Bote
Heil euch! Ich bringe frohe
Kunde:
mit Arindal kehrt Morald uns
zurück!
Chor
Was sagt er? Gott, wär's möglich?
Lora
Kaum trau ich meinem Ohr! Wo
sahst du sie?
Bote
Ich zog mit aus, den König
aufzusuchen,
wir fanden und bewogen ihn zur
Rückkehr!
Lora
Sie kehren mir zurück!
Wie fass ich mich vor hoher
Freude!
Wie fass ich mich vor Wonneglut!
Den Busen fühl ich hoch sie
heben,
und froh erbebt mein heisses
Herz!
Den teuren Bruder soll ich sehn,
des Untergang ist schon beklagt!
Geliebter Freund, du kehrest wieder,
und eilst in deiner Treuen Arm!
Chor
Welch hohe Freude wird uns
wieder,
der Teure kehret uns zurück,
die Hoffnung soll uns wieder
heben!
Voll Wonne atme jedes Herz!
Lora eilt ab und kommt mit
Arindal und Morold zurück.
O König, sei gegrüsst von deinem
treuen Volk!
Der Jubel wehrt dem Leid bei
deiner Wiederkehr!
Arindal
O hemmet dieses Jubels Töne,
mit Schreckensmahnung drängt er
mich!
Denn ach! Zum reichen
Königsmantel
wird mir des Vaters Grabgewand!
Morald
O Lora, sieh, was ich
versprochen,
das hielt ich trotz Gefahren dir:
den teuren Bruder bring ich
wieder,
gedenkest du des süssen Lohns?
Lora
O, welchen Lohn soll ich dir
geben
für dieser Wonne Übermass!
Den Freund, den Bruder hab ich
wieder:
Vorüber seh ich alles Leid!
Lora und Morald
Ich seh dem Schicksal froh
entgegen,
und fühle neu gerüstet mich;
Denn Rettung naht dem Vaterlande
und Liebe winkt in deinem Arm!
Dahin flieht alles Leiden
und alle Freuden ziehen ein!
Lass denn zum letzten Kampf uns
schreiten,
der uns dem Glück entgegen führt!
Arindal
Ich seh dem Schicksal bang
entgegen
und fühle fast entmutigt mich;
so viele Not in Heimatlande
und neue Qual noch harret mein.
Wie trage ich wohl alle Leiden,
wie soll ich stark zum Kampfe
sein!
Schon drückt die Gegenwart mich
nieder,
die zu noch grösserm Schrecken
führt!
Alle ab.
Gernot und Gunther kommen.
Gernot
Wie ist dir's, Gunther, dass du
endlich wieder
auf deinen eig'nen Füssen stehen
kannst?
Gunther
O was für eine schlimme Nacht war
dies!
Von solchen Greueln hab ich nie
geträumt!
Gernot
Doch dieser Morgen! War es nicht,
als ob die blut'ge Sonne alles
wollt versengen?
Die Erde bebte unter meinem Fuss,
der Blitz verdarb mir mein
Gesicht,
der Donner mein Gehör!
Gunther
Der König selbst, wie war er doch
erschüttert!
Gernot
Und was find ich nun hier?
Von Feinden alles voll,
kaum noch ein Fussbreit Lands
gehöret uns!
Gunther
O böse Zeichen - böse Zeiten!
Gernot
Mir ist's, als hätt ich einen
tücht'gen Rausch gehabt,
so geht der Jammer mir durch alle
Glieder!
Wenn ich nur meine Drolla fänd!
Sag mir: ist sie noch jung?
Gunther
Du fragst mich ziemlich dumm;
seit du von uns, ward sie acht
Jahre älter,
damals - war sie ein Kind!
Gernot
Ich meine hübsch?
Gunther
Gewiss!
Ich kam oft in Versuchung -
Gernot
Wie?
Gunther
Nun, sie zu trösten!
Gernot
Das hättest du lassen können!
blieb sie mir treu?
Gunther
Ich glaube; frag sie selbst,
dort kommt sie her,
ich lass euch gern allein!
ab.
Drolla kommt.
Drolla und Gernot
Wie? Seh ich recht, ist dies
nicht Gernot? ( Drolla?)
Du bist's! O welche Freude!
Ach, nach so langen Zeiten
dich endlich wiedersehn!
Dich an mein Herz zu drücken,
ist zum Entzücken ganz!
O sage mir, erzähle,
wie ists dir's doch ergangen?
O erzähle! O erzähle!
Gernot
Mir ist's recht gut ergangen!
Ich war mit meinem Herrn so lang
bei einer schönen Königin.
In ihrem Schlosse war die Wahl
der hübschen Mädchen wahrlich
schwer.
Sie waren alle wie zum Küssen,
die eine blond, die andre braun,
mit blauen und mit schwarzem
Augen!
Drolla
Gewiss, gewiss - ganz
allerliebst!
Gernot
Und da ich auch ein hübscher
Bursch,
verliebten alle sich in mich,
und ich, ei nun - und ich -
Drolla
Jetzt stockt er wahrlich mit der
Sprache!
O warte nur, du böser Schelm!
Mir dieses in Gesicht zu sagen,
das ist doch wahrlich unerhört!
Gernot
Jetzt will ich doch von ihr
erfahren,
ob sie wohl wirklich mich noch
liebt.
Die Eifersucht soll mir es sagen,
glaubt sie, was sie von mir
gehört!
Drolla
So lass auch dir von mir
erzählen,
wie mir's so lange Zeit erging!
Bei Hofe war ich hier so lang
als Loras beste Dienerin.
Um sie zu werben zogen her
der schönsten Ritter reiche Zahl;
sie waren alle wie zum Küssen,
der eine blond, der andre braun,
mit blauen und mit schwarzen
Augen.
Gernot
Ich werde selber schwarz und
blau!
Drolla
Und da ich auch nicht hässlich
bin,
verliebten alle sich in mich,
und ich - ei nun, und ich -
Gernot beseite
Jetzt stockt sie wahrlich mit der
Sprache -
o warte nur, du böses Ding!
Mir dieses ins Gesicht zu sagen,
das ist doch wahrlich unerhört!
Drolla beseite
Vor Ärger kann er kaum sich
fassen!
so ist es recht dem Flattergeist!
Vor Eifersucht soll er verzagen,
glaubt er, was er von mir gehört!
Drolla und Gernot
Hinweg von mir, du Falscher! (
Falsche!)
Ich mag dich nicht mehr sehn!
So hieltest du die Treu,
die du mir oft geschworen?
In fremde Männer (Mädchen) sich
verlieben,
derweil ich in der Fern bin,
das heiss ich wahrlich doch
betrügen,
und seine Liebste (seinen
Liebsten) hintergehn! -
Sie laufen zu verschiedenen
Seiten davon, bleiben aber an den äußersten Enden stehen und sehen sich aus der
Ferne schüchtern an.
Gernot
Drolla!-
Drolla
Gernot?
Gernot
Bist du denn noch nicht fort?
Drolla
Du bist noch da?
Gernot
Mich dünkt, du weinst?
Drolla
Was kümmert's dich, Treuloser!
Gernot
Ich, treulos? Ach fürwahr, das
bin ich nicht!
Drolla
Hast du's nicht selbst erzählt?
Gernot
Gelogen, ach, gelogen!
In mich hat keine sich verliebt,
und ich hab nur nach dir mich
hingesehnt,
entdecken wollt ich, wie es mit
dir stünd?
Drolla
Und ich hab wahrlich auch
gelogen,
in mich hat keiner sich verliebt,
wie ich in keinen mich.
Ich bin dir treu geblieben!
Um dich zu strafen, log ich dir
was vor.
Gernot
Was hör ich? Lass uns sogleich
umarmen!
Umarmung
Verzeihung!
Drolla und Gernot
So sind wir denn vereint,
um nie uns mehr zu trennen,
kein Argwohn, kein Verdacht
soll je uns scheiden können!
Du liebst mich, welche Freude,
ach, welche Seligkeit!
Erdichtet und erlogen
war, was uns jetzt entzweit!
Wir trennen nie uns mehr,
um ewig froh zu sein!
Umarmung und Kuß. Beide ab.
Ada, Farzana und Zemina treten
auf.
Ada
O Grausame, so habt ihr kein
Erbarmen
und treibt mich kalt zu diesen
grausen Taten?
Farzana
Verzeih, wir sind nicht Schuld an
dem Geschick,
das dir dein eig'ner Will'
bereitet hat.
Ada
Doch da ihr wisst, welch Los mich
Ärmste trifft,
wenn ich besiegt, so freut ihr
euch der Qual?
Zemina
O glaub es nicht, denn sie
entlockt mir Tränen!
Doch höre: du kannst dich allem
noch entziehn,
sobald du jetzt dem Sterblichen
entsagst!
Farzana
Noch ist es Zeit und offen steht
die Wahl:
hier langer Tod und dort ein ewig
Leben!
Zemina und Farzana
Bedenk, und deine Wahl sei dein
Geschick!
Sie verschwinden.
Ada allein
Ada
Weh mir, so nah die fürchterliche
Stunde,
die all mein Glück und all mein
Elend kennt!
O warum weckt ihr noch in meiner
Seele
den Zweifel jener herben Wahl!
Unglückliche, wohin soll ich mich
wenden?
Wie so gewiss ist nur mein
Untergang,
und ach, wie ungewiss mein Sieg!-
Ich häufe selbst die Schrecken
an,
die Qualen leit ich auf ihn hin,
ich wecke Zweifel in ihm auf,
die nie ein Sterblicher erträgt!
Von überall stürmt Unglück ein,
sein letzter Stern, die Liebe,
sinkt -
Nacht wird's um seine Sinne her,
er rächt sich und verflucht sein
Weib! -
Weh mir! Und dieser Fluch trennt
mich von ihm,
und Ewigkeiten treten zwischen
uns!
Verzweiflung, Wahnsinn, Tod ist
dann sein Los,
und meines fürchterlich: auf
hundert Jahr
Verwandelung in Stein!-
Ich könnte allem mich entziehn,
steht mir's nicht frei! In ew'ger
Schöne
unsterblich, unverwelklich
blühn?-
Es huldigt mir die Feenwelt,
ich bin ihr Glanz und ihre Zier!
Es ehrt ein unvergänglich Reich
mich, seine hohe Königin!
Ich könnte allem mich entziehn,
in Feen pracht unsterblich blühn!
Betrogne, Unglücksel'ge!
Was ist die Unsterblichkeit?
Ein grenzenloser, ew'ger Tod!
Doch jeder Tag bei ihm
ein neues, ewiges Leben!-
So sei es denn! Geschlossen ist
die Wahl,
für jenes Leben opf'r ich alles
hin!
Mein Arindal!
Begeistern wird auch ihn die
Liebe
und Mut zum Kampfe ihm verleihn;
den Zweifel wird er kühn
besiegen,
aus meinen Banden mich befrein!
Die falsche Tücke sei vernichtet,
die mich von ihm zu trennen
strebt!
All eu'r Bemühen sei vergebens,
das meine Liebe töten will!
Denn sollte er auch unterliegen,
und mich der Felsen in sich
schliessen,
so soll die Liebe selbst den
Stein
der Sehnsucht Tränen weinen
lassen!
Und diese Tränen fühlt mein
Gatte,
dieser Seufzer dringt zu ihm,
der Klageruf wird ihn durchbeben,
lässt ihn nicht rasten, treibt
ihn her!
Begeistern wird auch ihn die
Liebe
und Mut zum Kampfe ihm verleihn,
den Zweifel wird er kühn
besiegen,
aus meinem Banden mich befrein!
ab
Die Bühne bleibt eine Zeitlang
leer.
Der Chor des Volkes und der
Krieger tritt von verschiedenen Seiten auf.
Lora, Drolla, Arindal,
Gunther, Morald und Gernot kommen.
Alle
Hört ihr des Sturmes Brausen,
das vor den Mauern tobt?
Es sind des Feindes Scharen
zu neuer Wut erwacht!
Arindal
Wie bang erfüllt ist meine Brust!
Lora
Auf denn, ihr Freunde, zieht
hinauas!
Arindal
O wie ertrag ich alle Not!
Lora
Befreiet uns von dieser Not!
Drolla
So ziehet froh hinaus
zu dem Befreiungskampf!
Chor
So ziehen wir hinaus
zum letzten Todeskampf!
Arindal
Zu kämpfen, ach, vermag ich
nicht!
Morald
Ihr Krieger, kommt, ich führe
euch!
ab mit dem Kriegern
Lora
Wie, Bruder, du vermöchtest es,
dem heil'gen Kampf dich zu
entziehn?
Arindal
O Lora, krank ist meine Seele,
und siech liegt aller Lebensmut!
Drolla und Gernot
Seht ihr des Königs trüben Blick,
wie er umsonst nach Fassung
ringt?
Arindal
Wie soll ich Härt'res noch
ertragen,
da diese Not das Schwerste mir?
Lora
Wie soll ich seine Stimmung
deuten,
die ihn so schwer darnieder
drückt!
Als sich Arindal abwendet,
tritt ihm Ada entgegen.
Ada
Weh dir, wenn dies das Schwerste
dir erscheint!
Arindal
O Himmel, meine Gattin!
Alle
Wie, dies ist seine Gattin?
Ada gibt ein Zeichen; ihre
beiden Kinder erscheinen und stürzen sich in Arindals Arme.
Ada
Jetzt, Arindal, gedenke deines
Schwurs!
Lora, Drolla, Gunther, Chor
O seht die holden Kleinen,
wie lieblich anzuschaun!
Gernot
Das sind die hübschen Dinger,
die ihm von ihr geschenkt!
Arindal
Ach, meine Kinder seh ich wieder,
welch freudig unverhofftes Glück!
Ich lasse sie mir nimmer rauben,
und kein Geschick entreisst sie
mir!
Alle
Seht, o seht die holden Kleinen,
etc.
Ada
O hättest du sie nie gesehn!
Zum Jammer wird ihr Anblick dir!
Auf ihren Wink öffnet sich ein
feuriger Schlund.
Gunther und Gernot
Was, Teufel, seh' ich da?
Chor
Entsetzen! Was geschieht?
Arindal
Ha, was beginnst du?
Ada
Gib meine Kinder mir zurück!
Arindal
Ha nimmermehr! Was soll
gescheh'n?
Ada
Lass mich, noch sind sie nicht
ganz dein!
Entreiß ihm die Kinder
Arindal
Entsetzliche! Sie sind nicht
mein?
Ada
Der Feuerschlund soll sie
empfangen!
Lora, Drolla, Gunther, Chor
Ha, was beginnet die Verweg'ne!
Greift an und haltet sie zurück!
Ada
Zurück von mir, Verweg'ner!
Arindal
O Weib, ich lass dich nicht
gewähren!
Und ihr hinab!
Sie wirft die Kinder in den
Schlund, der sogleich verschwindet.
Alle
O Gott, was haben wir gesehn?
War es nur Täuschung, war es
Wahrheit?
Entsetzlich Weib, was tatest du?
Kann man dich eine Mutter nennen?
Arindal
Wie mächtig wühlt's in meiner
Brust,
es paart sich Vorwurf und
Verdacht!
Ada
Wie mächtig wühlt's in seiner
Brust!
O Himmel, schütz ihn vor Verdacht!
Flüchtlinge vom Chor der
Krieger kommen.
Chor
Entflieht, wir sind besiegt!
Alle
Welch neues Unheil stürmt auf uns
und drohet uns mit Untergang!
Ada
Dies Unheil trifft mich mehr als
ihn!
Es weihet mich dem Untergang!
Arindal
Hier Zwietracht, draußen Untergang,
welch neues Unheil!
Ach, Ada, weißt du keinen Trost
für mich in diesen schweren
Leiden?
Ada
Zu deinem Troste kam ich nicht,
zu deiner Qual bin ich
erschienen!
Arindal
Sie weiset kalt mich sich von
ab.-
Wie könnte sie den Gatten
trösten,
dem sie die Kinder mordete!
Lora
All meine letzte Hoffnung sinkt!
Der treue Harald bleibet aus mit
seiner Hilfe,
die er versprach, vom
Nachbarlande herzuschaffen!
O, Hilfe jetzt und niemals mehr!
Chor des Volkes
Schon näher dringt der Sturm,
hört ihr den grausen Lärm?
Neue Flüchtlinge kommen.
Chor der Krieger
Verloren, ach verloren!
Nichts kann uns mehr erretten!
Lora
Ihr Feigen, was entflieht ihr,
führt euch der tapfere Morald
nicht?
Chor der Krieger
Er ist verschwunden uns,
gefangen oder tot!
Lora mit einem Schrei
Tot!
Alle
Zu Trümmern stürze alles hin,
der Beste ist gefallen!
Ada
Noch ahnt er nicht, dass ich die
Schuld
an allem seinen Elend bin!
Chor
Seht, dort kommt Harald her,
der Hilfe uns versprach!
Arindal
Der letzte Hoffnungsschein!
Ada
Wird mir zum Untergang!
Lora
Sag an, wo sind die Krieger,
die du zur Hilfe bringst?
Harald
Weh euch, ich bringe nichts! -
Vernichtet ist mein Werk!
Alle
Was sagt er? Keine Hilfe,
nur neuer Untergang?
Harald
Die besten Krieger hatte ich
geworben,
und schon nicht fern mehr waren
wir der Stadt,
da stellt sich uns ein Kriegsheer
in den Weg,
an seiner Spitze ein gewaffnet
Weib.
Sie griff uns an mit unerhörter
Macht,
und alles war in kurzer Zeit
zerstreut.
Dann sprach das Weib: " Geh
heim zu Arindal,
sag ihm, ich sei Ada, die
Königin!"
Ada für sich
O, muss ich dieses noch ertragen!
Arindal
Was sagst du? Ist es diese,
die dir den Auftrag gab?
Harald
Mein König, ja, sie ist's!
Alle
Entsetzlich! Seine Gattin
ist mit dem Feind in Bund!
Arindal
Ha, furchtbar tagt's ib mir!
Ich war von je betrogen!
Ha, schändlich Weib, so bist du
jetzt entlarvt,
und deiner argen Tücke Ziel ist
da!
Von jenen Zauberinnen bist du
eine,
die zum Verderben uns mit Lieb'
umstricken!
Du hieltest mich in schnöden
Banden fest,
verlocktest mich mit bösem Trug!
Ada
Mein Arindal!
Arindal
Um grausam mich zu quälen,
gabst meinen Kindern du den
Feuertod,
zertrümmertest mit arger List
mein Reich,
ich selbst bin der Verzweiflung
preisgegeben!
Ada
Halt ein!
Arindal
Zu was dich länger schonen,
um dich zu strafen, gabst du mir
die Macht!
Verruchtes Weib, sei denn
verflucht!
Ada
Arindal, halt ein! Ah!
entsetzlicher Schrei
Meineidiger, was tatest du!
Zemina und Farzana erscheinen.
Zemina und Farzana
Ada, die Bande sind gelöst,
unsterblich bleibst du, wie
zuvor!
Alle
O Gott, was hören wir,
was hat das zu bedeuten?
Ada mit wütendem Schmerz
Entsetzlicher! So hieltest du den
Schwur?
Mit solchem Mut bewährtest du die
Treu?
Verloren, ach verloren! Weh,
unglücklich
hast du für Ewigkeit dein Weib
gemacht!-
So wisse denn, wie gross die
Freveltat!
Von einem Sterblichen und einer
Fee
bin ich erzeugt und so der Mutter
gleich unsterblich.
Da sah ich dich, und dir
Meineidigen
wandt ich all meine heisse Liebe
zu!
Sie war so gross, dass ich, um dein
zu sein,
freiwillig der Unsterblichkeit
entsagte!-
Der Feenkönig zürnte mir darum,
und da den Rücktritt er nicht
wehren konnte,
sucht er ihn dadurch zu
erschweren mir,
dass er mir dieses als Bedingnis
gab:
acht Jahr dir zu verschweigen,
wer ich sei,
und dann den letzten Tag auf dich
so viel
der Qualen und der Schrecken
aufzuhäufen,
als dich verleiten könnte, mir zu
fluchen!
Nur, wenn dein Herz standhaft aus
Liebe sei
soll ich das Los der
Sterblichkeit erhalten.
Wenn nicht, so sollte ich unsterblich
bleiben
und dann noch mein Begehren
dadurch büssen,
dass ich auf hundert Jahr in
einen Stein verwandelt sei!
Nun denn, du kennst mein Los!
Arindal
O Gott, wie braust's in meinem
Hirn!
Sag an, bist du nicht schuld an
meines Reiches Not?
Ada
Sie endet schneller noch als sie
bereitet!
Arindal
Nun denn, sind jene Krieger nicht
erschlagen,
die dieser mir zu Hilfe brachte?
Ada
Ich tat's! Es waren deines
Feindes Krieger,
mit denen Harald dich verraten
wollte.
Harald wird ergriffen und
abgeführt.
Arindal
Und Morald, fiel er nicht, war es
nur Schein?
Ada
Durch meine Macht besiegt er
jetzt den Feind!
Arindal
Was frag ich noch? Schon fasst
mich Wahnsinn an!
Doch meiner Kinder Mord verdammet
dich!
Auf das Zeichen kommen ihre
beiden Kinder und stürzen sich in Arindals Arme.
Ada
Von ihrer Geburt gereinigt, nimm
sie hin,
der Erde schönstes Los beglücke
sie;
nur mich nimmt grenzenloses Elend
auf!
Arindal sinkt zu Adas Füßen
zusammen
Nun denn, Verzweiflung, dir gehör
ich an!
Chor der Krieger hinter der
Bühne
Triumph! Wir sind befreit,
erschlagen ist der Feind!
Morald kommt mit den Kriegern.
Morald
Ich bringe Sieg und Freude,
vernichtet ist der Feind!
Alle
Was hör ich! Wir sind befreit!
Chor, Drolla, Gunther, Gernot
Ertönet, Jubelklänge
zum Himmel hoch empor,
des Sieges Hochgesänge
erschallen jetzt allein!
Lora und Morald
Ich drücke dich als Sieger
an meine frohe Brust!
Welch unnennbare Freude,
von dir befreit zu sein!
( Dich Holde zu befrein!)
Zemina und Farzana
So ist sie denn gerettet,
zurückgegeben uns.
Nach der Verbannung Leiden
wird sie unsterblich sein!
Ada
Hinweg von mir, Verräter!
Ich stosse dich von mir!
Noch eh der Tag sich endet,
umschliesset mich der Stein!
Arindal windet sich zu Adas
Füßen.
Arindal
Ach Ada, hab Erbarmen,
stoss mich nicht ganz von dir!-
Verzweiflung muss mich fassen,
Wahnsinn mein Ende sein!
Die Bühne verfinstert sich,
Ada versinkt mit Zemina und Farzana unter Donner und Blitz. Dann fällt der Vorhang schnell.
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