Gegen unsere Behauptung, daß die
weltumfassende republikanische Bewegung dem protestantischen Geist entsprungen
ist, ließe sich einwenden, daß es dann schwerlich zu erklären ist, warum es auf
der ganzen Welt nur einen einzigen katholischen König gibt [1959], während doch
so viele protestantische Länder monarchisch geblieben sind.
Die Erklärung ist sehr einfach. Eine
Reihe historischer, psychologischer und anderer Gründe hat dazu geführt, daß
England, Holland und die skandinavischen Länder der Monarchie sehr nahestehen.
Die Revolution konnte es bei ihrem Vordringen nicht verhindern, daß das
monarchische Gefühl „gerann". Und somit überlebt das Königtum hartnäckig
in den genannten Ländern, obwohl die Revolution auf anderen Gebieten immer
tiefer vordringt. Es „überlebt" insofern, als man ein langsames
Dahinsiechen noch überleben nennen kann. Denn die weithin auf pomphaftes
Auftreten reduzierte englische Monarchie und die übrigen, in fast jeder
Hinsicht in Republiken mit einem lebenslänglichen, erblichen Staatschef
verwandelten, protestantischen Königreiche sterben langsam vor sich hin und
werden wohl, wenn alles so weitergeht wie bisher, eines Tages lautlos
verschwinden.
Ohne leugnen zu wollen, daß es auch
noch andere Gründe für dieses Überleben gibt, möchten wir jedoch einen übrigens
äußerst wichtigen Faktor hervorheben, der mit unseren Ausführungen zu tun hat.
In den südländischen Völkern ist der
Hang zu äußerlich sichtbarer Disziplin, zu einer starken, geachteten
Staatsmacht aus vielerlei Gründen sehr viel schwächer.
Daher stieß die Revolution bei ihnen
nicht auf ein so tief verwurzeltes Monarchiebewußtsein. Die Throne fielen ihr
leicht zum Opfer. Sie war jedoch bisher nicht stark genug, auch die Religion
mit sich zu reißen.
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