Ein Argument gegen unsere
Darstellung könnte auch von der Tatsache abgeleitet werden, daß gewisse protestantische
Sekten eine derart große Strenge an den Tag legen, daß man diese schon fast als
übertrieben ansehen muß. Wie kann man da den Protestantismus als ein sich
aufbäumendes Streben nach Lebensgenuß bezeichnen?
Auch hier fällt es nicht schwer, den
Einwand zu entkräften. In gewissen Kreisen stieß die Revolution auf einen
starken Hang zur Strenge. So kam es zur Bildung eines „Gerinnsels". Und
obwohl sie auf diesem Boden Triumphe des Hochmutes feiern konnte, war ihr auf
dem Gebiet der Sinnlichkeit doch nicht der gleiche Erfolg vergönnt. In solchen
Kreisen genießt man das Leben in den diskreten Freuden des Hochmutes und nicht
in grober Fleischeslust. Es könnte sogar sein, daß die von übersteigertem
Hochmut genährte Strenge der Sinnlichkeit übertrieben hart entgegentrat. Eine
solche Haltung aber fruchtet nichts, wenn sie sich auch noch so hartnäckig
geben mag. Über kurz oder lang wird sie von der Revolution infolge Entkräftung
oder mit Gewalt, ausgemerzt. Der die Erde erneuernde Hauch wird bestimmt nicht von
einem starren, kalten, mumifizierten Puritanismus zu erwarten sein.
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