Die oben erwähnten „Gerinnsel"
und Prozesse des Umdenkens führen normalerweise zu einem Zusammenstoß der
revolutionären Kräfte. Bei einem oberflächlichen Beobachter könnte daher der
Eindruck entstehen, daß die Kräfte des Bösen unter sich uneins sind und das
einheitliche Bild, das wir uns vom revolutionären Prozeß gemacht haben, falsch
ist.
Illusion. Aus einem tiefsitzenden
Instinkt heraus entwickeln diese Kräfte eine erstaunliche Fähigkeit, einig zu
sein, wenn es darum geht, der Katholischen Kirche entgegenzutreten, und daran
kann man sehen, daß sie im Wesentlichen durchaus übereinstimmen, die inneren
Widersprüche also nur nebensächlicher Natur sind.
Während die ihnen noch verbliebenen
Elemente des Guten zur Unfruchtbarkeit verurteilt sind, tun sich die
revolutionären Kräfte um so mehr durch ihre Effizienz im Bösen hervor. Und so
greifen sie von allen Seiten die Kirche an, die sich gleich einer belagerten
Stadt von einem unermeßlichen Heer umringt sieht.
Inmitten dieser revolutionären
Kräfte darf man nicht die Katholiken übersehen, die sich zwar zur kirchlichen
Lehre bekennen, aber vom revolutionären Geist besessen sind. Tausendmal
gefährlicher als die erklärten Feinde bekämpfen sie die Heilige Stadt innerhalb
ihrer eigenen Mauern und verdienen mit vollem Recht die folgenden Bemerkungen
Pius' IX.: „Obwohl die Kinder dieser Weltgeschickter sind als die Kinder des
Lichtes, hätten ihre List und ihre Gewalttätigkeit sicher viel weniger Erfolg,
wenn ihnen nicht eine große Anzahl derer, die sich Katholiken nennen, die
Freundeshand entgegenstrekken würde. Leider gibt es solche, die in den Reihen
unserer Feinde mitziehen wollen und sich darum bemühen, mit Hilfe
liberal-katholisch genannter Lehren eine Allianz zwischen Licht und Dunkelheit,
ein Bündnis zwischen Gerechtigkeit und Unrecht herzustellen; gestützt auf
äußerst verderbliche Prinzipien, schmeicheln sie der weltlichen Macht, wenn
diese sich in geistliche Dinge einmischt, und drängen die Seelen dazu, die
widerrechtlichsten Gesetze zu respektieren oder doch wenigstens zu tolerieren.
Ganz so, als ob nicht geschrieben stände, daß niemand zwei Herren dienen kann.
Sie sind gewiß viel gefährlicher und verhängnisvoller als die erklärten Feinde,
nicht nur weil sie diesen vielleicht unbewußt ihre Unterstützung schenken,
sondern auch weil sie innerhalb gewisser Grenzen verurteilten Überzeugungen
anhängen und dennoch eine Haltung der Redlichkeit und untadeligen Lehre an den
Tag legen; auf diese Weise ködern sie die unbesonnenen Freunde der
Versöhnlichkeit und betriigen rechtschaffene Menschen, die sich sonst gegen
einen offenen Irrtum empören würden. Deshalb entzweien sie die Geister, zerstören
die Einigkeit und schwächen die Kräfte, die eigentlich gegen den Feind geeint
werden sollten 13.
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