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Plinio Corrêa de Oliveira
Revolution und Gegenrevolution

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  • Erster Teil   Die Revolution
    • VII. KAPITEL   Das Wesen der Revolution
      • 3. Die Revolution, der Hochmut und die Sinnlichkeit –     die metaphysischen Werte der Revolution
        • A. Hochmut und Egalitarismus
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A. Hochmut und Egalitarismus

Ein hochmütiger Mensch, der sich der Autorität eines anderen zu unterwerfen hat, haßt an erster Stelle das Joch, das direkt auf ihm lastet.

An zweiter Stelle haßt der Hochmütige ganz allgemein alle Autorität und jedes Joch und mehr noch das Prinzip der Autorität an sich.

Und da er jede Art von Autorität haßt, erfüllt ihn auch jede Überlegenheit in irgendeinem geordneten Zusammenhang mit Haß.

Und in all dem steckt ein wahrer Haß Gott gegenüber 23.

Dieser Haß gegen alle Ungleichheit hat bereits soweit geführt, daß selbst hochgestellte Personen infolge dieses Hasses die errungene Stellung auf Spiel gesetzt und sogar verloren haben, nur weil sie sich nicht einer übergeordneten Autorität unterworfen sehen wollten.

Auf dem Höhepunkt seiner Virulenz kann der Haß den Menschen sogar dazu bringen, für die Anarchie zu kämpfen und die ihm etwa angebotene höchste Macht zurückzuweisen, denn allein schon die Tatsache, daß es diese Macht gibt, beinhaltet ja die Behauptung des Autoritätsprinzips, dem sich jeder Mensch als solcher - auch der Hochmütige - zu unterwerfen hat.

Somit kann der Hochmut zu einem radikalen, vollkommenen Egalitarismus führen.

Dieser radikale, metaphysische Egalitarismus hat verschiedene Aspekte:

* a. Die Gleichheit zwischen den Menschen und Gott: H i e r liegen die Wurzeln des Pantheismus, des Immanentismus und aller esoterischen Religionen, denen es darum geht, einen gleichberech tigten Umgang der Menschen mit Gott zu ermöglichen, mit dem Ziel, den Menschen mit göttlichen Eigenschaften zu überhäufen. Auch der Gottlose ist ein Egalitarist, der zur Vermeidung eines so absurden Gedankens wie dem, der in der Behauptung steckt, der Mensch sei Gott, in eine andere Absurdität verfällt, indem er behauptet, daß es Gott gar nicht gibt. Auch der Laizismus ist eine Art von Atheismus und Egalitarismus. Für ihn ist es unmöglich, Gewißheit über die Existenz Gottes zu erhalten; im weltlichen Bereich soll der Mensch demnach so handeln, als ob es Gott nicht gäbe, oder eben wie einer, der Gott entthront hat.

* b. Gleichheit im kirchlichen Bereich: Abschaffung des Priestertums mit seiner durch die Weihe verliehenen priesterlichen Gewalt, seinem Lehrauftrag und seiner leitenden Funktion, oder wenigstens der hierarchischen Struktur desselben.

* c. Gleichheit unter den verschiedenen Religionen: Jede religiöse Diskriminierung stößt auf Abneigung, da sie die grundsätzliche Gleichheit unter den Menschen verletze. Deshalb sind alle Religio nen streng nach dem Gleichheitsprinzip zu behandeln. Der Anspruch, unter Ausschluß anderer die einzig wahre Religion zu sein, bedeute, daß eine Überlegenheit behauptet werde, die der Sanftmut des Evangeliums widerspreche und politisch unklug sei, da sie den Zugang zu den Herzen versperre.

* d. Gleichheit im politischen Bereich: Abschaffung oder doch wenigstens Verminderung der Ungleichheit zwischen Regierenden und Regierten. Die Gewalt gehe nicht von Gott, sondern von der Masse aus, die das Sagen habe und der die Regierung zu gehorchen habe. Verdammung der Monarchie und der Aristokratie als wesenhaft böse, da gegen den Egalitarismus gerichtete Regierungsformen. Nur die Demokratie sei rechtmäßig, gerecht und dem Evangelium entsprechend 24.

* e. Gleichheit der Gesellschaftsstruktur: Abschaffung der Klassen, vor allem derer, die erblich weitergegeben werden. Beseitigung eines jeden aristokratischen Einflusses auf die Führung der Gesellschaft sowie auf das kulturelle Leben und die Sitten im allgemeinen. Der naturgegebene Vorrang der geistigen über die körperliche Arbeit werde im Zuge der Überwindung des Unterschiedes zwischen beiden verschwinden.

* f. Abschaffung der zwischen Individuum und Staat stehenden Einrichtungen sowie aller Privilegien, die sich aus gesellschaftlichen Gruppierungen ergeben. So groß auch der Haß der Revolution auf den königlichen Absolutismus, noch viel verhaßter sind ihr die Zwischengruppierungen und die organische Monarchie des Mittelalters, denn der monarchische Absolutismus hat die Tendenz, selbst die qualifiziertesten Untertanen untereinander gleichzusetzen, und kündet somit bereits die Vernichtung des Individuums und die heraufziehende Anonymität an, die dann in den städtischen Ballungsgebieten der sozialistischen Gesellschaft ihren Höhepunkt erreichen werden. Eine der abzuschaffenden Zwischenstrukturen ist vor allem die Familie. Solange sie noch nicht in der Lage ist, sie völlig auszurotten, versucht die Revolution, sie wenigstens mit allen Mitteln zu beschränken, zu verstümmeln und zu verunglimpfen.

* g. Wirtschaftliche Gleichheit: Dem Einzelnen gehört nichts, alles gehört der Gemeinschaft. Abschaffung des Privateigentums, des Rechtes eines jeden auf den gesamten Ertrag seiner Arbeit und auf freie Berufswahl.

* h. Gleichheit im äußerlichen Erscheinungsbild: Verschiedenheit führt leicht zu Niveauunterschieden. Deshalb sind die Unterschiede in Kleidung, Wohnung, Einrichtungen" Gewohnheiten usw. auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

* i. Gleichheit der Seelen: Die Propaganda normt sozusagen auch die Seelen, denn sie nimmt ihnen ihre Eigenart und praktisch sogar ihr Eigenleben. Selbst geschlechtsbedingte Unterschiede in der psychischen Verhaltensweise zeigen eine zurückgehende Tendenz. Die Folge ist, daß das Volk, das ja seinem Wesen nach eine einzige große Familie verschiedener, aber harmonisch zusammenwirkender Seelen ist, die sich um das ihnen Gemeinsame herum scharen, verschwindet. An seine Stelle aber tritt die Masse mit ihrer großen leeren, willenlosen Kollektivseele 25

* j. Gleichheit im gesellschaftlichen Umgang: Wie zum Beispiel zwischen älteren und jungen Menschen, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Lehrern und Schülern, Ehemann und Ehefrau, Eltern und Kindern usw.

* k. Gleichheit auf internationaler Ebene: Der Staat besteht aus einem unabhängigen Volk und übt die uneingeschränkte Herrschaft über ein bestimmtes Gebiet aus. Somit erscheint die Souverä nität im öffentlichen Recht als Ausdruck des Eigentums. Wenn wir das Volk als ein von allen anderen verschiedenes, mit einem Recht auf Souveränität ausgestattes verstehen, so haben wir es wohl oder übel mit ungleichen Fähigkeiten, Tugenden, Zahlen usw. zu tun. Wenn wir von einem jeweils eigenen Territorium ausgehen, stoßen wir auf Unterschiede in Größe und Beschaffenheit der verschiedenen territorialen Einheiten. Es ist also durchaus verständlich, daß die grundsätzlich gleichmacherische Revolution davon träumt, alle Rassen, Völker und Länder in einer Rasse, einem Volk und einem einzigen Land zu verschmelzen 26.

 

* 1. Gleichheit unter den verschiedenen Landesteilen: Aus dem gleichen Grund und auf ähnliche Weise trachtet die Revolution danach, im Innern der heutigen Vaterländer jede Art gesunder regionaler Eigenart in Politik und Kultur abzuschaffen.

* m. Egalitarismus und Haß auf Gott: Der Hl. Thomas lehrt uns 27, daß die Unterschiede unter den Geschöpfen und ihr hierarchischer Aufbau ein Gut an sich darstellen, denn auf diese Weise komme in der Schöpfung um so deutlicher die Vollkommenheit des Schöpfers zum Ausdruck. Außerdem behauptet er, daß die Göttliche Vorsehung sowohl unter den Engeln 28 als auch unter den Menschen, im irdischen Paradies wie im Lande der Verbannung 29, die Ungleichheit eingeführt habe. Deshalb würde in einer Welt voller unter sich gleicher Geschöpfe die Ebenbildlichkeit zwischen den Geschöpfen und ihrem Schöpfer nach Möglichkeit zerstört. Wer daher grundsätzlich jede Art von Ungleichheit haßt, stellt sich, metaphysisch gesehen, gegen die wertvollsten Elemente der Ähnlichkeit zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung, er haßt Gott selbst.

* n. Die Grenzen der Ungleichheit: Aus der vorangegangenen Darstellung darf man nun natürlich keineswegs schließen, daß jede Ungleichheit immer und notwendigerweise vom guten sei.

Von Natur aus sind alle Menschen gleich, verschieden sind sie nur in den unwesentlichen Eigenarten. Die Rechte, die ihnen allein aus der Tatsache erwachsen, daß sie Menschen sind, gelten für alle: das Recht auf Leben, Ehre, ausreichende Existenzgrundlagen, Arbeit, Eigentum, Familiengründung und vor allem auf die Kenntnis und die Ausübung der wahren Religion. Ungleichheiten, die diese Rechte verletzen, stehen im Widerspruch zu der von der Göttlichen Vorsehung gewollten Ordnung. Innerhalb dieser Grenzen aber sind eigenartsbestimmte Ungleichheiten wie Tugend, Begabung, Schönheit, Kraft" Familie, Tradition usw. als gerecht und der Weltordnung entsprechend anzusehen 30

 




23) Vgl. 1 Joh 2,16.

24) Vgl. Hl. Pius X., Apostolisches Schreiben Notre Charge Apostolique, vom 25.8.1910, Utz-von Galen, XXIII. c. 240-260

25) Vgl. Pius XII.,Rundfunkbotschaft zum Weihnachtsfest 1944, Zur Neuordnung im Staats- und Völkerleben. Ansprachen Papst Pius XII. Verlag Kemper, Waibstadt bei Heidelberg, 1946, S. 165-167. (Amtliche Übersetzung des italienischen Urtextes in AAS 37 [1945] 10-23.)

26) Vgl. Erster Teil, Kap. XI, 3.

27) Vgl. Contra Gentiles, 11. 45; Summa Theologica 1. q.47, a.2.



28) Vgl. Sununa Theologica, I, q.50, a.4.



29) Vgl. a.a.0., I, q.96, a.3 u.4.

30) Vgl. Pius XII.. Rundfunkbotschaft zum Weihnachtsfest 1944. Op. Cit. Zur Neuordnung.... Verlag Kemper. S.165-167.




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