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Plinio Corrêa de Oliveira
Revolution und Gegenrevolution

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  • Erster Teil   Die Revolution
    • VIII. KAPITEL   Die Rolle von Verstand, Wille und Gefühl bei der Festlegung des menschlichen Handelns
      • 3. Revolution und Unredlichkeit
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3. Revolution und Unredlichkeit

Dem könnte man nun folgenden Einwurf entgegenhalten: Wenn die Leidenschaften im Revolutionsprozeß eine so wichtige Rolle spielen, dann scheint sich ihr Opfer immer irgendwie unredlich zu verhalten. Wenn zum Beispiel der Protestantismus ein Kind der Revolution ist, so verhält sich jeder Protestant unredlich? Steht eine solche Behauptung nicht etwa im Widerspruch zur Lehre der Kirche, die ja einräumt, daß es auch in anderen Religionen gutgläubige Seelen gibt?

Offensichtlich kann ein völlig gutgläubiger und mit einem grundlegend gegenrevolutionären Geist ausgestatteter Mensch infolge unüberwindlicher Unwissenheit im Netz der revolutionären Sophismen gefangen sein, egal ob diese nun religiöser, philosophischer, politischer oder sonstiger Natur sein mögen. Ein solcher Mensch hat natürlich keine Schuld.

Mutatis mutandis kann man dies auch von denen behaupten, die wegen eines ungewollten Verständnisfehlers in dem einen oder anderen Punkt der revolutionären Doktrin zustimmen.

Wenn sich jedoch einer auf Grund der diesem eigenen ungezügelten, Leidenschaften dem Revolutionsgeist anschließt, so wird die Antwort ganz anders lauten müssen.

Ein Revolutionär kann unter diesen Umständen durchaus von seinen subversiven Leitsätzen überzeugt sein und muß deshalb noch nicht unredlich sein. Er ist aber schuld an dem Irrtum, in den er gefallen ist.H

Es kann auch vorkommen, daß ein Revolutionär eine Lehre vertritt, von der er nicht oder nur halbwegs überzeugt ist.

In diesem Fall ist er teilweise oder ganz unredlich ...

In dieser Hinsicht will es uns kaum nötig erscheinen hervorzuheben, daß wir mit der Behauptung, die Marxschen Lehren seien bereits in den Behauptungen der Pseudoreformation und der Französischen Revolution enthalten gewesen, nicht zum Ausdruck bringen wollten, daß die Anhänger jener Bewegungen bewußt Marxisten avant la lettre gewesen seien und daß sie heuchlerisch ihre Meinungen getarnt hätten.

Das Wesen der christlichen Tugend liegt in der rechten Anordnung der Seelenkräfte und in der höheren Klarheit des von der Gnade erleuchteten und vom Lehramt der Kirche geleiteten Verstandes. Gerade deshalb sind ja die Heiligen ein Beispiel der Ausgeglichenheit und der Unvoreingenommenheit. Die Sachlichkeit ihres Urteils und die feste Entschlossenheit ihres Willens zum Guten werden auch nicht im entferntesten vom Gifthauch ungezügelter Leidenschaften geschwächt.

In dem Maße aber, in dem sich der Mensch von der Tugend entfernt und unter das Joch der Leidenschaften gerät, nimmt auch seine Sachlichkeit im Hinblick auf alles ab, was mit diesen zu tun hat. Diese Sachlichkeit sieht sich vor allem in bezug auf die Beurteilung seiner selbst gestört.

Inwieweit sich ein Revolutionär der „langsameren Gangart", geblendet vom Geist der Revolution des 16. beziehungsweise 18. Jahrhunderts, der tieferen Bedeutung und der Folgen seiner Lehre tatsächlich bewußt war, ist von Fall zu Fall ein Geheimnis Gottes.

Jedenfalls können wir mit Sicherheit die Hypothese ausschließen, sie seien allesamt bewußte Marxisten gewesen.

 

 




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