Das immer wieder vorgebrachte,
schädlichste Schlagwort behauptet, daß die Gegenrevolution in unseren Tagen nicht
gedeihen kann, weil sie gegen den Zeitgeist gerichtet sei. Die Geschichte,
bemerkt man, kann nicht rückgängig gemacht werden.
Nach diesem einzigartigen Prinzip
dürfte es keinen katholischen Glauben geben, denn es ist wohl nicht zu leugnen,
daß das Evangelium der Umgebung, in der unser Herr Jesus Christus und die
Apostel predigten, radikal entgegengesetzt war. Genauso wenig gäbe es ein
katholisches, romanisch-germanisches Spanien, denn man muß doch wohl von einem
Wiedererstehen und damit auch von einer Rückkehr in die Vergangenheit sprechen,
wenn man an die völlige Wiederherstellung der christlichen Größe Spaniens nach
einer Zeitspanne von ganzen acht Jahrhunderten denkt, die sich zwischen
Covadonga und dem Fall von Granada erstreckten. Selbst die den Revolutionären
doch sonst so teure Renaissance war wenigstens unter manchen Gesichtspunkten
die Rückkehr zu einem seit mehr als tausend Jahren fossilisierten kulturellen
und künstlerischen Naturalismus.
Die Geschichte kennt demnach sowohl
das Vor als auch das Zurück auf den Straßen des Guten wie des Bösen.
Wenn die Revolution übrigens etwas
als mit dem Zeitgeist im Einklang erklärt, so ist äußerste Vorsicht geboten,
handelt es sich doch nicht selten um irgendeinen alten Zopf aus heidnischer
Zeit, den sie wieder gesellschaftsfähig machen möchte.
Was ist denn zum Beispiel so neu an
Ehescheidung oder Freikörperkultur, an Tyrannei oder Demagogie, die in der
antiken Welt allgemein verbreitet waren?
Nach welchem Kriterium wird der
Befürworter der Ehescheidung als modern angesehen und der Verteidiger der
Unauflöslichkeit der Ehe als altmodisch?
Für die Revolution reimt sich
„modern" mit allem, was dem Hochmut und der Gleichmacherei, der Genußsucht
und dem Liberalismus freien Lauf läßt.
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