Das dritte
Schlagwort übt Kritik an den intellektuellen Werken der Gegenrevolution, da ihr
polemisierender, das Negative herausstellender Charakter sie dazu führe, vor
allem auf der Widerlegung von Irrtümern zu bestehen, statt klar und unbefangen
die Wahrheit darzustellen. Im Grunde sei sie daher kontraproduktiv, weil sie
den Gegner irritiert und abstößt. Abgesehen von möglichen Exzessen hat dieser
scheinbar negativistische Zug durchaus seine Daseinsberechtigung. Wie wir
bereits ausgeführt haben, war die Lehre der Revolution zwar schon in den
Widerspruchen Luthers und der ersten Revolutionäre enthalten, wurde aber im
Laufe der Jahrhunderte erst nach und nach expliziert. Die gegenrevolutionären
Autoren haben denn auch von Anfang an mit Recht in den revolutionären
Formulierungen selbst etwas wahrgenommen, was über die Formulierung als solche
hinausging. In jeder Etappe des revolutionären Prozesses ist vor allem auch die
jeweilige Revolutionsmentalität zu berücksichtigen und nicht einfach nur die
ausdrücklich vorgetragene Ideologie. Eine tiefgehende, tragfähige und völlig
objektive Arbeit hat deshalb darauf zu achten, daß der Marsch der Revolution
Schritt für Schritt in seiner Entwicklung dargestellt wird. Dies kann aber nur
mit Hilfe mühsamer Anstrengungen um die Offenlegung der im revolutionären
Prozeß implizit vorhandenen Inhalte geschehen. Erst dann kann man die
Revolution richtig angreifen. Die Gegenrevolutionäre halten deshalb immer die
Revolution genau im Auge, um die eigenen Gedanken und Vorstellungen im Hinblick
auf deren Irrtümer vorzutragen. Bei dieser harten geistigen Arbeit bilden die
Lehren von Wahrheit und Ordnung aus dem heiligen Hort des kirchlichen Lehramtes
für den Gegenrevolutionär einen Schatz, aus dem er Neues und Altes 6
hervorholt, um damit die Revolution in dem Maße zu widerlegen, in dem er einen
tieferen Einblick in ihre schauerlichen Abgründe gewinnt.
Die Arbeit des Gegenrevolutionärs
ist daher unter vielen ihrer wichtigsten Gesichtspunkte auf heilsame Weise negativ
und polemisch angelegt. Das Lehramt der Kirche geht übrigens oft ganz ähnlich
vor, wenn es seine Wahrheiten aufgrund des Aufkommens der verschiedensten
Häresien im Laufe der Geschichte definiert und sie als eine Verurteilung des
ihnen entgegengesetzten Irrtums formuliert. Die Kirche hat nie befürchtet, daß
ein solches Vorgehen den Seelen zum Schaden gereichen könnte.
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