Dann gibt es andere, die langsam
Schritt für Schritt die revolutionären Lehren übernehmen. Dieser Prozeß zieht sich
oft ohne Unterbrechung über Generationen hin. Ein den höchsten Auswüchsen der
Revolution ablehnend gegenüberstehender „Halbgegenrevolutionär" hat einen
diesen schon weniger abgeneigten Sohn, einen indifferenten Enkel und
schließlich einen in die Revolutionsbewegung bereits völlig integrierten
Urenkel. Wie wir bereits gesagt haben, ist der Grund für dieses Phänomen darin
zu suchen, daß gewisse Familien in ihrer Mentalität, ihrem Unterbewußtsein,
ihrer Gefühlsart einen Rest an gegenrevolutionären Gewohnheiten und Gärstoffen
bewahren, durch die sie sich teilweise noch an die Ordnung gebunden fühlen. Die
revolutionäre Korruption verliert in ihrer Mitte an Dynamik, und daher kommt
der Irrtum, wenn auch sozusagen getarnt, in ihren Köpfen nur schrittweise voran.
Diesem langsamen Rhythmus sind wohl
auch die oft grundlegenden Meinungsänderungen zuzuschreiben, zu denen es im
Laufe des Lebens bei vielen Menschen kommt. Im jugendlichen Alter vertreten sie
zum Beispiel in Übereinstimmung mit der, in ihrer Umgebung vorherrschenden,
Meinung eine streng ablehnende Haltung gegenüber anstößigen Modeerscheinungen.
Später passen sich diese Leute im Zuge zunehmender Laxheit in der
„Entwicklung" der Sitten mehr und mehr der jeweiligen Mode an, um
schließlich am Ende ihres Lebens einer Kleidung Beifall zu zollen, die sie in
ihrer Jugend entschieden abgelehnt hätten. Zu dieser Haltung aber gelangten sie
auf einem Weg, der sie langsam und unmerklich durch die Etappen verschiedenster
Schattierungen der Revolution führte. Es fehlte ihnen nämlich an Scharfblick
und Energie, die Ziele der Revolution, die in ihnen und um sie herum vor sich
ging, zu durchschauen. Und so gelangten sie schrittweise genauso weit, wie
irgendein Revolutionär ihres Alters, der bereits als Jugendlicher im Eilschritt
Revolutionär geworden war. Die Wahrheit und das Gute sind in der Seele dieser
Menschen zwar auf der Verliererseite angesiedelt, aber dennoch ist nicht alles
verloren, denn angesichts eines schweren Irrtums oder eines großen Übels sind
sie durchaus noch eines heilsamen Erschrekkens fähig, das ihnen endlich die
Augen für den perversen Kern der Revolution öffnet und sie zu einer
entschiedenen, systematischen Haltung gegen alle ihre Erscheinungsformen
bewegt. Die Revolution geht darum schrittweise vor, denn sie möchte diese Art
von gesundem Schrecken und gegenrevolutionärer Kristallisierung verhindern.
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