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Plinio Corrêa de Oliveira
Revolution und Gegenrevolution

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  • Zweiter Teil     Die Gegenrevolution
    • XI. KAPITEL   Gegenrevolution und weltliche Gesellschaft
      • 1. Gegenrevolution und gesellschaftliche Organe
        • A. Wohltätige Einrichtungen, Sozialarbeit, Sozialhilfe, Arbeitgeberverbände, Arbeitnehmervereinigungen usw.
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A. Wohltätige Einrichtungen, Sozialarbeit, Sozialhilfe, Arbeitgeberverbände, Arbeitnehmervereinigungen usw.

* a. In dem Maße, in dem die genannten Einrichtungen zur Normalisierung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens beitragen, arbeiten sie gegen die revolutionäre Entwicklung. In diesem Sinne handelt es sich also um wertvolle, wenn auch nur unausgesprochen und mittelbar wirkende Helfer der Gegenrevolution.

* b. An dieser Stelle ist es jedoch angebracht, an einige Wahrheiten zu erinnern, deren Wichtigkeit leider von denen, die sich diesen Werken selbstlos widmen, allzuoft übersehen wird:

* Gewiß kann mit Hilfe dieser Werke die materielle Not, die bei den Massen soviel Aufruhr hervorruft, gelindert und in einigen Fällen sogar ganz beseitigt werden. Der Geist der Revolution ist jedoch nicht in erster Linie ein Produkt des Elends. Seine Wurzel ist vielmehr sittlicher, das heißt also, religiöser Natur 18. Neben den hier angesprochenen Werken ist also auch, so weit und so gut dies im jeweiligen Bereich möglich ist, die sittlich-religiöse Bildung zu fördern; besonders wichtig aber ist es, darauf zu achten, daß die Seelen vor dem in unseren Tagen so kräftigen Virus der Revolution gewarnt werden.

• Als barmherzige Mutter unterstützt die Kirche alles, was dem menschlichen Elend Linderung bringen kann. Sie gibt sich jedoch keineswegs der Illusion hin, daß sie alles Elend aus der Welt schaffen kann. Ihre Predigt empfiehlt eine Haltung heiligen Sichfügens in Krankheit, Armut und andere Entbehrungen.

• Die Sozialarbeit bietet sicherlich wertvolle Gelegenheit zur Schaffung einer Atmosphäre, in der gegenseitiges Verstehen und Nächstenliebe zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gedeihen und die damit zu einer Entwaffnung der schon zum Klassenkampf bereitstehenden Geister beitragen kann. Es wäre aber sicherlich ein Fehler anzunehmen, daß die Güte stets über die menschliche Bosheit obsiegen wird. Selbst die zahllosen Wohltaten, die unser Herr Jesus Christus im Laufe seines Lebens den Menschen erwiesen hat, vermochten nicht den Haß zu überwinden, den ihm die Bösen entgegenbrachten. Zwar hat sich der Kampf gegen die Revolution vornehmlich um die liebevolle Aufklärung und Führung der Seelen zu bemühen, doch reicht dies offensichtlich nicht aus, und es ist deshalb erlaubt und meist sogar unerläßlich, den verschiedenen Erscheinungsformen der Revolution, wie zum Beispiel dem Kommunismus, ausdrücklich und direkt mit allen angemessenen, rechtmäßigen Mitteln die Stirn zu bieten.

Wichtig ist es auch, darauf zu achten, daß die sozialen Einrichtungen bei ihren Nutznießern und Mitgliedern eine Gesinnung ehrlicher Dankbarkeit für die erhaltene Hilfe erwecken oder, falls es sich um einen Akt der Gerechtigkeit handelt, wenigstens die Redlichkeit anzuerkennen, die hinter diesem sittlichen Vorgehen steht.

• In den vorausgegangenen Abschnitten hatten wir besonders den Arbeiterstand im Sinn. Hier muß nun ausdrücklich betont werden, daß der Gegenrevolutionär keineswegs system bedingt die eine oder die andere Klasse bevorzugt. Da ihm aber das Recht auf Eigentum ganz besonders am Herzen liegt, muß er die oberen Schichten immer wieder darauf aufmerksam machen, daß es nicht genügt, die Revolution ausschließlich auf den Gebieten zu bekämpfen, wo sie ihnen Vorteile wegnehmen möchte, in allen anderen Bereichen aber sie paradoxerweise, wie man es oft genug erleben muß, durch Wort und Beispiel zu fördern, wie etwa im Familienleben, am Strand, im Schwimmbad und bei anderen Vergnügungen, beim geistigen und künstlerischen Schaffen usw. Eine Arbeiterschaft, die einem solchen Beispiel folgt und die entsprechenden revolutionären Ideen in sich aufgenommen hat, wird von der Revolution ganz bestimmt gegen die „halbgegenrevolutionären" Eliten eingesetzt werden.

Ebenso schädlich wäre es für Adel und Bürgertum, sich in Verhalten und Kleidung gemein zu machen, um auf diese Weise die Revolution zu entwaffnen. Eine gesellschaftliche Autorität, die sich entwürdigt, ist schalgewordenem Salz zu vergleichen. Man kann es nur wegwerfen, und die Vorübergehenden werden es zertreten 19. In den meisten Fällen wird die Masse gerade dies voller Verachtung auch tun.

Indem die oberen Schichten so die eigene Stellung mit Würde und Nachdruck verteidigen, sollen sie doch gleichzeitig auch mit den anderen direkt und freundlich verkehren, denn allein aus der Ferne geübte Nächstenliebe und Gerechtigkeit reichen nicht aus, um zwischen den Klassen der wahren christlichen Liebe entsprechende Beziehungen entstehen zu lassen.

Besonders die Besitzenden sollten nicht vergessen, daß viele Menschen bereit sind, das Privateigentum (dem neben dem individuellen Recht natürlich auch eine soziale Funktion zukommt) gegen den Kommunismus zu verteidigen, weil es sich um ein Prinzip handelt, das von Gott gewollt ist und dem Naturgesetz entspricht. Das Prinzip hat jedoch sowohl für das Eigentum des Arbeitgebers als auch für das des Arbeitnehmers zu gelten. Wenn also im Namen dieses Prinzips der Kommunismus bekämpft wird, so hat dasselbe auch den Arbeitgeber dazu zu zwingen, das Anrecht des Arbeiters auf einen gerechten Lohn zu respektieren, damit dieser hiermit die eigenen Bedürfnisse und die seiner Familie befriedigen kann. Darauf muß hingewiesen werden, damit deutlich wird, daß die Gegenrevolution nicht nur die Rechte der Arbeitgeber sondern eben beider Klassen verteidigt. Es geht ihr ja nicht um die Interessen von Gruppen oder Gesellschaftsschichten, sondern um Prinzipien.




18) Vgl. Leo XIII., Enzyklika Graves de Communi, vom 18.1.1901, Bonne Presse, Paris. Bd. VI, S. 212

19) Vgl. Mt 5, 13




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