* a. In dem Maße, in dem die
genannten Einrichtungen zur Normalisierung des wirtschaftlichen und sozialen
Lebens beitragen, arbeiten sie gegen die revolutionäre Entwicklung. In diesem
Sinne handelt es sich also um wertvolle, wenn auch nur unausgesprochen und
mittelbar wirkende Helfer der Gegenrevolution.
* b. An dieser Stelle ist es jedoch
angebracht, an einige Wahrheiten zu erinnern, deren Wichtigkeit leider von
denen, die sich diesen Werken selbstlos widmen, allzuoft übersehen wird:
* Gewiß kann mit Hilfe dieser Werke
die materielle Not, die bei den Massen soviel Aufruhr hervorruft, gelindert und
in einigen Fällen sogar ganz beseitigt werden. Der Geist der Revolution ist
jedoch nicht in erster Linie ein Produkt des Elends. Seine Wurzel ist vielmehr
sittlicher, das heißt also, religiöser Natur 18. Neben den hier angesprochenen
Werken ist also auch, so weit und so gut dies im jeweiligen Bereich möglich
ist, die sittlich-religiöse Bildung zu fördern; besonders wichtig aber ist es,
darauf zu achten, daß die Seelen vor dem in unseren Tagen so kräftigen Virus
der Revolution gewarnt werden.
• Als barmherzige Mutter unterstützt
die Kirche alles, was dem menschlichen Elend Linderung bringen kann. Sie gibt
sich jedoch keineswegs der Illusion hin, daß sie alles Elend aus der Welt
schaffen kann. Ihre Predigt empfiehlt eine Haltung heiligen Sichfügens in
Krankheit, Armut und andere Entbehrungen.
• Die Sozialarbeit bietet sicherlich
wertvolle Gelegenheit zur Schaffung einer Atmosphäre, in der gegenseitiges
Verstehen und Nächstenliebe zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gedeihen
und die damit zu einer Entwaffnung der schon zum Klassenkampf bereitstehenden
Geister beitragen kann. Es wäre aber sicherlich ein Fehler anzunehmen, daß die
Güte stets über die menschliche Bosheit obsiegen wird. Selbst die zahllosen
Wohltaten, die unser Herr Jesus Christus im Laufe seines Lebens den Menschen
erwiesen hat, vermochten nicht den Haß zu überwinden, den ihm die Bösen
entgegenbrachten. Zwar hat sich der Kampf gegen die Revolution vornehmlich um
die liebevolle Aufklärung und Führung der Seelen zu bemühen, doch reicht dies
offensichtlich nicht aus, und es ist deshalb erlaubt und meist sogar
unerläßlich, den verschiedenen Erscheinungsformen der Revolution, wie zum
Beispiel dem Kommunismus, ausdrücklich und direkt mit allen angemessenen,
rechtmäßigen Mitteln die Stirn zu bieten.
• Wichtig ist es auch, darauf zu
achten, daß die sozialen Einrichtungen bei ihren Nutznießern und Mitgliedern eine
Gesinnung ehrlicher Dankbarkeit für die erhaltene Hilfe erwecken oder, falls es
sich um einen Akt der Gerechtigkeit handelt, wenigstens die Redlichkeit
anzuerkennen, die hinter diesem sittlichen Vorgehen steht.
• In den vorausgegangenen
Abschnitten hatten wir besonders den Arbeiterstand im Sinn. Hier muß nun
ausdrücklich betont werden, daß der Gegenrevolutionär keineswegs system bedingt
die eine oder die andere Klasse bevorzugt. Da ihm aber das Recht auf Eigentum
ganz besonders am Herzen liegt, muß er die oberen Schichten immer wieder darauf
aufmerksam machen, daß es nicht genügt, die Revolution ausschließlich auf den
Gebieten zu bekämpfen, wo sie ihnen Vorteile wegnehmen möchte, in allen anderen
Bereichen aber sie paradoxerweise, wie man es oft genug erleben muß, durch Wort
und Beispiel zu fördern, wie etwa im Familienleben, am Strand, im Schwimmbad
und bei anderen Vergnügungen, beim geistigen und künstlerischen Schaffen usw.
Eine Arbeiterschaft, die einem solchen Beispiel folgt und die entsprechenden revolutionären
Ideen in sich aufgenommen hat, wird von der Revolution ganz bestimmt gegen die
„halbgegenrevolutionären" Eliten eingesetzt werden.
• Ebenso schädlich wäre es für Adel
und Bürgertum, sich in Verhalten und Kleidung gemein zu machen, um auf diese Weise
die Revolution zu entwaffnen. Eine gesellschaftliche Autorität, die sich
entwürdigt, ist schalgewordenem Salz zu vergleichen. Man kann es nur wegwerfen,
und die Vorübergehenden werden es zertreten 19. In den meisten Fällen
wird die Masse gerade dies voller Verachtung auch tun.
• Indem die oberen Schichten so die
eigene Stellung mit Würde und Nachdruck verteidigen, sollen sie doch
gleichzeitig auch mit den anderen direkt und freundlich verkehren, denn allein
aus der Ferne geübte Nächstenliebe und Gerechtigkeit reichen nicht aus, um
zwischen den Klassen der wahren christlichen Liebe entsprechende Beziehungen
entstehen zu lassen.
• Besonders die Besitzenden sollten
nicht vergessen, daß viele Menschen bereit sind, das Privateigentum (dem neben
dem individuellen Recht natürlich auch eine soziale Funktion zukommt) gegen den
Kommunismus zu verteidigen, weil es sich um ein Prinzip handelt, das von Gott
gewollt ist und dem Naturgesetz entspricht. Das Prinzip hat jedoch sowohl für
das Eigentum des Arbeitgebers als auch für das des Arbeitnehmers zu gelten.
Wenn also im Namen dieses Prinzips der Kommunismus bekämpft wird, so hat
dasselbe auch den Arbeitgeber dazu zu zwingen, das Anrecht des Arbeiters auf
einen gerechten Lohn zu respektieren, damit dieser hiermit die eigenen
Bedürfnisse und die seiner Familie befriedigen kann. Darauf muß hingewiesen
werden, damit deutlich wird, daß die Gegenrevolution nicht nur die Rechte der
Arbeitgeber sondern eben beider Klassen verteidigt. Es geht ihr ja nicht um die
Interessen von Gruppen oder Gesellschaftsschichten, sondern um Prinzipien.
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