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Plinio Corrêa de Oliveira
Revolution und Gegenrevolution

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  • Dritter Teil   Revolution und Gegenrevolution Zwanzig Jahre Später
    • II. KAPITEL   Höhepunkt und Krise der III. Revolution
      • 2. Unerwartete Hindernisse bei der Anwendung der klassischen Methoden der III. Revolution
        • B. Niedergang der revolutionären Führungskraft
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B. Niedergang der revolutionären Führungskraft

Zum Rückgang der unmittelbaren Überzeugungskraft des roten Credos gegenüber der Masse, den man im Rückgriff auf derartige indirekte, langsame und mühevolle Mittel erkennen kann, gesellt sich noch ein entsprechender Niedergang der revolutionären Führungskraft des Kommunismus.

Untersuchen wir nun, wie sich die entsprechenden Erscheinungen äußern und welche Ergebnisse sie zeitigen.

a. Haß, Klassenkampf, Revolution

Die kommunistische Bewegung ist im wesentlichen eine aus dem Klassenhaß hervorgegangene Revolution, und als solche versteht sie sich auch selbst. Die Gewalt ist die ihr gemäßeste Methode. Mit dieser direkten, blitzartig vorgehenden Methode erhofften sich die Anführer des Kommunismus mit dem geringsten Versagensrisiko in kürzester Zeit die besten Ergebnisse.

Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz dieser Methode ist die Führungskraft der verschiedenen KPs, die es ihnen möglich macht, Unzufriedenheit zu schaffen, diese Unzufriedenheit in Haß und den Haß hinwieder in eine ungeheure Verschwörung zu verwandeln, die „nukleare" Sprengkraft dieses Hasses zerstört die gegenwärtige Ordnung und öffnet damit der Einführung des Kommunismus den Weg.

b. Niedergang der Führung des Hasses und des Einsatzes von Gewalt

Nun entgleitet aber nach und nach auch diese Führung des Hasses den Händen der Kommunisten.

Wir wollen uns hier nicht lange mit Erklärungen über die komplexen Gründe dieser Tatsache aufhalten. Nur soviel soll erwähnt werden: Die Gewalt hat dem Kommunismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre immer geringere Vorteile verschafft. Als Beweis genügt der Hinweis auf das unabänderliche Scheitern der Guerrilla-Kämpfe und des Terrorismus in vielen Teilen Lateinamerikas.

Es stimmt natürlich, daß die Gewaltanwendung in Afrika fast einen ganzen Kontinent dem Kommunismus in die Arme treibt. Doch hat dieses Geschehen wenig mit dem Trend der Öffentlichkeit in der übrigen Welt zu tun, denn die Primitivität des größten Teils der angestammten Bevölkerung dieses Kontinents sorgt hier für ganz besondere, unverwechselbare Zustände. Die Gewalt hat hier ihre Anhänger nicht in erster Linie einer ideologischen Motivation zu verdanken, sondern vor allem auch antikolonialistischen Ressentiments, deren sich die kommunistische Propaganda mit gewohnter Schläue zu bedienen wußte.

c. Ergebnis und Beweis des Niedergangs: Die III. Revolution verwandelt         sich in eine lächelnde Revolution

Der deutlichste Beweis dafür, daß die III. Revolution in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren ihre Fähigkeit, den revolutionären Haß hervorzurufen und anzuführen zusehends eingebüßt hat, liegt in der sich selbst verordneten Umwandlung.

Im Zuge des nach Stalins Tod im Westen aufkommenden Tauwetters setzte sich die III. Revolution eine lächelnde Maske auf und schaltete von Polemik auf Dialog um, täuschte eine Änderung von Mentalität und Haltung vor und war nun auf einmal zu jeder Art von Zusammenarbeit mit den Gegnern bereit, die sie vorher mit Gewalt zu vernichten gedroht hatte.

Auf internationaler Ebene ging die Revolution zunächst vom Kalten Krieg zur friedlichen Koexistenz über, danach fielen die „ideologischen Barrieren" und schließlich kam es zur offenen Zusammenarbeit mit den kapitalistischen Mächten; im Pressejargon prägte man dafür die Begriffe Ostpolitik oder détente.

Auf innenpolitischer Ebene verschiedener Länder des Westens hat sich die „politique de la main tendue ", die zu Stalins Zeiten noch als reiner Vorwand zur Täuschung kleiner linksgerichteter katholischer Minderheiten gedient hatte, in eine wahre détente zwischen Kommunisten und Befürwortern des Kapitalismus verwandelt, in das ideale Instrument der Roten, die damit herzliche Beziehungen und hinterhältige Annäherungen zu allen ihren Gegnern herstellen, ganz gleich ob diese dem geistlichen oder weltlichen Bereich zuzuordnen waren. Es kam nun zu einer Reihe von „freundschaftlichen" Taktiken wie etwa der der „Weggenossen", der des gesetzeskonformen, liebenswürdigen. Moskau gegenüber vorsichtigen Eurokommunismus, der des historischen Kompromisses usw.

Wir haben es bereits vorweggenommen: All diese Strategien haben sich inzwischen vorteilhaft für die III. Revolution erwiesen, wenn sie auch nur langsam und schrittweise greifen und ihre Ergebnisse von tausend veränderlichen Größen abhängig sind.

Auf der Höhe ihrer Macht angekommen, hat die III. Revolution ihre Drohungen und Angriffe eingestellt und ist nun dazu übergangen, zu lächeln und zu bitten. Statt weiterhin im militärischen Schritt der Kosakenstiefel vorwärts zu streben, geht sie nun gemächlich in diskretem Schritt vor. Sie hat den direkten, kürzeren Weg aufgegeben, um sich für einen Zickzackkurs zu entscheiden, der eine Menge an Unsicherheit mit sich bringt. - Was für ein Wandel in zwanzig Jahren!




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