Nun wird aber jemand einwenden, daß
die mit der genannten Taktik in Italien und Frankreich errungenen Erfolge
keineswegs den Schluß zulassen, der Kommunismus befinde sich in der freien Welt
auf dem Rückzug. Oder daß der Fortschritt sich auch nur langsamer vollziehe als
in den finsteren Zeiten Lenins und Stalins.
Auf diesen Einwand gilt es vor allem
mit den allgemeinen, freien Wahlen in Schweden, in der Bundesrepublik und
Finnland zu antworten, oder mit dem Ergebnis der Regionalwahlen in England und
der unsicheren Lage des Labourkabinetts in London, denn diese zeigen, wie wenig
Appetit die großen Massen auf sozialistische „Paradiese", auf
kommunistische Gewalt usw. verspüren.
Es häufen sich die Anzeichen dafür,
daß das Beispiel dieser Länder auch bereits in den beiden großen katholischen,
romanischen Ländern Westeuropas Schule macht und dort die kommunistischen
Fortschritte zu beeinträchtigen beginnt 8.
Unseres Erachtens ist es jedoch
äußerst zweifelhaft, ob der Stimmenzuwachs, dessen sich sowohl die
Kommunistische Partei Italiens als auch die Sozialistische Partei Frankreichs
(von der französischen KP brauchen wir gar nicht zu sprechen, da diese sowieso
längst stagniert hat) erfreuen, tatsächlich dem kommunistischen Lager zu
verdanken ist.
Beide Parteien (PSF und PCI) haben
längst nicht nur die Stimmen ihrer eigenen Stammwähler auf sich vereinigen
können. Eine beachtliche Unterstützung aus dem katholischen Lager, deren volles
Ausmaß wohl erst die Geschichte eines Tages offenbaren wird, hat um die
italienische KP herum ein ungewöhnliches Klima der Illusionen, der Schwächen,
der Schlaffheit und Komplizenschaft heraufbeschworen. Die Auswirkungen dieser
erstaunlichen, künstlich hochgespielten Umstände auf die Wahlen erklären zum
großen Teil das Anwachsen der prokommunistischen Wahlstimmen, die weitaus nicht
alle von kommunistischen Wählern stammen. Man darf in diesem Zusammenhang auch
nicht den mittel- oder unmittelbaren Einfluß gewisser Krösuse auf das
Wahlergebnis vergessen, ihre offen zugegebene Kollaboration mit dem Kommunismus
ermöglicht Wahlmanöver, aus denen der III. Revolution offensichtliche Vorteile
erwachsen. In bezug auf die PSF könnte man ähnliche Beobachtungen anstellen.
|