Unter dem Blickwinkel von Revolution
und Gegenrevolution hat der lächelnde Kommunismus nach Stalin seinen größten
Erfolg dadurch errungen, daß das II. Vatikanische Konzil in bezug auf den
Kommunismus ein rätselhaftes, verunsicherndes, Erstaunen erregendes, ja auf
apokalyptische Weise tragisches Schweigen gewahrt hat.
Das Konzil selbst sollte pastoraler
und nicht dogmatischer Natur sein. Tatsächlich hatte es keine dogmatische
Tragweite. Das Ausbleiben einer Stellungnahme gegenüber dem Kommunismus kann es
aber außerdem auch als das apastorale Konzil in die Geschichte eingehen lassen.
Sehen wir uns die besondere
Bedeutung, die wir dieser Behauptung geben, einmal näher an.
Der Leser möge sich zunächst einmal
eine ungeheure Herde vorstellen, die abgemattet über magere, dürre Weiden zieht
und von allen Seiten Schwärme von Bienen, Wespen und Raubvögeln auf sich
einstürzen sieht.
Die Hirten machen sich nun daran,
das Weideland zu bewässern und die angreifenden Schwärme abzuwehren. Kann man
eine solche Tätigkeit als pastoral bezeichnen? Theoretisch ja. Wenn aber die
Herde gleichzeitig von einer Meute gefräßiger Wölfe, von denen viele sich mit
Schafsfellen getarnt haben, angefallen würde, und es die mit der Vertreibung
von Insekten und Vögeln beschäftigten Hirten unterließen, diese Wölfe zu
entlarven und zu verjagen, könnte man dann ihr Werk pastoral, das heißt guten,
treuen Hirten entsprechend nennen?
Haben mit anderen Worten jene, die beim
II. Vatikanischen Konzil die weniger wichtigen Gegner verscheuchen wollten,
während sie gleichzeitig dem größeren Gegner durch ihr Schweigen freie Hand
gaben, sich als wahre Hirten verhalten?
Mit seinen angeblich der heutigen
Zeit angepaßten Taktiken, von denen man übrigens bestenfalls behaupten kann,
daß sie auf theoretischer Ebene fragwürdig und in ihren praktischen
Auswirkungen ruinös sind, hat das II. Vatikanische Konzil sozusagen versucht,
Bienen, Wespen und Raubvögel zu verscheuchen, sein Schweigen gegenüber dem
Kommunismus hat jedoch den Wölfen volle Freiheit eingeräumt. Die Arbeit dieses
Konzils wird weder in die Geschichte noch ins Buch des Lebens als wirklich
pastoral eingehen.
Es ist schmerzlich, davon zu
sprechen, aber die Fakten lassen keinen anderen Schluß zu: das II. Vatikanische
Konzil ist als einer der größten Unglücksfälle wenn nicht gar als deren größter
in der Kirchengeschichte anzusehen 9.
Seither dringt in einem nie
erwarteten Ausmaße der „Rauch des Satans " in die Kirche ein und breitet
sich mit der furchtbaren Ausdehnungskraft des Gases von Tag zu Tag mehr aus.
Zum Ärgernis unzähliger Seelen ist der Mystische Leib Christi in den
unheilvollen Sog einer Art Selbstzerstörung geraten *.
Die Geschichte berichtet von
zahllosen Erschütterungen, denen sich die Kirche in den zwanzig Jahrhunderten
ihres Daseins bisher ausgesetzt sah. Sie weiß von Gegnern zu erzählen, die
außerhalb der Kirche aufstanden und sie von außen zu zerstören trachteten, von
Tumoren" die sich in ihrem Innern gebildet hatten und von ihr
herausgeschnitten wurden, und die dann versuchten, sie von außen mit aller
Gewalt zu zerstören.
Wann aber hat es in der Geschichte
bisher einen Versuch zur Zerstörung der Kirche gegeben, der nicht etwa von
einem Gegner ausging, der in einer Rede, die weltweit Aufsehen erregte, von
höchster Stelle als „Selbstzerstörung" bezeichnet wurde 10.
Für die Kirche und für die noch verbliebenen
Reste christlicher Kultur bedeutet dies eine ungeheure Niederlage. Die
vatikanische Ostpolitik zum Beispiel und das massive Eindringen des Kommunismus
in die katholischen Reihen sind das Ergebnis dieser Unglücksfälle. Für die
psychologische Offensive der III. Revolution gegen die
Kirche aber
sind sie als weitere Erfolge zu buchen *.
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