Diese Krise ist einzig. Das heißt,
wir haben es nicht etwa mit einer Anhäufung von Krisen zu tun, die zwar durch
einige mehr oder weniger bedeutsame Ähnlichkeiten miteinander verbunden sind,
sich aber sonst in den verschiedenen Ländern parallel zueinander und unabhängig
voneinander entwickeln.
Wenn es zu einem Waldbrand kommt, so
spricht man doch nicht von tausend Einzelbränden an tausend
nebeneinanderstehenden Einzelbäumen. Die Einheit des Phänomens „Brand",
der sich über die lebendige Einheit „Wald" erstreckt, und der Umstand, daß
sich die ungeheure Ausbreitungskraft der Flammen aus der Hitze ableitet, die
bei der Verschmelzung und Vermehrung zahlloser Flammen an einer großen Anzahl
von Bäumen entsteht, all das trägt schließlich dazu bei, daß der Waldbrand zu
einem einzigen, tausende von Einzelbränden umfassenden Ganzen wird, so
verschieden die jeweiligen Begleitumstände auch sein mögen.
Die abendländische Christenheit
bildete ein Ganzes, das die einzelnen christlichen Länder transzendierte jenoch
nicht aufsaugte. In dieser lebendigen Einheit kam es zu einer Krise, die
infolge der sich potenzierenden und miteinander verschmelzenden Brandherde
immer zahlreicher werdender lokaler Krisen, die sich seit Jahrhunderten
ununterbrochen gegenseitig durchdrungen und angeschürt hatten, schließlich auf
den ganzen Organismus übergriff. Die Folge davon ist, daß es die Christenheit,
im Sinne einer Familie offiziell katholischer Staaten, längst nicht mehr gibt.
Als Überbleibsel sind nur noch die christlichen Völker des Abendlandes
geblieben, die allerdings unter der Einwirkung eben dieses Übels heute
ebenfalls im Sterben liegen.
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