Es handelt sich bei dieser Krise
keineswegs um ein spektakuläres, isoliert auftretendes Geschehen, wir haben es
vielmehr mit einem kritischen, fünfhundertjährigen Prozeß zu tun, in dem sich
immer wieder Ursachen und Wirkungen aneinanderreihen. Unter bestimmten
geschichtlichen Umständen kraftvoll aus den Tiefen der Seele und der Kultur des
abendländischen Menschen hervorgebrochen, ruft er seit dem 15. Jahrhundert
unaufhörlich Konvulsionen um Konvulsionen hervor. Mit vollem Recht lassen sich
auf ihn die Worte Pius XII. über einen subtilen, geheimnisvollen „Feind"
der Kirche anwenden: „Er ist an allen Orten unter allen Menschen anzutreffen,
ist gewalttätig und arglistig. Während der letzten Jahrhunderte versuchte er
immer wieder, die geistige, moralische, gesellschaftliche Einheit des
mystischen Leibes Christi zu zerstören. Er wollte eine Natur ohne Gnade, eine
Vernunft ohne Glauben, Freiheit ohne Autorität und manchmal auch Autorität ohne
Freiheit. Dieser„ Feind" trat mit einer verblüffenden Skrupellosigkeit
immer deutlicher in Erscheinung: Christus ja, aber keine Kirche! Später dann:
Gott ja, aber ohne Christus! Und schließlich der ruchlose Ruf: Gott ist tot!,
mehr noch, Gott hat es nie gegeben! Und nun dieser Versuch, die Weltordnung auf
Fundamenten zu errichten, denen wir ohne Zögern die Hauptverantwortung für das
die Menschheit bedrohende Unheil zuschreiben: eine gottlose Wirtschaft, ein
gottloses Recht, eine gottlose Politik"1.
Es wäre ein Irrtum, diesen Prozeß
als eine zufällige Abfolge von Ursachen und Wirkungen zu sehen, die eben einen
unerwarteten Ablauf genommen hätten. Schon in ihren Anfängen verfügte die Krise
über die notwendige Energie, alle ihre Potentialitäten Wirklichkeit werden zu
lassen, und bis heute ist sie stark genug, Konvulsionen von äußerster
Intensität hervorzurufen und somit jene abschließenden Zerstörungen
anzurichten, auf die sie letztendlich angelegt ist.
So steuert die Krise unter dem bedingenden
Einfluß verschiedenster äußerlicher Faktoren kultureller, gesellschaftlicher,
wirtschaftlicher, ethnischer, geographischer und anderer Natur auf oft recht
gewundenen Wegen unaufhörlich ihrem tragischen Ende entgegen.
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