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Plinio Corrêa de Oliveira
Revolution und Gegenrevolution

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  • Erster Teil   Die Revolution
    • III. KAPITEL Kennzeichen dieser Krise
      • 5. Sie ist prozessualer Natur
        • E. Monarchie, Republik und Religion
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E. Monarchie, Republik und Religion

Um etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen, gilt es deutlich zu machen, daß hier nicht die Behauptung aufgestellt wird, die Republik sei notwendigerweise ein revolutionäres politisches System. Leo XIII. hat in seinen Ausführungen über die verschiedenen Regierungsformen darauf hingewiesen, daß „jede von ihnen gut sei, sofern sie nur fähig ist, geradlinig auf ihr Ziel zuzugehen, auf das Gemeinwohl nämlich, für das die gesellschaftliche Autorität eingesetzt worden ist 3.

Für revolutionär aber halten wir die grundsätzlich feindliche Haltung gegenüber Monarchie und Aristokratie, als ob diese ihrem Wesen nach mit der Menschenwürde und der natürlichen Ordnung der Dinge unvereinbar wären. Dieser Irrtum wurde vom Hl. Pius X. in seinem apostolischen Schreiben Notre Charge Apostolique vom 25. August 1910 ausdrücklich verurteilt. Darin verwirft der große, heilige Papst die These des „Sillon", nach der „somit würde nur die Demokratie das Reich der wahrhaftigen Gerechtigkeit eröffnen ", und ruft aus: „Ist es nicht eine Beleidigung für alle übrigen Regierungsformen, die man auf diese Weise auf den Rang von machtlosen Notbehelf-Regierungen erniedrigt? 4

Ohne diesen in dem von uns erwähnten Prozeß eingefleischten Irrtum läßt es sich nicht erklären, warum die von Papst Pius VI. als die theoretisch beste Regierungsform bezeichnete Monarchie - praestantioris monarchici regiminis forma 5- im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts weltweit angefeindet wurde, und schließlich sogar die ehrwürdigsten Throne und Dynastien gestürzt wurden. Die reihenweise Entstehung von Republiken auf der ganzen Welt ist unserer Meinung nach ein typisches Ergebnis und einer der wichtigsten Aspekte der Revolution.

Als Revolutionär sollte nicht eingestuft werden, wer aus bestimmten, örtlich bedingten Gründen für sein Vaterland die Demokratie der Aristokratie oder Monarchie bei gleichzeitiger Wahrung der legitimen Autorität vorzieht, sondern wer aus dem egalitären Geist der Revolution heraus die Aristokratie und die Monarchie grundsätzlich haßt und sie als wesenhaft ungerecht und unmenschlich bezeichnet.

Aus diesem gegen Monarchie und Aristokratie gerichteten Haß heraus entstehen Demokratien der Volksverhetzung, die die Tradition bekämpfen, die Eliten verfolgen, den allgemeinen Lebensgeist drosseln und jene vulgäre Stimmung aufkommen lassen, die nun zu einer Art Kulturdominante geworden ist, soweit man den Begriff Kultur unter diesen Bedingungen überhaupt noch anwenden kann.

Wie sehr unterscheidet sich doch von einer solchen revolutionären Demokratie die von Pius XII. mit folgenden Worten beschriebene Demokratie: „Nach dem Zeugnis der Geschichte ist das Leben des Volkes dort, wo eine wahre Demokratie herrscht, von gesunden Traditionen getragen, die man nicht niederreißen darf. Vertreter dieser Traditionen sind vor allem die führenden Klassen oder die Gruppen von Männern und Frauen oder Vereinigungen, die, wie man zu sagen pflegt, den Ton angeben im Dorf und in der Stadt, in der Provinz und im ganzen Land.

Dies ist der Grund, warum in allen Kulturvölkern im erhabensten Sinn des Wortes hervorragend aristokratische Einrichtungen - wie es manche Akademien von weitreichender Berühmtheit sind - bestehen und Einfluß ausüben. Hierher gehört auch der Adel "6.

Wie man sieht, ist also der Geist der revolutionären Demokratie ein ganz anderer als der, der nach der Lehre der Kirche eine Demokratie beseelen sollte.




3) Enzyklika Au Milieu des Sollicitudes (16.2.1892) -Die Katholische Sozialdoktrin in ihrer geschichtlichen Entfaltung -Eine Sammlung päpstlicher Dokumente vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart (Originaltexte mit Übersetzung) - herausgegeben von Prof. Dr. Arthur Utz und Dr. Brigitta Gräfin von Galen- Imprimatur: Friburgi Helv., die 2 decembris 1975, Th. Perroud, V.G. - Scientia Humana Institut, Aachen, 1976, XXIII, 190.

4) Utz-von Galen, XXIII, 251.

5) Ansprache an das Konsistorium, 17.6.1793, Pii VI Pont. Max. Acta, Typis S. Congreg. de Propaganda Fide, Rom, 1871, Bd. II, S. 17.

6) Ansprache an das Patriziat und den Adel von Rom, 16.1.1946, Auf bau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens. Soziale Summe Pius XII. Herausgegeben von Arthur-Fridolin Utz O.P. und Joseph-Fulko Groner O.P. (Universität Freiburg). Nihil Obstat: Friburgi Helv., die 5. Maii 1954, G. Meersseman O.P., P. Wyser O.P. Imprimatur: Friburgi Helv., die 5. Maii 1954, N. Luyten O.P., Friburgi Helv., die 29 Junii 1954, R. Pittet, V.G. Paulusverlag Freiburg Schweiz, 1954, S. 1636-1637.




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