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Plinio Corrêa de Oliveira
Revolution und Gegenrevolution

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  • Erster Teil   Die Revolution
    • IV KAPITEL Die Metamorphosen des revolutionären Prozesses
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IV KAPITEL

Die Metamorphosen des revolutionären Prozesses

Wie das vorhergehende Kapitel zeigt, ist der revolutionäre Prozeß eine schrittweise Entwicklung gewisser ungeordneter Tendenzen des christlich-abendländischen Menschen und dadurch bedingter Irrtümer.

In jedem Stadium erscheinen diese Tendenzen und Irrtümer mit einem anderen Gesicht, denn die Revolution wandelt sich im Laufe der Geschichte.

Diese Metamorphosen, die sich allgemein in den Hauptlinien der Revolution feststellen lassen, kehren in kleinerem Maßstab in jedem großen Abschnitt derselben wieder.

So bediente sich der Geist der Französischen Revolution in seiner ersten Phase einer durchaus aristokratischen, ja sogar kirchlichen Sprache und Maske, ging am Hofe aus und ein und hatte seinen Sitz im Kronrat.

Später nahm er bürgerliche Züge an und setzte sich nunmehr für die unblutige Beseitigung der Monarchie und des Adels sowie für eine verschleierte, friedliche Abschaffung der katholischen Kirche ein.

Bei der erstbesten Gelegenheit nahm er die Haltung der Jakobiner ein und berauschte sich am Blut der Terrorherrschaft.

Die Ausschreitungen des Jakobinerklubs stießen jedoch auf Widerstand, und so durchlief er nun auf dem Rückzug die selben Etappen wieder, allerdings in umgekehrter Richtung. Aus dem Jakobiner wurde im Direktorium ein Bürgerlicher, und unter Napoleon streckte er seine Hand wieder der Kirche entgegen und öffnete dem verbannten Adel Tür und Tor; am Ende klatschte er sogar den zurückkehrenden Bourbonen Beifall. Das Ende der Französischen Revolution bedeutet jedoch nicht den Abschluß des revolutionären Prozesses. Mit dem Sturz Karls X. und dem Aufstieg Louis-Philippes kommt er wieder zum Ausbruch, und von Wandel zu Wandel zieht er aus Erfolgen und sogar aus Mißerfolgen Nutzen und erreicht so in unseren Tagen seinen Höhepunkt.

Die Revolution nützt somit ihre Metamorphosen nicht nur um vorzustoßen, sie versteht es auch, sich immer wieder taktisch zurückzuziehen, wenn dies notwendig wird.

Manchmal täuscht die stets lebendige Bewegung ihren Tod vor, und dies ist eine ihrer interessantesten Wandlungen. Dem Anschein nach ist die Lage in einem bestimmten Land dann völlig ruhig. Die Reaktion der Gegenrevolution räkelt sich und schläft ein. In den Tiefen des religiösen, kulturellen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Lebens aber gewinnt derweil der revolutionäre Gärungsprozeß immer mehr an Boden, und am Ende dieses scheinbaren Stillhaltens kommt es dann plötzlich zu einem unerwarteten Ausbruch, der in seiner Stärke oft die vorausgegangenen Ausbrüche noch übertrifft.

 

 




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