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Friedrich Kind
Der Freischütz

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  • AKT III
    • Szene VI. Jägernchor, Ottokar, Kuno, Agathe
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Szene VI. Jägernchor, Ottokar, Kuno, Agathe

 

Jägernchor
Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen?
Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich?
Beim Klange der Hörner im Grünen zu liegen,
Den Hirsch zu verfolgen durch Dickicht und Teich,
Ist fürstliche Freude, ist männlich Verlangen,
Erstarket die Glieder und würzet das Mahl.
Wenn Wälder und Felsen uns hallend umfangen,
Tönt freier und freud'ger der volle Pokal!
Jo, ho! Tralalalala!

Diana ist kundig, die Nacht zu erhellen,
Wie labend am Tage ihr Dunkel uns kühlt.
Den blutigen Wolf und den Eber zu fällen,
Der gierig die grünenden Saaten durchwühlt,
Ist fürstliche Freude, ist männlich Verlangen,
Erstarket die Glieder und würzet das Mahl.
Wenn Wälder und Felsen uns hallend umfangen,
Tönt freier und freud'ger der volle Pokal!
Jo, ho! Tralalalala!

Ottokar
Genug der Freuden des Mahls, werte Freunde und Jagdgenossen! Ich genehmige sehr gern die Wahl, welche Ihr, mein alter wackerer Kuno, getroffen habt. Der von Euch erwählte Eidam gefällt mir. Wo ist die Braut? Ich habe so viel zu ihrem Lobe gehört, daß ich auf ihre Bekanntschaft recht neugierig bin.

Kuno
Der Zeit nach muß meine Tochter bald hier sein. Doch wollt Ihr mir gnädig Gehör schenken, Herr Fürst, so laßt den Probeschuß vor ihrer Ankunft ablegen. Der Bursch hat seit einiger Zeit ganz besonderen Unstern gehabt. Ich fürchte, die Gegenwart der Braut könne ihn in Verwirrung setzen.

Ottokar
Wer weiß, Alter, ob's uns beiden am Hochzeitstag besser gegangen wäre? Wohlauf, junger Schütz! Einen Schuß, wie heut früh deine drei ersten, und du bist geborgen! Siehst du dort auf dem Zweig die weiße Taube? Die Aufgabe ist leicht. Schieß!

Agathe
Schieß nicht! Ich bin die Taube!

(Finale)

Chor I
Schaut, o schaut!
Er traf die eigne Braut!

Chor II
Der Jäger stürzte vom Baum!

Chor
Wir wagen's kaum. Nur hinzuschaun!
O furchtbar Schicksal, o Graun!
Unsre Herzen beben, zagen!
Wär' die Schreckenstat geschehn'?
Kaum will es das Auge Wagen,
Wer das Opfer sei, zu sehn.

Agathe
Wo bin ich?
War's Traum nur, daß ich sank?

Ännchen
O fasse dich!

Max und Kuno
Sie lebt!

Max, Kuno und Chor
Den Heil'gen Preis und Dank!
Sie hat die Augen offen!

Chor
Hier dieser ist getroffen,
Der rot vom Blute liegt!

Kaspar
Ich sah den Klausner bei ihr stehn;
Der Himmel siegt!
Es ist um mich geschehn!

Agathe
Ich atme noch, der Schreck nur warf mich nieder.
Ich atme noch die liebliche Luft,
Ich atme noch!

Kuno
Sie atmet frei!

Max
Sie lächelt wieder!

Agathe
O Max!

Max
Die süße Stimme ruft!

Kaspar
Du, Samiel, schon hier?
So hieltst du dein Versprechen mir?
Nimm deinen Raub! Ich trotze dem Verderben!
Dem Himmel Fluch! Fluch dir!

Chor
Ha! Das war sein Gebet im Sterben?

Kuno und Chor
Er war von je ein Bösewicht!
Ihn traf des Himmels Strafgericht!

Chor
Er hat dem Himmel selbst geflucht!

Kuno und Chor
Vernahmt ihr's nicht? Er rief den Bösen!

Ottokar
Fort! Stürzt das Scheusal in die Wolfsschlucht!
Nur du kannst dieses Rätsel lösen;
Wohl schwere Untat ist geschehn!
Weh dir, wirst du nicht alles treu gestehn!

Max
Herr, unwert bin ich Eurer Gnade;
Des Toten Trug verlockte mich,
Daß aus Verzweiflung ich vom Pfade
Der Frömmigkeit und Tugend wich;
Vier Kugeln, die ich heut verschoß,
Freikugeln sind's, die ich mit jenem goß.

Ottokar
So eile, mein Gebiet zu meiden,
Und kehre nimmer in dies Land!
Vom Himmel muß die Hölle scheiden,
Nie, nie, empfängst du diese reine Hand!

Max
Ich darf nicht wagen,
Mich zu beklagen;
Denn schwach war ich,
Obwohl kein Bösewicht.

Kuno
Er war sonst stets getreu der Pflicht!

Agathe
O reißt ihn nicht aus meinen Armen!

Jägern
Er ist so brav, voll Kraft und Mut!

Bauern
O er war immer treu und gut.

Ännchen
Gnädigen Herr' o habt Erbarmen!

Ottokar
Nein, nein, nein!
Agathe ist für ihn zu rein!
Hinweg, hinweg aus meinem Blick!
Dein harrt der Kerker,
kehrst du je zurück!

Heremit
Wer legt auf ihn so strengen Bann?
Ein Fehltritt, ist er solcher Büßung wert?

Ottokar
Bist du es, heil'ger Mann,
Den weit und breit die Gegend ehrt?
Sei mir gegrüßt, Gesegneter des Herrn!
Dir bin auch ich gehorsam gern.
Sprich du sein Urteil; deinen Willen
Will treulich ich erfüllen.

Heremit
Leicht kann des Frommen Herz auch wanken
Und überschreiten Recht und Pflicht,
Wenn Lieb' und Furcht der Tugend Schranken,
Verzweiflung alle Dämme bricht.
Ist's recht, auf einer Kugel Lauf
Zwei edler Herzen Glück zu setzen?
Und unterliegen sie den Netzen,
Womit sie Leidenschaft umflicht,
Wer höb' den ersten Stein wohl auf?
Wer griff' in seinen Busen nicht?
Es finde nie der Probeschuß mehr statt!
Ihm, Herr, der schwer gesündigt hat,
Doch sonst stets rein und bieder war,
Vergönnt dafür ein Probejahr!
Und bleibt er dann, wie ich ihn stets erfand,
Dann werde sein Agathes Hand!

Ottokar
Dein Wort genüget mir.
Ein Hör'rer spricht aus dir.

Alle
Heil userm Herrn, er widerstehet nicht
Dem, was der fromme Klausner spricht!

Ottokar
Bewährst du dich, wie dich der Greis erfand,
Dann knüpf ich selber euer Band!

Max
Die Zukunft soll mein Herz bewähren,
Stets heilig sei mir Recht und Pflicht!

Agathe
O lest den Dank in diesen Zähren,
Das schwache Wort genügt ihm nicht!

Ottokar, Heremit
Der über Sternen ist voll Gnade,
Drum ehrt es Fürsten, zu verzeihn!

Kuno
Weicht nimmer von der Tugend Pfade,
Um eures Glückes wert zu sein!

Ännchen
O dann, geliebte Freundin, schmücke
Ich dich aufs neu zum Traualtar!

Heremit
Doch jetzt erhebt noch eure Blicke
Zu dem, der Schutz der Unschuld war!

Alle
Ja, laßt uns zum Himmel die Blicke erheben
Und test auf die Lenkung des Ewigen baun!

Agathe, Ännchen, Max, Ottokar, Kuno und Heremit
Wer rein ist von Herzen und schuldlos im Leben,
Darf kindlich der Milde des Vaters vertraun!

Alle
Ja, laßt uns die Blicke erheben
Und fest auf die Lenkung des Ewigen baun,
Fest der Milde des Vaters vertraun!
Wer rein ist von Herzen und schuldlos im Leben,
Darf kindlich der Milde des Vaters vertraun!

ENDE




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