Dem Armen
zuhören
66. Der Christ
in der Welt - da, wo ihn Gott hingestellt hat - kann nicht umhin, auf den Ruf
des Hungernden mit einer Fragestellung an sein eigenes Leben zu reagieren. Das Elend
anderer fordert den Menschen auf, sich nach dem Sinn des Lebens und der
Bedeutung seines alltäglichen Handelns zu fragen. Er versucht, nahe und
auch ferne Konsequenzen zu beachten, die seine bezahlte und unbezahlte Arbeit
hat im Beruf und zu Hause. Er wird erkennen, daß all sein Tun viel
konkretere und weiterreichende Folgen haben kann, als er bislang dachte, und er
wird seine Verantwortung entdecken. Er wird seinen Zeitplan durchgehen, unter
dem in der heutigen Welt so viele Menschen leiden - entweder weil sie von ihm
erdrückt werden oder weil er ihnen ihre Arbeitslosigkeit anzeigt. Er wird
die Augen seines Geistes und seines Herzens öffnen, wenn er Gottes
Einladung anzunehmen weiß, regelmäßig, unauffällig und in
Demut einem Menschen in Not Gehör zu schenken und ihm zu helfen. Dieser
Aufruf ergeht vor allem an die, die in unserer Sprache gemeinhin als
»Verantwortliche« bezeichnet werden.
Nicht
zufällig lehrt uns Paulus: »...Jesus, der reich war, wurde euretwegen arm«
(2 Kor 8, 9). Der Herr wollte uns reich machen durch seine Armut und
durch seine Liebe, die wir an unseren Nächsten weitergeben sollen.
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