Bündelung
der Mittel
17. Der
wirtschaftliche Graben innerhalb der entwicklungsschwachen Länder ist
tiefer als der in den Industrieländern oder der zwischen den Ländern
selbst. Reichtum und Macht liegen in der Hand einer kleinen, aber komplexen
Bevölkerungsschicht, die Verbindungen zum Ausland hat und eine
Kontrollfunktion gegenüber dem schwachen Staat ausübt. Jede
Verbesserung der Situation wird verhindert; zuweilen ist sogar wirtschaftlicher
und sozialer Rückschritt zu verzeichnen. Der Lebensstandard der einzelnen
Bevölkerungsschichten ist äußerst uneinheitlich, was nicht nur
zu Konfliktsituationen und gehäufter Gewaltanwendung führt, sondern
auch die Klientelwirtschaft als einzige Möglichkeit zur persönlichen
Entfaltung fördert. Dadurch werden mögliche Initiativen im
wirtschaftlichen Bereich gedrosselt, und altruistisch motivierte Menschen, die
es in jeder traditionellen Gesellschaft gibt, gebremst. In dieser Situation
spielt der Staat eine äußerst wichtige Rolle, sobald er die
Exportsektoren der Produktion begünstigt - was zunächst einmal
positiv ist, aber der Bevölkerung vor Ort wenig Gewinn einbringt.
In anderen
Fällen legen die staatlichen Institutionen die Preise für
landwirtschaftliche Produkte auf so niedrigem Niveau fest, daß die Bauern
die Stadtbevölkerung finanziell unterstützen müssen; eine
Situation, die die Landflucht verstärkt. Medien, Elektronik und Werbung
tragen ebenfalls zur Entvölkerung der ländlichen Regionen bei. Die
Entwicklungshilfe, die diesen Ländern zugute kommt, bestärkt die
Regierungen mehr oder weniger unverhohlen, ihre gefährliche Politik weiter
zu betreiben: Sie kommen unberechtigt in den Genuß von Finanzspritzen,
weil ihre Politik den wahren Interessen ihres Volkes diametral
entgegengesesetzt ist. Die Industrieländer müssen sich fragen lassen,
ob sie nicht über Jahre hinweg falsche Zeichen gesetzt haben.
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