Verschiebungen
in den wirtschaftlichen und sozialen Strukturen
18.
Verschiebungen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich sind die Folgen einer
schlechten Wirtschaftspolitik und die Reaktion auf nationalen und
internationalen politischen Druck (vgl. die Nummern 11-13 und 17). Führen
wir uns nochmals einige dieser Verschiebungen vor Augen, die häufig
vorkommen und sich besonders negativ auswirken:
a) Die politisch
Verantwortlichen im Land senken unter dem Druck der armen Stadtbevölkerung
künstlich die Preise für landwirtschaftliche Güter, da die
unzufriedene Stadtbevölkerung als Gefahr für die politische
Stabilität des Landes angesehen wird. Sie schaden damit aber den
Nahrungsmittelproduzenten vor Ort. In Afrika hat sich dieses Szenario in den
Jahren 1975-85 sehr häufig abgespielt und dazu geführt, daß die
Produktion des Landes drastisch zurückgegangen ist. Zahlreiche
Länder, die große landwirtschaftliche Reichtümer besitzen, wie
Zaire und Sambia, wurden plötzlich zu Nettoimporteuren.
b) Die Politik in den
meisten Industrieländern schützt ihre eigene Landwirtschaft und
verteidigt ihr im Vergleich zu den Weltmarktpreisen höheres
inländisches Preisniveau. Ohne diese Eingriffe wären die
Weltmarktpreise höher, was den anderen produzierenden Ländern zugute
käme. Diejenigen, die von diesen Eingriffen profitierten, finden sich nun
in einer neuen ungerechten Situation wieder. Viele Jahre über wurden sie
dazu ermuntert, möglichst viel zu produzieren, was letztendlich zu den
Verschiebungen im landwirtschaftlichen System selbst geführt hat. Diese
Politik wurde von der öffentlichen Meinung mehrheitlich befürwortet;
sie kann aber den Interessen der Konsumenten in der ganzen Welt, ob sie nun zu
den Privilegierten oder zu den Ärmsten gehören, zutiefst widersprechen.
Darüber hinaus ist der Wettbewerb beim Export der unvermeidlichen
Überschüsse ein Handicap für die Produktion der
entwicklungsschwachen Länder.
c) Eine falsch
ausgerichtete Wirtschaftspolitik schadet der traditionellen Getreide- und
Viehwirtschaft. Ein Beispiel hierfür ist die traditionelle Produktion, die
der industriellen Landwirtschaft weichen mußte - entweder aus
Exportgründen (grobe Mengen landwirtschaftlicher Produkte für den
Export, die abhängig von den Weltmärkten sind) oder als Austauschprodukte
für das eigene Land. (In Brasilien wurde beispielsweise Zuckerrohr zur
Herstellung von Treibstoff angebaut, um weniger Erdöl importieren zu
müssen. Folge war eine Abwanderung der Bauern, denen die
Ernährungsgrundlage entzogen worden war.)
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