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Päpstlicher Rat „Cor Unum“
Hunger in der Welt

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  • III. FÜR EINE SOLIDARISCHERE WIRTSCHAFT
      • Dringlichkeitshilfe: eine Übergangslösung
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Dringlichkeitshilfe: eine Übergangslösung

45. Die Dringlichkeitshilfe (in Form von Nahrungsmitteln) sollte einmal näher betrachtet werden: Sie wird sehr uneinheitlich bewertet, vor allem, weil sie nicht die Wurzel des Hungers beseitigt. Manchen ist sie ein Hebel für eine gute Entwicklung, andere wiederum eine Handelswaffe. Kritisiert wird unter anderem, daß sie den Landwirten vor Ort keine Chance läßt; daß sie die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung ändert; daß sie als Mittel politischen Drucks benutzt wird, da sie in die Abhängigkeit führt; daß sie zu spät greift; daß sie geradezu eine Mentalität der Abhängigkeit schafft und nur den Vermittlern zugute kommt; daß sie die Korruption fördert und teilweise noch nicht einmal bis zu den Ärmsten vordringt. In einigen Ländern wird die Dringlichkeitshilfe - oft zu recht - permanent und sie wird zu einer strukturellen Hilfe: Sie senkt in der Handelsbilanz das staatliche Defizit. Sie kann also eine Art begleitende Maßnahme sein, wenn Strukturanpassungsmaßnahmen stocken und die Subventionen für Grundnahrungsmittel abgeschafft werden.

Die Dringlichkeitshilfe muß eine Übergangshilfe bleiben; ihr Ziel ist es, eine Bevölkerung in einer Krisensituation vor dem Verhungern zu bewahren. Als humanitäre Hilfe kann man sie nur bejahen. Nur die Mißbräuche rufen Kritik hervor. Oft erreicht etwa die Hilfe die Bevölkerung zu spät, oder sie entspricht nicht deren echten Bedürfnissen; die Verteilung wird schlecht organisiert; politische oder ethnische Faktoren oder Klientelwirtschaft leiten sie fehl. Diebstähle und Korruption führen dazu, daß die Nahrungsmittel nicht bis zu den Ärmsten kommen. Dringlichkeitshilfe ist eher eine dauerhafte strukturelle Hilfe, die von den einen als Hebel für Entwicklung und von den anderen als Handelswaffe, als Destabilisierungsfaktor für die Produktion und die Nahrungsgewohnheiten, als Ursache für Abhängigkeit gesehen wird. Tatsächlich kann sie gute wie schlechte Folgen haben. Zunächst einmal rettet sie ganze Bevölkerungsgruppen vor dem Hungertod. Darüber hinaus dürfen aber auch andere positive Aspekte nicht vergessen werden, z.B. Infrastrukturprojekte, die sie ermöglicht; Dreiecksgeschäfte; die Schaffung von Reserven im Entwicklungsland. Auch wenn es sich um ein zweischneidiges Schwert handelt, kann nicht darauf verzichtet werden.




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