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Päpstlicher Rat „Cor Unum“
Hunger in der Welt

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  • IV. DAS JUBELJAHR 2000 EINE ETAPPE IM KAMPF GEGEN DEN HUNGER
      • Der Aufruf, Vorschläge für das Jubeljahr zu machen
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Der Aufruf, Vorschläge für das Jubeljahr zu machen

59. Gottes Aufruf, den die Kirche vertritt, ist natürlich ein Aufruf zum Teilen, zur gelebten Nächstenliebe. Dieser Appell gilt nicht nur Christen, sondern allen Menschen guten Willens und solchen Menschen, die fähig sind, guten Willen zu zeigen; das heißt, er gilt allen Menschen ohne Ausnahme. Die Kirche steht aus Sorge um den Menschen im allgemeinen und um jeden einzelnen an der Spitze der Bewegungen, die die solidarische Liebe fördern. Sie ist an der Seite derer, die humanitäre Hilfe leisten, um die Not anderer zu wenden und ihre elementaren Rechte durchzusetzen. Sie erinnert unablässig daran, daß die »Lösung« der sozialen Frage Anstrengungen aller erfordert.(87)

Jeder Mensch guten Willens kann erkennen, welche ethischen Herausforderungen die Zukunft der Weltwirtschaft mit sich bringt: Die Bekämpfung von Hunger und Mangelernährung, die Sicherung der Ernährung, die Förderung einer eigenen landwirtschaftlichen Entwicklung in und von jedem Entwicklungsland, die Verbesserung der Exportmöglichkeiten dieser Länder, der Schutz der natürlichen Ressourcen im Interesse aller. Die Soziallehre der Kirche sieht hier Bausteine des universellen Gemeinwohls, die erkannt und von den Industrieländern gefestigt werden müssen. Sie sollten auch wichtiges Anliegen der internationalen Wirtschaftsorganisationen sein und Leitlinie für die Globalisierung des Welthandels. Wenn das universelle Gemeinwohl von allen gesucht wird, führt das zur Stärkung des juristischen, institutionellen und politischen Rahmens, der den internationalen Handelsaustausch bestimmt sowie zu neuen Vorschlägen für das Jubeljahr. Das erfordert Mut seitens der Verantwortlichen der verschiedenen sozialen Einrichtungen, auf Regierungs- und Gewerkschaftsebene; denn es ist heutzutage schwierig geworden, die Interessen jedes einzelnen in den Kontext einer einheitlichen Vorstellung von Gemeinwohl zu integrieren.

Die Kirche ist nicht berufen, technische Lösungen anzubieten, aber sie nutzt die Vorbereitung der Jubelfeier zu Vorschlägen und Ideen, die die Beseitigung von Hunger und Mangelernährung beschleunigen können.

Unter den Vorschlägen sind zwei Bereiche besonders wichtig:

– Nahrungsmittelreserven müssen angelegt werden - dem Beispiel Josephs aus Ägypten folgend (vgl. Gen 41, 35). Sie helfen der Bevölkerung, die in plötzliche Hungersnot gerät, konkret in einer Krisensituation. Einrichtung und Verwaltung der Reserven müssen so organisiert sein, daß alle Versuchung zu politischem oder wirtschaftlichem Kampf um Einfluß oder zu Korruption ausgeschlossen ist und daß jeglicher direkten oder indirekten Manipulation der Märkte vorgebeugt wird.

– Der Gemüseanbau auf eigenem Grundstück muß vor allem bei Familien der Regionen gefördert werden, in denen die Armut den Menschen, vor allem dem Familienvorstand und seiner Familie, jeglichen Zugang zur Nutzung von Böden und auch zu Grundnahrungsmitteln versperrt. Dieser Forderung weist zurück auf Papst Leo XIII., der aus den gleichen Gründen zur Situation der Werktätigen des 19. Jhd. meinte: »Ja, sie werden sogar den Boden, den sie mit eigener Hand bearbeiteten, lieb gewinnen, da sie aus ihm nicht nur die notdürftige Nahrung, sondern auch einen gewissen Wohlstand für sich und die Ihrigen erwarten«.(88)

In weiten Teilen der Welt gilt es, Initiativen zu entwickeln, um den Ärmsten Zugang zu einem Fleckchen Erde zu verschaffen, ihnen die nötigen Kenntnisse zu vermitteln, ihnen ein Minimum an Werkzeugen zur Verfügung zu stellen und ihnen somit die Mittel an die Hand zu geben, ausgehend von ihrer Notsituation Fortschritte zu erzielen.

Studien und Berichte über Erfahrungen und Beobachtungen in konkreten Situationen müssen in großem Umfang gesammelt werden, damit eine Datenbank erstellt wird, die die Wirklichkeit, die »Strukturen der Sünde« und die »Strukturen des Gemeinwohls« von allen Seiten beleuchtet.(89)




87) Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus annus (1991), Nr. 60.



88) Leo XIII., Enzyklika Rerum novarum (1891), Nr. 35.



89) »Cor Unum« wird diesbezüglich konkrete Anfragen an verschiedene Stellen richten.






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