ist; der der Geduld entbehrt.
Ihre Vortrefflichkeit erkennen auch die, welche ihrer entbehren, durch das
ehrende Prädikat: „die höchste Tugend" an. Die Philosophen, von welchen
man glaubt, daß sie der Weisheit leben, machen ihr diese Einräumung, so daß
sie, bei all ihrer sonstigen Uneinigkeit infolge der Sympathien für die
verschiedenen Schulen und die entgegengesetzten Meinungen, dennoch alle
miteinander allein der Geduld eingedenk diesen einen Gegenstand ihrer Studien
als ein friedliches Gebiet ansehen. In ihr treffen sie zusammen, in ihr
schließen sie Frieden, ihrer befleißen sie sich einmütig bei ihrem affektierten
Tugendstreben, mit der Geduld tragen sie ihre Weisheit vollständig zur Schau.
Es ist eine große Empfehlung für diese Tugend, sogar die eiteln Beschäftigungen
der Welt zu ihrem Lobe und Ruhme in Bewegung zu setzen. Oder ist es vielleicht
ein Schimpf, wenn etwas Göttliches sich mit den Künsten dieser Welt abgibt?
Mögen sie zusehen, da sie sich bald ihrer Weisheit, die mit der Welt zerstört
und zu Schanden wird, werden schämen müssen.