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Quintus Septimius Florens Tertullianus
Über die Geduld.

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7. Wenn wir mm weiter die Veranlassungen der Ungeduld durchgehen, so werden auch die übrigen Vorschriften betreffenden Ortes Antwort geben. Ist die Seele


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] etwa durch den Verlust von Hab und Gut beunruhigt -- fast auf jeder Seite der göttlichen Schriften wird zur Weltverachtung ermahnt, und eine dringendere Ermahnung zur Verachtung des Geldes gibt es nicht als die, daß der Herr selbst ohne Besitz irgendwelcher Reichtümer gefunden wird. Immerfort erklärt er die Armen für gerecht und verdammt die Reichen von vornherein. So hat er als Mittel, die Verluste erträglich zu machen5), den Abscheu vor dem Reichtum im voraus in Bereitschaft und zeigt durch seine Entäußerung von allen Reichtümern, daß auch Einbußen daran nicht in Anschlag zu bringen seien. Was wir, weil der Herr es nicht begehrte, also auch nicht begehren sollen, dessen Verkürzung oder gänzliche Entziehung müssen wir ohne Klage ertragen. Daß die Habsucht die Wurzel aller Übel sei, das hat der Hl, Geist durch den Apostel verkündet6). Glauben wir nicht, daß diese Habsucht etwa bloß in der Begierde nach fremdem Eigentum bestehe! Nein; denn auch, was unser zu sein scheint, gehört uns nicht, weil Gott alles gehört, und wir selber auch. Wenn wir daher bei einem erlittenen Verluste Ungeduld verspüren, so befinden wir uns in einer der Habsucht verwandten Schuld, indem wir uns über den Verlust von etwas, was nicht uns gehört, betrüben. Wir verlangen nach fremdem Gut, wenn wir den Verlust von fremdem Gut ungern ertragen. Wer von Ungeduld über einen Verlust ergriffen wird, der sündigt nahezu gegen Gott selbst, indem er das Irdische höher stellt als das Himmlische. Denn unsere Seele, die wir vom Herrn erhalten haben, hat sich dann von der Liebe zu zeitlichen Dingen verwirren lassen.

Verlieren wir also bereitwillig das Irdische und bewahren wir uns das Himmlische! Mag die ganze Welt zugrunde gehen, wenn ich nur die Geduld als Gewinn davon trage! Wenn jemand sich nicht entschließen kann,


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] einen kleinen, durch Diebstahl, Gewalt oder Nachlässigkeit entstandenen Schaden mannhaft zu ertragen, so wird er schwerlich schnell sein Hab und Gut angreifen, wenn es sich um ein Almosen handelt. Würde wohl jemand, der es gar nicht ertragen kann, sich von einem ändern operieren zu lassen, imstande sein, das Messer selbst an sich zu setzen? Gelassenheit bei Verlusten ist eine gute Vorübung im Schenken und Mitteilen. Wer sich vor einem Verlust nicht fürchtet, der ist auch nicht verdrießlich beim Geben. Wird man, wenn man zwei Röcke hat, dem Nackten einen davon geben wollen, wenn man nicht imstande war, dem, der uns den Mantel nimmt, auch noch den Rock zu geben? Werden wir uns mit dem Mammon der Ungerechtigkeit Freunde machen, wenn wir ihn so lieben, daß wir seinen Verlust nicht ertragen können? Wir werden mit dem zugrunde Gegangenen auch zugrunde gehen. Was können wir hienieden finden, wo wir nur zu verlieren haben? Überlassen wir es den Heiden, bei jedem Verluste ungeduldig zu werden! Sie stellen das Geld womöglich höher als ihr Leben. Sie tun das, wenn sie aus Gewinnsucht vorteilhafte, aber gefährliche Handelsreisen zur See machen, wenn sie auf dem Markte um des Geldes willen vor keinem Unternehmen, wofür eine Verurteilung zu fürchten wäre, zurückschrecken, wenn sie sich zu den Spielen und zum Kriegsdienste anwerben lassen und wenn sie wie wilde Tiere gewaltsame Räubereien begehen. Bei der Verschiedenheit aber, die zwischen uns und ihnen obwaltet, geziemt es sich, das Geld um des Lebens willen, nicht aber das Leben um des Geldes willen einzusetzen, entweder freiwillig, indem wir es verschenken, oder mit Ergebung, wenn wir es verlieren.




51) Der Sinn dieser Stelle kann nicht zweifelhaft sein, die Lesart der Handschrift detrimentum (vgl. Ed. Vindob.) aber ist offenbar verderbt. Fulvius Ursinus und Rigaltius helfen durch die Aenderung: detrimentorum hinreichend aus. 



62) 1 Tim. 6, 10.






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