] etwa durch den Verlust von
Hab und Gut beunruhigt -- fast auf jeder Seite der göttlichen Schriften wird
zur Weltverachtung ermahnt, und eine dringendere Ermahnung zur Verachtung des
Geldes gibt es nicht als die, daß der Herr selbst ohne Besitz irgendwelcher
Reichtümer gefunden wird. Immerfort erklärt er die Armen für gerecht und
verdammt die Reichen von vornherein. So hat er als Mittel, die Verluste
erträglich zu machen5), den Abscheu vor dem Reichtum im voraus in
Bereitschaft und zeigt durch seine Entäußerung von allen Reichtümern, daß auch
Einbußen daran nicht in Anschlag zu bringen seien. Was wir, weil der Herr es nicht
begehrte, also auch nicht begehren sollen, dessen Verkürzung oder gänzliche
Entziehung müssen wir ohne Klage ertragen. Daß die Habsucht die Wurzel aller
Übel sei, das hat der Hl, Geist durch den Apostel verkündet6). Glauben wir nicht, daß diese
Habsucht etwa bloß in der Begierde nach fremdem Eigentum bestehe! Nein; denn
auch, was unser zu sein scheint, gehört uns nicht, weil Gott alles gehört, und
wir selber auch. Wenn wir daher bei einem erlittenen Verluste Ungeduld
verspüren, so befinden wir uns in einer der Habsucht verwandten Schuld, indem
wir uns über den Verlust von etwas, was nicht uns gehört, betrüben. Wir
verlangen nach fremdem Gut, wenn wir den Verlust von fremdem Gut ungern
ertragen. Wer von Ungeduld über einen Verlust ergriffen wird, der sündigt
nahezu gegen Gott selbst, indem er das Irdische höher stellt als das
Himmlische. Denn unsere Seele, die wir vom Herrn erhalten haben, hat sich dann
von der Liebe zu zeitlichen Dingen verwirren lassen.
Verlieren wir also
bereitwillig das Irdische und bewahren wir uns das Himmlische! Mag die ganze
Welt zugrunde gehen, wenn ich nur die Geduld als Gewinn davon trage! Wenn
jemand sich nicht entschließen kann,
] einen kleinen, durch
Diebstahl, Gewalt oder Nachlässigkeit entstandenen Schaden mannhaft zu
ertragen, so wird er schwerlich schnell sein Hab und Gut angreifen, wenn es
sich um ein Almosen handelt. Würde wohl jemand, der es gar nicht ertragen kann,
sich von einem ändern operieren zu lassen, imstande sein, das Messer selbst an
sich zu setzen? Gelassenheit bei Verlusten ist eine gute Vorübung im Schenken
und Mitteilen. Wer sich vor einem Verlust nicht fürchtet, der ist auch nicht
verdrießlich beim Geben. Wird man, wenn man zwei Röcke hat, dem Nackten einen
davon geben wollen, wenn man nicht imstande war, dem, der uns den Mantel nimmt,
auch noch den Rock zu geben? Werden wir uns mit dem Mammon der Ungerechtigkeit
Freunde machen, wenn wir ihn so lieben, daß wir seinen Verlust nicht ertragen
können? Wir werden mit dem zugrunde Gegangenen auch zugrunde gehen. Was können
wir hienieden finden, wo wir nur zu verlieren haben? Überlassen wir es den
Heiden, bei jedem Verluste ungeduldig zu werden! Sie stellen das Geld womöglich
höher als ihr Leben. Sie tun das, wenn sie aus Gewinnsucht vorteilhafte, aber
gefährliche Handelsreisen zur See machen, wenn sie auf dem Markte um des Geldes
willen vor keinem Unternehmen, wofür eine Verurteilung zu fürchten wäre,
zurückschrecken, wenn sie sich zu den Spielen und zum Kriegsdienste anwerben
lassen und wenn sie wie wilde Tiere gewaltsame Räubereien begehen. Bei der
Verschiedenheit aber, die zwischen uns und ihnen obwaltet, geziemt es sich, das
Geld um des Lebens willen, nicht aber das Leben um des Geldes willen
einzusetzen, entweder freiwillig, indem wir es verschenken, oder mit Ergebung,
wenn wir es verlieren.