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Quintus Septimius Florens Tertullianus
Über die Geduld.

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6. Die Geduld also ist es, welche dem Glauben nachfolgt und vorhergeht; Abraham z. B. glaubte Gott, und es wurde ihm von Gott zur Gerechtigkeit angerechnet; allein die Bewährung empfing sein Glaube erst durch Ausharren, indem ihm befohlen wurde, seinen Sohn zu opfern zur -- ich möchte nicht sagen -- Erprobung seines Glaubens, sondern zu dessen typischer


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] Bezeugung. Im übrigen wußte Gott recht wohl, wen er als gerecht anzusehen hatte, Abraham hörte einen so schweren Auftrag, dessen Vollendung Gott selbst nicht einmal wollte, nicht bloß geduldig an, sondern würde ihn auch, wenn es Gott gefallen hätte, vollzogen haben. Mit Recht ist er also ein Gesegneter, weil gläubig, mit Recht ein Gläubiger, weil geduldig. Darum hat also der durch die Geduld verklärte Offenbarungsglaube, als er durch den Samen Abrahams, der Christus ist, unter den Heiden ausgebreitet wurde und dem Gesetze die Gnade zugesellte, die Geduld als seinen Beistand bei der Erweiterung und Vervollständigung des Gesetzes an die Spitze gestellt, weil sie an der Lehre der Gerechtigkeit bislang einzig und allein noch gemangelt hatte, Denn in der alten Zeit forderte man Auge um Auge, Zahn um Zahn und bezahlte Böses mit Bösem, Es gab ja noch keine Geduld auf Erden, weil noch keinen Glauben, Bis dahin nämlich hatte sich die Ungeduld immer noch die Gelegenheiten zunutze gemacht, welche das Gesetz ihr ließ. Das ging leicht, weil der Herr und Lehrer der Geduld noch fehlte. Nachdem aber dieser gekommen war und die Gnade des Glaubens um die Geduld vermehrt hatte, ist es nicht einmal mehr erlaubt, mit Worten jemanden zu verletzen oder ihn einen Narren zu schelten -- ohne sich der Gefahr des Gerichts auszusetzen. Verboten ist der Zorn, unterdrückt der Unmut, zurückgehalten die freche Hand, unschädlich gemacht die giftige Zunge. Das Gesetz hat mehr gewonnen als verloren, indem Christus sagt: „Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, und bittet für eure Verfolger, damit ihr Kinder eures himmlischen Vaters seid"4). Da siehst Du, was für einen Vater wir uns durch die Geduld erwerben. In diesem Grundgesetz ist die ganze Lehre von der Geduld zusammengefaßt, da Böses zu tun nicht mehr erlaubt ist -- auch nicht einmal mit guten Gründen.




41) Matth. 5, 44 f.






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