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Quintus Septimius Florens Tertullianus
Das Zeugnis der Seele.

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6. Und so glaube denn deinen eigenen Zeugnissen und auf Grund unserer Denkschriften glaube um so mehr auch den göttlichen Zeugnissen; aber auf Grund der Entscheidung der Seele selbst glaube ebenso sehr der Natur. Wähle dir hiervon, wen du als die treuere Schwester der Wahrheit beobachtet hast. Wenn du in deine eigenen Schriften Zweifel setzest, so sind doch Gott und die Natur keiner Lüge fähig. Um wiederum den Glauben an die Natur und Gott zu finden, glaube nur der Seele. So wird es geschehen, daß du auch dir selbst glaubst. Sie ist es doch sicherlich, die du so wert hältst, als sie, der du ganz angehörst, dich wert hält, sie, die dir alles ist, ohne welche du nicht leben und nicht sterben kannst, um derentwillen du Gott vernachlässigst. Wenn du dich fürchtest, Christ zu werden, so nimm sie einmal ins Verhör, warum sie den Namen Gottes im Munde führe, da sie doch einen ändern verehrt? Warum sie, wenn sie fluchwürdige Geister bezeichnen will, die Dämonen zu nennen pflege? Warum sie, zum Himmel gewandt, Beteuerungen, und zur Erde gewandt,


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Verwünschungen ausspreche? Warum sie dem einen diene und doch einen ändern als ihren Rächer anrufe? Was sie über die Toten urteile? Warum sie von den Christen, die sie nicht einmal hören und sehen mag, Ausdrücke entlehnt hat? Warum sie die betreffenden Ausdrücke uns überlassen oder sie von uns angenommen hat? Warum sie dieselben gelehrt oder gelernt hat? Halte die Übereinstimmung in der Lehre bei einer solchen Verschiedenheit des Wandels für etwas Beachtenswertes! Es wäre töricht, wenn du dieser unserer Sprache, oder der griechischen, welche für verwandt gilt, derartige Ausdrücke allein zuschreiben wolltest, so zwar, daß du die Allgemeinheit der Natur leugnest. Nicht ausschließlich die Lateiner und die Griechen haben ihre Seelen vom Himmel erhalten. Bei allen Völkern ist der Mensch ein und derselbe, der Name aber verschieden; die Seele eine, ihr Ausdruck aber mannigfaltig; der Geist einer, seine Stimme aber mannigfaltig; jedes Volk hat seine besondere Sprache, aber die Gegenstände der Sprache sind gemeinschaftlich. Gott ist überall und überall die Güte Gottes, überall die Dämonen und der Abscheu vor den Dämonen, überall die Berufung auf das Urteil Gottes, überall der Tod, überall die Kenntnis des Todes und überall das Zeugnis, Jede Seele proklamiert mit vollem Rechte laut, was uns nicht einmal zu flüstern erlaubt ist. Mit gutem Grund ist also eine jede Seele Schuldige und Zeugin zugleich, in demselben Grade nämlich zugleich schuldig des Irrtums, in welchem sie Bezeugerin der Wahrheit ist, und sie wird am Tage des Gerichtes vor den Vorhöfen Gottes stehen, nicht wissend, was sie sagen soll. Du hast Gott immer verkündigt und ihn doch nicht gesucht; du hast die Dämonen in Worten immer verabscheut und sie doch angebetet; du hast die Strafen der Unterwelt immer geahnt und sie doch nicht vermieden; du hast vom christlichen Namen etwas gewußt, aber die Christen verfolgt!

 




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