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Quintus Septimius Florens Tertullianus Über die Ehrbarkeit. IntraText CT - Text |
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16. Es ist daher notwendig, den Gegnern fort und fort den Apostel vorzuhalten, von welchem ich beweisen werde, daß er sich im zweiten Briefe an die Korinther gerade so zeige, wie ich ihn in seinen ändern Briefen gefunden habe. Er hat ja bereits im ersten zu allererst den Tempel Gottes eingeweiht: „Wißt ihr nicht, daß ihr der Tempel Gottes seid und der Herr in euch wohnt?”194) Er hat ja auch für die Unverletzlichkeit und Reinigung dieses Tempels die Gotteshausordnung vorgeschrieben: „Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, so wird Gott auch ihn verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr”195). Gut nun, wer wird jemals den von Gott dem Verderben preisgegebenen, d. h. den dem Satan zum Verderben des Fleisches über-gebenen wiederherstellen, zumal er eigens hinzugefügt hat: „Niemand täusche sich selbst”196), d. h. niemand wähne, daß der von Gott dem Verderben preisgegebene abermals wieder hergestellt werden könne? So wie hier hat er unter anderem oder vielmehr vor allem ändern da, wo er den Ehebrechern, Hurern, Weichlingen, Knabenschändern die Erlangung des Himmelreiches abspricht, die Worte vorangeschickt: „Irret euch nicht”197), nämlich wenn ihr glauben wolltet, sie würden es erlangen. Denjenigen aber, welchen das Reich genommen ist, wird auch das Leben nicht mehr zugestanden, das dem Reiche innewohnt. Wenn er ferner einschärft: „Das seid ihr gewesen, nun aber seid ihr abgewaschen, nun seid ihr geheiligt im Namen des Herrn Jesu Christi und im Geiste unseres Gottes”198), so hat er, je leichter er bei diesen Sünden vor der Taufe die Tilgung eintreten läßt, desto nachdrücklicher sie als nach der Taufe unvergebbar hingestellt, da man nicht zum zweiten Male getauft werden kann. Erwäge auch, daß Paulus in folgenden Aussprüchen als eine nicht wankende Stütze der Sittenzucht erscheint. „Die Speisen sind für den Bauch und der Bauch für die Speisen; Gott wird sowohl diesem als jenen ein Ende machen; der Leib aber ist nicht bestimmt für die Hurerei, sondern für Gott”199); -- Gott sagte: „Lasset uns den Menschen machen nach unserem Bilde und Gleichnisse, und Gott schuf den Menschen; nach seinem Bilde und Gleichnisse schuf er ihn”; „der Herr für den Leib”; -- „das Wort ist Fleisch geworden”200) -- „Gott aber hat den Herrn wieder auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft”, verstehe, wegen der Verbindung unseres Körpers mit ihm. Darum heißt es: „Wisset ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind?”201) -- weil auch Christus der Tempel Gottes ist: „Zerstöret diesen Tempel, und ich werde ihn in drei Tagen wieder herstellen”202). „Soll ich die Glieder Christi nehmen und sie zu Gliedern der Hure machen? Wisset ihr nicht, wer einer Hure anhänget, der wird mit ihr ein Leib. Denn sie zwei werden zu einem Fleische werden. Wer aber dem Herrn anhänget, der ist ein Geist mit ihm. Fliehet die Hurerei”203). Wenn darunter eine solche zu verstehen ist, die durch Verzeihung wieder rückgängig gemacht werden kann, wie soll ich dann sie fliehen, da ich wieder ein Ehebrecher sein werde?204) Es wird mir nichts nützen, wenn ich sie fliehe: ich werde ein Leib mit der sein, mit der ich verbunden bleiben werde, seitdem ich mit ihr in Gemeinschaft trat, „Jede Sünde, die der Mensch begeht, ist außerhalb seines Leibes, wer aber hurt, der sündigt gegen seinen eigenen Leib''205). Und damit du dich nicht dieses Ausspruches zugunsten der Hurerei bemächtigst, als sündigtest du gegen etwas, was dir, nicht dem Herrn gehört, so entzieht er dich gleichsam dir selbst und spricht dich, wie er es vorher schon angeordnet hatte, Christo zu, indem er sofort hinzufügt206): „Ihr gehört nicht euch selbst zu; denn ihr seid erkauft um einen hohen Preis”, nämlich des Blutes des Herrn. „Verherrlichet und traget den Herrn in eurem Leibe!”207) Frage dich, ob, wer solche Vorschriften gibt, einem verziehen haben werde, der den Herrn ver-unehrt und ihn aus seinem eigenen Leibe hinausgeworfen hat, und zwar noch dazu durch Blutschande! Wenn du vom Apostel eine erschöpfende Kenntnis gewinnen, wenn du einsehen willst, wie er mit der scharfen Axt des Sittenrichters das ganze Gestrüpp der Lüste so umhaut, entwurzelt und ausrottet, daß er jedes neue Aufsprossen ausgeschlossen hat, dann blicke hin auf ihn, wie sehr er wünscht, die Seelen möchten sich auch die erlaubte Frucht der Natur, den Genuß der Ehe versagen! „In Betreff der Dinge aber, wovon ihr geschrieben habt, ist es gut, daß der Mensch kein Weib anrühre. Allein wegen der Hurerei habe jeder seine Ehefrau; der Mann soll dem Weibe und das Weib soll dem Manne die Pflicht leisten”208). Wer wüßte nicht, daß er den Verschluß vor diesem Genüsse nur ungern gelockert hat, um der Hurerei entgegenzuwirken?! Hätte er aber letztere jemandem vergeben oder vergibt er sie ihm, so hat er ja das angeratene Heilmittel entkräftet und er wird verpflichtet sein, durch die Enthaltsamkeit der Ehe die Zügel anzulegen209), wenn man die Hurerei, um derentwillen die Ehe gestattet wird, nicht mehr zu fürchten braucht. Denn, was Vergebung findet, wird kein Gegenstand der Furcht mehr sein. Und doch gesteht er offen, den Gebrauch der Ehe nur nachgesehen, nicht aber befohlen zu haben. Er will ja, daß alle seien wie er. Wenn aber bei dem, was Adam erlaubt war210), eine Nachsicht statt hat, wer wird eine solche für das Unerlaubte hoffen? Auch den Unverheirateten und Witwen, sagt er, sei es gut, wenn sie nach seinem Beispiele so blieben, wenn sie aber keine Kraft dazu besitzen, sollen sie heiraten, da es besser sei zu heiraten, als Brunst zu leiden211). In welchem Feuer zu brennen, so frage ich, ist schlimmer, im Feuer der Begierde oder im Feuer der Strafe? Wenn aber die Hurerei Verzeihung findet, so wird die Begierde darnach nicht mehr brennen212). Nein, es ist dem Apostel mehr darum zu tun213), gegen das strafende Feuer Vorsorge zu treffen. Wenn es aber die Strafe ist, die brennt214), dann gibt es keine Vergebung für die Hurerei, die da von dem Feuer der Strafe verbrannt werden wird215). Indem der Apostel daneben auch die Ehescheidung verbietet, setzt er an Stelle derselben entweder das Verharren in der Witwenschaft oder nach der Vorschrift des Herrn die Wiederherstellung des Friedens, um dem Ehebruch entgegenzuwirken; denn „wer sein Weib entläßt außer wegen Ehebruchs, der macht, daß sie die Ehe bricht, und wer eine vom Manne Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe”216). Wie viele Gegenmittel hat doch der Hl. Geist geschaffen, damit das nicht wieder begangen werde, wofür er keine Vergebung mehr erteilen will! Wenn er dann in einem fort sagt, es sei das beste für den Menschen, so zu bleiben: „Bist du an die Frau gebunden, so verlange nicht nach Lösung”, damit du dem Ehebruch keinen Raum gebest „bist du aber gelöst, so verlange nicht nach einer Ehegattin”, um dir deine vorteilhaftere Lage zu bewahren; wenn du aber auch eine Gattin nimmst und wenn die Jungfrau heiratet, so sündigt sie nicht, doch werden solche Bedrängnisse im Fleische haben217) -- so gewährt er auch an diesen Stellen nur aus Schonung Erlaubnis. Aber er hat übrigens die Zeit für „bedrängt” erklärt, „so daß auch die, welche Frauen haben, sein sollen, als hätten sie keine. Denn es vergeht die Gestalt dieser Welt”218), sie hat das „Wachset und mehret euch” bereits nicht mehr nötig. Er will also, daß wir ohne Sorgen leben, weil die Unverheirateten an Gott denken, wie sie ihm gefallen können; die Verheirateten aber denken an die Welt, wie sie ihren Gatten gefallen”219). Daher erklärt er, wer eine Jungfrau als solche erhalte, tue besser, als wer sie weggibt. So entscheidet er auch, jene sei die Glücklichere, die, nach Verlust ihres Mannes den Glauben annehmend, diese Gelegenheit zum Witwenstande willkommen heiße220). Wenn er nun alle diese Ratschläge zur Enthaltsamkeit als göttliche empfiehlt -- er sagt nämlich: „Auch ich glaube, den Geist Gottes zu haben”221) --, wer ist dann dieser freche Vertreter der Unlauterkeit, dieser wahrhaftig getreuliche Anwalt der Ehebrecher, Hurer und Blutschänder, zu deren Ehrenrettung er sich dieser Sache gegen den Hl. Geist annahm, um falsches Zeugnis gegen dessen Apostel zu geben? Paulus hat keine solche Indulgenz gegeben, er, der es unternimmt, alle fleischlichen Verbindlichkeiten, auch wenn sie auf rechtschaffenen Titeln beruhen, zu vernichten. Er gibt wohl Indulgenz, aber nicht für Ehebrecher, sondern für das Heiraten; er gewährt wohl Schonung, aber für die Ehe, nicht für die Hurerei. Er strebt dahin, nicht einmal der Natur nachzugeben, um nicht der Sünde Vorschub zu leisten. Er sucht sogar die Art des geschlechtlichen Umgangs, die den Segen empfangen hat222), einzuschränken, um für die verfluchte keine Entschuldigung zu lassen. Nur die Aufgabe war noch für ihn übrig, das Fleisch auch von den Unsauberkeiten zu reinigen; denn von den Befleckungen kann er es nicht reinigen. Allein es ist so die Gewohnheit bei den verkehrten und unwissenden Häretikern, ja auch schon bei sämtlichen Psychikern, die zufällige Zweideutigkeit irgendeiner Stelle als Waffe gegen ganze Armeen von Grundsätzen der ganzen Hl. Schrift zu gebrauchen.
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