Diakonie
des Wortes
23.
Bei der Weihe übergibt der Bischof dem Diakon das Evangelienbuch mit den
Worten: »Empfange das Evangelium Christi, dessen Verkünder du geworden
bist«.(82) Wie die Priester, so widmen sich auch die Diakone allen
Menschen, sei es durch ihre gute Leitung oder durch die offene Predigt
über das Geheimnis Christi, sei es durch die Weitergabe der christlichen
Lehre oder durch das Eingehen auf aktuelle Probleme. Hauptaufgabe des Diakons
ist daher die Zusammenarbeit mit dem Bischof und mit den Priestern bei der
Ausübung des Dienstes(83) nicht an der eigenen Weisheit, sondern
am Wort Gottes, um alle zur Umkehr und zur Heiligung zu bewegen.(84)
Die Diakone sind verpflichtet, sich vor allem durch gründliches Studium
der Heiligen Schrift, der Überlieferung, der Liturgie und des Lebens der
Kirche auf die Erfüllung dieser Sendung vorzubereiten.(85) Außerdem
sind sie verpflichtet, sich bei der Auslegung und Anwendung des der Kirche
anvertrauten Glaubensgutes willig vom Lehramt derer leiten zu lassen, die
»Zeugen der göttlichen und katholischen Wahrheit«(86) sind,
nämlich vom Römischen Papst und den in Gemeinschaft mit ihm stehenden
Bischöfen,(87) um »das Geheimnis Christi vollständig und
getreu vorzulegen«.(88)
Schließlich
müssen sie die Kunst erlernen, dem modernen Menschen in ganz
unterschiedlichen kulturellen Situationen und in verschiedenen Lebensabschnitten
den Glauben wirksam und vollständig zu vermitteln.(89)
24.
Sache des Diakons ist es, das Evangelium zu verkünden und mitunter
über das Wort Gottes zu predigen.(90) Unter Wahrung der rechtlich
vorgesehenen Bedingungen haben die Diakone die Befugnis, überall zu
predigen.(91) Diese Befugnis erwächst aus dem Sakrament und
muß zumindest mit stillschweigender Zustimmung des Rektors der Kirche mit
der Demut dessen ausgeübt werden, der Diener und nicht Herr des
Gotteswortes ist. Aus diesem Grund bleibt die Mahnung des Apostels stets
aktuell: »Daher erlahmt unser Eifer nicht in dem Dienst, der uns durch Gottes
Erbarmen übertragen wurde. Wir haben uns von aller schimpflichen Arglist
losgesagt; wir handeln nicht hinterhältig und verfälschen das Wort
Gottes nicht, sondern lehren offen die Wahrheit. So empfehlen wir uns vor dem
Angesicht Gottes jedem menschlichen Gewissen« (2 Kor 4,
1-2).(92)
25. In
den Fällen, wo Diakone einer liturgischen Feier vorstehen oder nach
Maßgabe der geltenden Normen(93) damit beauftragt werden,
müssen sie der Homilie große Bedeutung beimessen als »Botschaft von
den Wundertaten Gottes in der Geschichte des Heils, das heißt im
Mysterium Christi, das allezeit in uns zugegen und am Werk ist, vor allem bei
der liturgischen Feier«.(94) Sie müssen daher die Homilie mit
besonderer Sorgfalt im Gebet, im Studium der heiligen Texte, in völligem
Einklang mit dem Lehramt und im Nachdenken über die Erwartungen der
anzusprechenden Gläubigen vorzubereiten wissen.
Eifer
und Sorgfalt müssen sie auch auf die katechetische Unterweisung der
Gläubigen in den verschiedenen Abschnitten des christlichen Daseins
verwenden, um ihnen so zu helfen, den Glauben an Christus kennenzulernen, ihn
durch den Empfang der Sakramente zu stärken und ihm in ihrem
persönlichen, familiären, beruflichen und sozialen Leben Ausdruck zu
verleihen.(95) Je stärker die Gesellschaft säkularisiert ist
und je größer die Herausforderungen sind, vor die das moderne Leben
den Menschen und das Evangelium stellt, um so dringender ist heute diese
katechetische Unterweisung, die möglichst vollständig, getreu, klar
und nicht problembeladen sein soll.
26.
Für diese Gesellschaft ist die Neu-Evangelisierung bestimmt. Sie verlangt
von den geweihten Amtsträgern äußerst selbstlose Anstrengung.
Zu ihrer Förderung müssen die Diakone, »genährt vom Gebet und
vor allem von der Liebe zur Eucharistie«,(96) außer ihrer
Teilnahme an den auf Diözesan- oder Pfarrebene organisierten
Ausbildungsprogrammen für Katechese, Evangelisierung,
Sakramentenvorbereitung das Wort Gottes in ihr etwaiges berufliches Umfeld
übertragen, sei es durch ein klares Wort, sei es allein durch ihre aktive
Präsenz an den Orten, wo öffentliche Meinungsbildung stattfindet oder
wo die sittlichen Normen zur Anwendung kommen (wie die sozialen Dienste, die
Dienste zu Gunsten der Rechte der Familie, des Lebens usw.); sie müssen
auch beachten, welche großen Möglichkeiten dem Dienst des Wortes der
Religionsunterricht und die sittliche Erziehung an den Schulen,(97) das
Lehren an katholischen und auch an staatlichen Universitäten(98)
und der angemessene Gebrauch der modernen Kommunikationsmittel(99)
bieten.
Gewiß
erfordern diese neuen Foren außer der unverzichtbaren reinen Lehre
eine sorgfältige Fachausbildung; sie stellen aber trotzdem höchst
wirksame Mittel dar, um das Evangelium an die Menschen unserer Zeit und an die
Gesellschaft heranzutragen. (100)
Schließlich
haben die Diakone zu beachten, daß die den Glauben und die Sitten
berührenden Schriften vor der Veröffentlichung dem Urteil des
Ordinarius unterworfen werden müssen (101) und daß die
Erlaubnis des Ortsbischofs erforderlich ist, um in Publikationen zu schreiben
oder an Sendungen oder Veranstaltungen teilzunehmen, die es sich zur Gewohnheit
gemacht haben, die katholische Religion oder die guten Sitten anzugreifen. Sie
sollen sich bei Radio- und Fernsehübertragungen an die von den
Bischofskonferenzen festgelegten Bestimmungen halten. (102)
Auf
jeden Fall müssen sie stets die vorrangige, unverzichtbare Forderung
beachten, bei der Darlegung der Wahrheit niemals Kompromisse einzugehen.
27.
Die Diakone sollten daran denken, daß die Kirche ihrem Wesen nach
missionarisch ist, (103) da sie selbst dem Plan des Vaters
gemäß ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und der Sendung des
Heiligen Geistes herleitet und zudem noch vom auferstandenen Herrn
ausdrücklich den Auftrag erhalten hat, allen Geschöpfen das Evangelium
zu verkünden und jene, die glauben, zu taufen (vgl. Mk 16, 15-16;
Mt 28, 19). Die Diakone sind Amtsträger dieser Kirche und können
sich deshalb, auch wenn sie in eine Teilkirche inkardiniert sind, der
missionarischen Aufgabe der Universalkirche nicht entziehen; sie müssen
also, soweit es ihre familiären — wenn sie verheiratet sind — und
beruflichen Verpflichtungen erlauben, stets auch für die missio ad
gentes offen sein. (104)
Die
Dimension des Dienstes ist der missionarischen Dimension der Kirche
verpflichtet; oder, anders ausgedrückt, der missionarische Einsatz des
Diakons umfaßt den Dienst des Wortes, der Liturgie und der
Nächstenliebe, die ihrerseits das Alltagsleben miteinbeziehen. Die Mission
erstreckt sich auf das Zeugnis Christi auch bei der etwaigen Ausübung eines
weltlichen Berufes.
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