Beziehungen
des Weihestandes
46.
Der Weihestand verleiht dem Diakon durch die spezifischen sakramentalen Gaben
eine besondere Teilhabe an der Weihe und Sendung dessen, der für die
Erlösung des Menschen zum Knecht des Vaters geworden ist, und bezieht ihn
auf neuartige, spezifische Weise in das Geheimnis Christi, der Kirche und der
Rettung aller Menschen ein. Aus diesem Grund muß das geistliche Leben des
Diakons diese dreifache Beziehung auf der Linie einer gemeinschaftlichen
Spiritualität vertiefen und entfalten, wo man vom Gemeinschaftscharakter
der Kirche Zeugnis zu geben trachtet.
47.
Die erste und grundlegendste Beziehung ist die zu Christus, der aus Liebe zum
Vater und zu seinen Brüdern, den Menschen, Knechtsgestalt angenommen hat.
(187) Der Diakon ist kraft seiner Weihe wirklich dazu berufen, in
Übereinstimmung mit Christus, dem Gottesknecht, zu handeln.
Gottes
ewiger Sohn »entäußerte sich und wurde wie ein Sklave« (Phil
2, 7) und lebte diesen Stand im Gehorsam gegenüber dem Vater (vgl. Joh
4, 34) und im demütigen Dienst an den Brüdern (vgl. Joh 13,
4-15). Als Diener des Vaters in dem Erlösungswerk an den Menschen ist
Christus für jeden Diakon in der Kirche der Weg, die Wahrheit und das
Leben.
Jedes
Tun im Dienst wird dann Sinn erhalten, wenn es hilft, Christus in seinem Dienst
(diakonía) besser kennenzulernen, zu lieben und ihm zu folgen.
Die Diakone müssen sich also bemühen, ihr Leben Christus
gleichzugestalten, der durch seinen Gehorsam gegenüber dem Vater »bis zum
Tod, bis zum Tod am Kreuz« (Phil 2, 8) die Menschheit erlöst hat.
48.
Mit dieser grundlegenden Beziehung untrennbar verwoben ist die Beziehung zur
Kirche, (188) die Christus liebt, rein macht, nährt und pflegt
(vgl. Eph 5, 25-29). Der Diakon könnte seine Gleichgestaltung mit
Christus nicht zuverlässig leben, würde er nicht an seiner Liebe zur
Kirche teilhaben, »für die er wegen ihrer Sendung und ihrer
göttlichen Einsetzung eine tiefe Neigung hegen muß«. (189)
Der
Weiheritus macht die Verbindung zwischen dem Bischof und dem Diakon deutlich,
die hiermit gestiftet wird: nur der Bischof legt dem Auserwählten die
Hände auf, während er die Ausgießung des Heiligen Geistes auf
ihn herabruft. Jeder Diakon findet daher den Bezug zu seinem Amt in der
hierarchischen Gemeinschaft mit dem Bischof. (190)
Außerdem
hebt die Diakonensweihe noch einen weiteren kirchlichen Aspekt hervor: Sie
vermittelt dem Diakon als Diener Anteil an der Diakonie Christi, durch die das
Volk Gottes unter der Leitung des Nachfolgers Petri und der anderen
Bischöfe in Gemeinschaft mit ihm und unter Mitwirkung der Priester weiter
dem Werk zur Erlösung der Menschen dient. Der Diakon ist daher
verpflichtet, durch eine glühende, tätige Liebe für die Kirche
und durch einen aufrichtigen Willen zur Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater,
mit dem eigenen Bischof und mit den Priestern der Diözese seinen Geist und
seinen Dienst zu nähren.
49.
Schließlich ist daran zu erinnern, daß der Dienst Christi für
den Menschen, für jeden Menschen bestimmt ist, (191) der in seinem
Geist und seinem Leib die Spuren der Sünde trägt, aber zur Gemeinschaft
mit Gott berufen ist. »Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er
seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde
geht, sondern das ewige Leben hat« (Joh 3, 16). Zum Knecht dieses Planes
der Liebe hat sich Christus gemacht, als er unsere fleischliche Gestalt annahm;
Zeichen und Werkzeug dieser seiner Diakonie in der Geschichte ist die Kirche.
Der
Diakon wird also durch das Sakrament zum Dienst an seinen heilsbedürftigen
Brüdern bestimmt. Und wenn der Mensch in dem Gottesknecht Christus, in
seinen Worten und Handlungen die Fülle der Liebe sehen kann, durch welche
der Vater ihn rettet, so soll er auch im Leben des Diakons diese selbe Liebe
finden können. Wachsen in der Nachahmung der Liebe Christi zum Menschen,
die über die Grenzen jeder menschlichen Ideologie hinausgeht, wird darum
die wesentliche Aufgabe des geistlichen Lebens des Diakons sein.
Wer
zur diakonischen Ausbildung zugelassen werden will, muß »eine
natürliche innere Neigung zum Dienst an der Hierarchie und an der
christlichen Gemeinschaft zeigen«, (192) die aber nicht »im Sinn eines
einfachen inneren Antriebs der natürlichen Veranlagung verstanden werden
soll... Es handelt sich um eine Neigung der von der Gnade beseelten Natur in
einem Geist des Dienstes, der das menschliche Verhalten dem von Christus
gleichförmig macht. Das Sakrament des Diakonats bringt diese Neigung zur
Entfaltung: Es läßt den Menschen tiefer am Geist der Diakonie
Christi teilhaben, durchdringt seinen Willen mit einer besonderen Gnade und
bewirkt, daß er in seinem ganzen Verhalten von einer neuen Neigung
zum Dienst an den Brüdern beseelt wird«. (193)
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