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Kongregation für das Katholische Bildungswesen; Kongregation für den Klerus
Grundnormen für die Ausbildung der Ständigen Diakone

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  • DIREKTORIUM FÜR DEN DIENST UND DAS LEBEN DER STÄNDIGEN DIAKONE
    • 3. SPIRITUALITÄT DES DIAKONS
      • Mittel für das geistliche Leben
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Mittel für das geistliche Leben

50. Die oben genannten Beziehungen stellen den Vorrang des geistlichen Lebens heraus. Deshalb muß der Diakon daran denken, daß es jede natürliche Fähigkeit übersteigt, die Diakonie des Herrn zu leben, und daß es daher nötig ist, ganz bewußt und frei der Einladung zu folgen: »Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt« (Joh 15, 4).

Die Nachfolge Christi im diakonischen Dienst ist ein faszinierendes, aber schwieriges Unterfangen, reich an Genugtuungen und Früchten, das aber manchmal auch den Schwierigkeiten und Mühen der wahren Nachfolger des Herrn Jesus Christus ausgesetzt ist. Um es zu verwirklichen, muß der Diakon zu Christus stehen, damit dieser die Verantwortung für das Dienstamt trägt, also dafür, daß er dem geistlichen Leben den Vorrang einräumt, die Diakonie hochherzig und selbstlos lebt, den Dienst und — wenn verheiratet — seine familiären oder beruflichen Verpflichtungen so organisiert, daß er in der Nachfolge der Person und Sendung Christi, des Gottesknechtes, Fortschritte macht.

51. Wichtigste Quelle des Fortschritts im geistlichen Leben ist zweifellos die treue und unermüdliche Erfüllung des Dienstes in einem motivierten und stetig angestrebten Umfeld der Lebenseinheit. (194) Dieser Dienst behindert, wenn in rechter Weise erfüllt, keineswegs das geistliche Leben, sondern begünstigt die göttlichen Tugenden, erhöht den eigenen Willen zu Hingabe und Dienst an den Brüdern und fördert die hierarchische Gemeinschaft. Auch für Diakone gilt, entsprechend angepaßt, was von den Priestern gesagt wird: »Gerade die täglichen heiligen Handlungen wie ihr gesamter Dienst, den sie... ausüben, lenken sie auf ein vollkommenes Leben hin. Die Heiligkeit der Priester wiederum trägt im höchsten Maß zur größeren Fruchtbarkeit ihres besonderen Dienstes bei«. (195)

52. Der Diakon halte sich stets die Aufforderung der Weiheliturgie vor Augen: »Empfange das Evangelium Christi, dessen Verkünder du geworden bist: glaube immer an das, was du verkündest, lehre, was du glaubst, lebe, was du lehrst«. (196)

Um das Wort Gottes würdig und fruchtbringend zu verkünden, muß der Diakon »in beständiger heiliger Lesung und gründlichem Studium sich mit der Schrift befassen, damit er nicht zu "einem hohlen und äußerlichen Prediger des Wortes Gottes [werde], ohne dessen innerer Hörer zu sein", (197) wo er doch die unübersehbaren Schätze des göttlichen Wortes, namentlich in der heiligen Liturgie, den ihm anvertrauten Gläubigen mitteilen soll«. (198)

Darüberhinaus muß er unter der Anleitung der authentischen Lehrer der göttlichen und katholischen Wahrheit in der Kirche (199) dieses Wort Gottes vertiefen, um seine rettende Kraft zu spüren (vgl. Röm 1, 16). Seine Heiligkeit gründet sich auf seine Weihe und Sendung auch gegenüber dem Wort: Er muß zur Kenntnis nehmen, daß er Diener des Wortes ist. Als Mitglied der Hierarchie verpflichten seine Handlungen und Erklärungen die Kirche; es ist darum für seine pastorale Nächstenliebe wesentlich, daß er die Authentizität seiner Lehre, seine tatsächliche, eindeutige Gemeinschaft mit dem Papst, mit dem Bischofsstand und mit dem eigenen Bischof nachweist, nicht nur was das Glaubensbekenntnis betrifft, sondern auch in bezug auf die Lehre des ordentlichen Lehramtes und der Disziplin im Geist des der Weihe vorausgehenden Glaubensbekenntnisses und des Treueides. (200) Denn »solche Gewalt und Kraft west im Worte Gottes, daß es für die Kirche Halt und Leben, für die Kinder der Kirche Glaubensstärke, Seelenspeise und reiner, unversieglicher Quell des geistlichen Lebens ist«. (201) Je mehr er sich an das göttliche Wort anlehnt, desto stärker wird er den Wunsch verspüren, es den Brüdern mitzuteilen. In der Heiligen Schrift spricht Gott zum Menschen, (202) in der Predigt unterstützt der geweihte Diener diese heilbringende Begegnung. Er muß deshalb seine größte Aufmerksamkeit darauf verwenden, unermüdlich das Wort Gottes zu predigen, damit die Gläubigen nicht durch die Gleichgültigkeit oder Trägheit des Dieners dieses Wortes beraubt werden, und er muß zutiefst davon überzeugt sein, daß sich die Ausübung des Dienstes des Wortes nicht allein in der Predigt erschöpft.

53. Ebenso weist der Diakon seine Identität im Leben der Kirche nach, wenn er tauft, wenn er die Kommunion austeilt oder wenn er bei der Feier der anderen Sakramente und Sakramentalien hilft: Er ist Diener des Leibes Christi, des mystischen Leibes und der Kirche; er soll daran denken, daß diese Handlungen der Kirche, wenn sie mit Glauben und Ehrfurcht vollzogen werden, zum Wachstum seines geistlichen Lebens und zum Aufbau der christlichen Gemeinschaft beitragen. (203)

54. In ihrem geistlichen Leben müssen die Diakone den Sakramenten der Gnade die gebührende Bedeutung beimessen, die »hingeordnet sind auf die Heiligung der Menschen, den Aufbau des Leibes Christi und schließlich auf die Gott geschuldete Verehrung«. (204)

Vor allem sollen sie mit besonderer Treue täglich an der Feier des eucharistischen Opfers teilnehmen, (205) womöglich in Ausübung des eigenen liturgischen munus, und mit Ausdauer den im Sakrament gegenwärtigen Herrn verehren, (206) da ja die Eucharistie, Quelle und Höhepunkt aller Evangelisation, »das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle« enthält. (207) In der Eucharistie werden sie Christus wahrhaftig begegnen, der aus Liebe zum Menschen zum Sühneopfer, zur Speise des ewigen Lebens, zum nahen Freund in allem Leiden wird.

Im Wissen um die eigene Schwachheit und voller Vertrauen in die göttliche Barmherzigkeit sollen sie regelmäßig das Sakrament der Versöhnung empfangen, (208) in welchem der sündige Mensch Christus, dem Erlöser, begegnet, die Vergebung seiner Schuld empfängt und zu voller tätiger Liebe angespornt wird.

55. Bei der Erfüllung der Werke der Nächstenliebe, die ihm der Bischof aufträgt, soll sich der Diakon stets von der Liebe Christi zu allen Menschen und nicht von persönlichen Interessen oder Ideologien leiten lassen, die den universalen Charakter der Heilsrettung verletzen oder die transzendentale Berufung des Menschen leugnen. Er soll auch daran denken, daß die Diakonie der Nächstenliebe notwendigerweise zur Förderung der Gemeinschaft innerhalb der Teilkirche führt. Die Nächstenliebe ist ja in der Tat die Seele der kirchlichen Gemeinschaft. Er muß daher die Brüderlichkeit, die Zusammenarbeit mit den Priestern und die aufrichtige Gemeinschaft mit dem Bischof nachdrücklich fördern.

56. Diakone müssen immer, in jedem Umfeld und unter allen Umständen, dem Gebot des Herrn treu bleiben: »Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt« (Lk 21, 36; vgl. Phil 4, 6-7).

Das Gebet, der persönliche Dialog mit Gott, wird ihnen das Licht und die Kraft verleihen, die nötig sind, um Christus zu folgen und den Brüdern in den verschiedensten Situationen zu dienen. Auf Grund dieser Gewißheit sollen sie versuchen, sich von den verschiedenen Gebetsarten innerlich formen zu lassen: die Verrichtung des Stundengebetes in dem von der Bischofskonferenz bestimmten Umfang (209) prägt ihr ganzes Gebetsleben; als Amtsträger sind sie gehalten, Fürbitten für die ganze Kirche darzubringen. Dieses Gebet setzt sich in der lectio divina, in dem intensiv betrachtenden Gebet, in der Teilnahme an geistlichen Einkehrtagen fort, jeweils gemäß den Vorschriften des Partikularrechtes. (210)

Ein Herzensanliegen müssen ihnen zudem die Tugend der Buße und die anderen Mittel der Heiligung sein, die eine Hilfe auf dem Weg zur persönlichen Gottbegegnung darstellen. (211)

57. Die Teilhabe am Geheimnis des Gottesknechtes Christus lenkt den Diakon mit seinem Herzen notwendigerweise auf die Kirche und auf Maria, ihre heiligste Mutter. Denn man kann Christus nicht von der Kirche, seinem Leib, trennen. Die Wahrheit von der Einheit mit dem Haupt soll eine wahre Liebe zum Leib wecken. Und diese Liebe soll bewirken, dab der Diakon durch seinen Einsatz für die mit seinem Dienstamt verbundenen Verpflichtungen, durch Brüderlichkeit und durch die hierarchische Gemeinschaft mit seinem Bischof und mit dem Presbyterium fleißig am Aufbau der Kirche mitarbeitet. Dem Diakon muß die ganze Kirche am Herzen liegen: die Universalkirche, für deren Einheit der Papst in Rom als Nachfolger Petri immerwährendes und sichtbares Prinzip und Fundament ist, (212) und die Teilkirche, in der dadurch, daß »sie ihrem Hirten anhängt und von ihm durch das Evangelium und die Eucharistie im Heiligen Geist zusammengeführt wird, die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche Christi wahrhaft gegenwärtig ist und wirkt«. (213)

Die Liebe zu Christus und zur Kirche ist zutiefst mit der seligen Jungfrau verbunden, der niedrigen Magd des Herrn, die in ihrer Eigenschaft als einmalige und bewundernswürdige Mutter selbstlose Gefährtin der Diakonie ihres göttlichen Sohnes gewesen ist (vgl. Joh 19, 25-27). Die Liebe zur Mutter des Herrn, die im Glauben gründet und im täglichen Rosenkranzgebet, in der Nachahmung ihrer Tugenden und im zuversichtlichen Vertrauen zu ihr Ausdruck findet, soll Bekundungen echter, kindlich-frommer Hingabe sinnvoll machen. (214)

Jeder Diakon muß mit tiefer Verehrung und Liebe auf Maria blicken. Denn »die Jungfrau und Mutter ist das Geschöpf [gewesen], das mehr als alle die volle Wahrheit der Berufung erlebt hat, denn kein Mensch hat wie sie mit einer so großen Liebe auf die unermeßliche Liebe Gottes geantwortet«. (215) Diese besondere, aus dem Wort entsprungene und ganz im Wort verwurzelte Liebe zur Jungfrau und Magd des Herrn soll zur Nachahmung ihres Lebens werden. Das wird eine Möglichkeit sein, in der Kirche jene marianische Dimension einzuführen, die den Zugang zur diakonischen Berufung bereitet.(216)

58. Von größtem Nutzen für den Diakon wird schließlich die regelmäßige geistliche Begleitung sein. Die Erfahrung zeigt, daß der aufrichtig und zuvorkommend geführte Dialog mit einem klugen geistlichen Begleiter nicht nur dazu beiträgt, die im Leben unvermeidlich auftretenden Zweifel und Probleme zu lösen, sondern auch die notwendige Unterscheidung vorzunehmen, zu einer besseren Selbsterkenntnis zu gelangen und voranzuschreiten in der treuen Nachfolge Christi.




194) Vgl. II. Vat. Konzil, Dekret Presbyterorum ordinis, Nr. 14 u. 15; CIC, can. 276 § 2, Nr. 1.



195) II. Vat. Konzil, Dekret Presbyterorum ordinis, 12.



196) Pontificale Romanum - De ordinatione Episcopi, presbyterorum et diaconorum, Nr. 210: Ed. aaO. 125.



197) Hl. Augustinus, Serm. 179, 1: PL 38, 966.



198) II. Vat. Konzil, Dogmat. Konstitution Dei verbum, 25; vgl. Paul VI., Apostol. Schreiben Sacrum Diaconatur Ordinem, VI, 26, 1: aaO. 703; CIC, can. 276 § 2, Nr. 2o.



199) Vgl. II. Vat. Konzil, Dogmat. Konstitution Lumen gentium, 25a.



200) Vgl. CIC, can. 833; Kongregation für die Glaubenslehre, Professio fidei et iusiurandum fidelitatis in suscipiendo officio nomine Ecclesiae exercendo: AAS 81 (1989) 104-106 u. 1169.



201) II. Vat. Konzil, Dogmat. Konstitution Dei verbum, 21.



202) Vgl. ebd., Konstitution über die Liturgie Sacrosanctum Concilium, 7.



203) Vgl. ebd., Konstitution über die hl. Liturgie Sacrosanctum Concilium, 7.



204) Vgl. ebd., 59a.



205) Vgl. CIC, can. 276 § 2, Nr. 2; Paul VI., Apostol. Schreiben Sacrum Diaconatus Ordinem, VI, 26, 2: aaO. 703.



206) Vgl. Paul VI., Apostol. Schreiben Sacrum Diaconatus Ordinem, VI, 26, 2: aaO. 703.



207) II. Vat. Konzil, Dekret Presbyterorum ordinis, 5b.



208) Vgl. CIC, can. 276 § 2, Nr. 5; vgl. Paul VI., Apostol. Schreiben Sacrum Diaconatus Ordinem, VI, 26, 3: aaO. 703.



209) Vgl. CIC, can. 276 § 2, 3o.



210) Vgl. ebd., can. 276 § 2, 4o.



211) Vgl. ebd., can. 276 § 2, 5o.



212) Vgl. II. Vat. Konzil, Dogmat. Konstitution Lumen gentium, 23a.



213) Ebd., Dekret Christus Dominus, 11; CIC, can. 369.



214) Vgl. CIC, can. 276 § 2, 5o; vgl. Paul VI., Apostol. SchreibenSacrum Diaconatus Ordinem, VI, 26, 4: aaO. 703.



215) Johannes Paul II., Nachsynodales Apostol. Schreiben Pastores dabo vobis, 36: indem der Hl. Vater die Propositio 5 der Sinodenväter zitiert: aaO. 718.



216) Vgl. Johannes Paul II., Ansprache an die Römische Kurie, (22. Dez. 1987): AAS 80 (1988) 1025-1034; Apostol. Schreiben Mulieris dignitatem, 27: AAS 80 (1988) 1718.






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