Spiritualität
des Diakons und Lebensstände
59. Im
Unterschied zu den Anforderungen für das Presbyterium, können zum
ständigen Diakonat zunächst zölibatäre Männer
zugelassen werden, aber auch Männer, die im Sakrament der Ehe leben, oder
verwitwete Männer. (217)
60. Die
Kirche anerkennt mit Dankbarkeit das großartige, einigen ihrer Mitglieder
von Gott gewährte Geschenk des Zölibats und hat es in verschiedenen
Formen sowohl im Orient wie im Abendland mit dem geweihten Amt verbunden, dem
es immer und auf wunderbare Weise angemessen ist. (218) Die Kirche
weiß auch, daß dieses Charisma, das aus Liebe um des Himmelreiches
willen (vgl. Mt 19, 12) angenommen und gelebt wird, die ganze Person des
Diakons auf Christus hin ausrichtet, der sich in der Ehelosigkeit selbst hingab
für den Dienst am Vater und um die Menschen zur Fülle des Reiches zu
führen. Diese Gesamtentscheidung, Gott zu lieben und den Brüdern zu
dienen, widerspricht keineswegs der persönlichen Entfaltung des Diakons,
sondern begünstigt sie, da die wahre Vollkommenheit jedes Menschen die
Nächstenliebe ist. In der Tat, im Zölibat erscheint die Liebe als
Zeichen dafür, daß einer sich mit ungeteiltem Herzen
vollständig Christus weiht und sich frei dem Dienst an Gott und den
Menschen widmet, (219) weil eben die Zölibatsentscheidung nicht
Verachtung der Ehe oder Weltflucht bedeutet, sondern vielmehr eine bevorzugte
Möglichkeit, den Menschen und der Welt zu dienen.
Die
Menschen unserer Zeit, die so oft in Vergänglichem versinken, sind
besonders sensibel für das Zeugnis derer, die durch ihr Leben das Ewige
verkünden. Die Diakone dürfen es daher nicht versäumen, den
Brüdern durch ihr getreues Festhalten am Zölibat dieses Zeugnis
anzubieten und sie so zur Suche nach jenen Werten anzuspornen, die offenbar
machen, daß der Mensch zur Transzendenz berufen ist. »Der Zölibat
"um des Himmelreiches willen" ist nicht nur ein eschatologisches
Zeichen, sondern hat auch große Bedeutung für den Dienst am Volk
Gottes im gegenwärtigen Leben«. (220)
Um die
von Gott zum Wohl der gesamten Kirche empfangene Gabe während des ganzen
Lebens besser zu schützen, dürfen die Diakone nicht zu sehr auf die
eigenen Möglichkeiten vertrauen, sondern müssen immer einen Geist
demütiger Klugheit und Wachsamkeit haben und daran denken, daß »der
Geist willig, aber das Fleisch schwach« ist (Mt 26, 41); außerdem
sollen sie am Gebetsleben festhalten und die mit ihrem Dienstamt verbundenen
Verpflichtungen erfüllen.
Sie
haben sich mit Klugheit gegenüber Personen zu verhalten, mit denen ein
vertraulicher Umgang die Enthaltsamkeit in Gefahrbringen oder Anstoß
erregen kann. (221)
Schließlich
müssen sie sich bewußt sein, daß unsere heutige pluralistische
Gesellschaft zu sorgfältiger Unterscheidung verpflichtet, was den Gebrauch
der sozialen Kommunikationsmittel betrifft.
61.
Auch das Sakrament der Ehe, das die Liebe der Ehegatten heiligt und sie als
wirksames Zeichen der Liebe herausstellt, mit der Christus sich der Kirche
hingibt (vgl. Eph 5, 25), ist ein Gottesgeschenk und muß das
geistliche Leben des verheirateten Diakon nähren. Da das Ehe- und
Familienleben sowie die berufliche Arbeit unweigerlich seine ihm für den
Dienst zur Verfügung stehende Zeit einschränken, bedarf es eines
besonderen Einsatzes, um — auch durch das gemeinsame Gebet — zur notwendigen
Einheit zu gelangen. In der Ehe wird die Liebe zu zwischenmenschlicher Hingabe,
zu gegenseitiger Treue, zur Quelle neuen Lebens, zur Stütze in Freude und
Schmerz; mit einem Wort, die Liebe wird zum Dienst. Dieser im Glauben gelebte
Dienst an der Familie ist für die anderen Gläubigen Beispiel
für die Liebe in Christus, und der verheiratete Diakon muß davon
auch Gebrauch machen, um seiner Nächstenliebe in der Kirche Auftrieb zu
verleihen.
Der
verheiratete Diakon soll seine Verantwortung besonders darin sehen, dab er ein
klares Zeugnis von der Heiligkeit der Ehe und der Familie abgibt. Je mehr die
Eheleute in ihrer Liebe füreinander wachsen, um so stärker wird ihre
Hingabe an die Kinder sein und als um so bedeutsamer wird sich ihr Beispiel
für die christliche Gemeinschaft erweisen. »Die Pflege und Vertiefung der
gegenseitigen opferbereiten Liebe zwischen Mann und Frau stellen vielleicht die
wesentlichste Beteiligung der Frau des Diakons am öffentlichen Amt ihres
Mannes in der Kirche dar«. (222) Diese Liebe wächst dank der
Tugend der Keuschheit, die immer, auch durch die Übung verantwortlicher
Elternschaft, durch die Erfahrung der Achtung für den Ehepartner und durch
die Einhaltung einer gewissen Enthaltsamkeit wirksam ist. Diese Tugend
begünstigt die reife Hingabe, die sich sehr bald im Dienst
äußert, während sie besitzergreifendes Verhalten,
Vergötzung des beruflichen Erfolges, Unfähigkeit zur Zeiteinteilung
beseitigt und glaubwürdige zwischenmenschliche Beziehungen und das
Gespür und die Fähigkeit begünstigt, jeder Sache ihren richtigen
Platz zu geben.
Man
möge entsprechende, an die ganze Familie gerichtete Initiativen zur
Sensibilisierung für den diakonischen Dienst ergreifen. Die Ehefrau des
Diakons, die ihre Zustimmung zur Entscheidung ihres Mannes gegeben hat,
(223) soll Hilfe und Unterstützung erhalten, damit sie ihre Rolle
mit Freude und Diskretion lebt und alles, was die Kirche und insbesondere die
ihrem Ehemann übertragenen Aufgaben angeht, zu schätzen weiß.
Aus diesem Grund soll sie über das Tun ihres Mannes informiert sein, wobei
jedoch jede ungebührende Einmischung vermieden werden muß, um ein
ausgewogenes und harmonisches Verhältnis zwischen Familien-, Berufs- und
kirchlichem Leben abzustimmen und zu realisieren. Auch die Kinder des Diakons
werden, wenn sie entsprechend vorbereitet sind, die Entscheidung des Vaters
schätzen und sich besonders aufmerksam im Apostolat und im konsequenten
Lebenszeugnis engagieren können.
Schließlich
ist die Familie des Diakons, wie übrigens jede christliche Familie,
aufgerufen, lebhaft und verantwortungsvoll an der Sendung der Kirche in der
Welt von heute teilzunehmen. »Der Diakon und seine Frau müssen ein Vorbild
für die Treue und Unauflöslichkeit der christlichen Ehe vor
einer Welt sein, die solche Zeichen bitter nötig hat. Dadurch, daß
sie die Anforderungen des Ehelebens und des Alltags im Geist des Glaubens
annehmen, stärken sie das Familienleben nicht nur in der Gemeinschaft der
Kirche, sondern in der ganzen Gesellschaft. Sie zeigen auch, wie die
Verpflichtungen von Familie, Arbeit und Amt in dem Dienst der Sendung der
Kirche aufeinander abgestimmt werden können. Diakone und ihre Frauen und
Kinder können für andere, die für die Förderung des
Familienlebens arbeiten, eine große Ermutigung darstellen«. (224)
62.
Einzugehen ist noch auf die Situation, die durch den Tod der Ehefrau eines
Diakons entsteht. Ein Lebensumstand, der im Glauben und in christlicher
Hoffnung gelebt werden muß. Der Witwenstand darf, wenn es Kinder gibt,
die Hingabe an sie nicht zerstören; und er sollte auch nicht zu
hoffnungsloser Trauer verleiten. Dieser Lebensabschnitt ist, so schmerzlich er
auch sein mag, ein Aufruf zu innerer Läuterung und ein Anreiz, zu wachsen
in der Liebe und im Dienst an seinen Lieben und an allen Mitgliedern der
Kirche. Er ist auch ein Aufruf, in der Hoffnung zu wachsen, da die treue
Erfüllung des Dienstes ein Weg ist, Christus und die geliebten Menschen in
der Herrlichkeit des Vaters zu erreichen.
Man
muß jedoch erkennen, daß dieses Ereignis im Alltagsleben der
Familie eine neue Situation herbeiführt, die die persönlichen
Beziehungen beeinflußt und in vielen Fällen die wirtschaftlichen
Probleme bestimmt. Aus diesem Grund muß dem verwitweten Diakon mit viel
Liebe geholfen werden, seine neue persönliche Situation zu erkennen und zu
akzeptieren und weder die Erziehungspflicht gegenüber etwaigen Kindern
noch die neuen Erfordernisse der Familie zu vernachlässigen.
Insbesondere
wird der Witwer Begleitung erhalten müssen bei der Erfüllung der
Verpflichtung zur vollkommenen und immerwährenden Enthaltsamkeit
(225) und Hilfe erfahren im Verständnis der fundierten kirchlichen
Begründungen, die das Eingehen einer neuen Ehe für unerlaubt
erklären (vgl. 1 Tim 3, 12), gemäß er beständigen
Disziplin sowohl der Ostkirche als auch der Westkirche. (226) Das kann
dadurch erreicht werden, daß sich der Diakon aus Liebe zu Gott im Dienst
intensiver um andere kümmert. Ein großer Trost wird in diesen
Fällen für die Diakone die brüderliche Hilfe der anderen
geistlichen Amtsträger, der Gläubigen und die Nähe des Bischofs
sein.
Bleibt
die Frau des Diakons als Witwe zurück, soll sie, was ihre Bedürfnisse
angeht, von den Amtsträgern und den Gläubigen, soweit es die
vorhandenen Möglichkeiten erlauben, nicht vernachlässigt werden.
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