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Mit diesen Ausführungen sind wir schon bei dem dogmatischen Charakter
der Ikone angelangt. Dieser Wesenszug der Ikone macht klar, weshalb der Kampf
gegen die Ikonen ein Kampf gegen das christologische Dogma gewesen ist. Der
Kampf gegen die Bilderverehrung kann nämlich ebensowohl als eine Phase der
Rationalisierung des Mysteriums erklärt werden, die sich ebenso auch gegen
das Mönchtum und die Jungfräulichkeit der Theotokos (Gottesmutter)
gerichtet hat. Die Bilderfeindlichkeit führt auch in gewisser Weise zur Verneinung der
sichtbaren Kirche, d.h. auch der sichtbaren Gestalt des Leibes Christi, wenn
man bedenk, daß die Ablehnung der Realität und Unwandelbarkeit der
Menschwerdung auch die Ablehnung des ganzen Heilsplanes Gottes bedeutet.
Für die Ostkirche ist aber im Gegensatz dazu die Ikone immer ein Zeichen
und eine sichtbare Repräsentation des
Glaubens der Kirche. Der heilige Johannes vοn Danιaskus sagt: "Wenn ein
Heide nach deinem Glauben verlangt, führen ihn in die Kirche und
stelle ihn vor die Ikonen."<14>
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