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Wenn man das über das Verhältnis vοn Ikone und Dogma Gesagte zusanιmenfassen will, so
muß man betonen, daß für die Theologie, Christologie, Anthropologie,
Soteriologie und Ekklesiologie der Bildgedanke maßgebend ist. Das bringt
z.B. Ernst Benz gut zum Ausdruck, wenn er sagt: "Der göttliche Logos
ist das Bild das Vaters, in dem er sich in eine erste Gestalt faßt, das "Ebenbild
seines Wesens", der "Glanz seiner Herrlichkeit" (Hebr.1,3). Das
Heilswerk des menschgewordenen Logos, der ein Abbild des himmlischen Vaters
ist, in dem "die ganze Fülle der Gottheit wohnt" (Κοl. 2,9), besteht darin,
das durch die Sünde befleckte Gottesbild des ersten Menschen wieder zu
erneuern. Christus ist der "neue Adam", in dem das ursprüngliche
Gottesbild des "alten Adam" wiederhergestellt ist.
Demgemäß ist auch die Anschauung vom Heilswerk durch den
Bildgedanken beherrscht: die Erlösung des Menschen besteht darin,
daß er erneuert wird in das Bild Jesu Christi, daß er in Jesus
Christus eingebildet wird, daß er erneuert wird nach seinem Bild und so
in Jesus Christus die Erneuerung seines Gottesbildes erfährt. Dieser
Bildbegriff bestimmt aber auch die Anschauung vοn der Kirche, die
"Ekklesiologie", denn in der Kirche werden die vielen Glieder
eingebildet in das eine Bild Jesu Christi, des "vollkommenen Mannes"
(Eph.4,13), indem die einzelnen Gläubigen "verklärt werden in dasselbe Bild" (2. Kor. 3,18). So
stellt die orhodoxe Theologie der Ikone den eigentlichen Schlüssel zum
Verständnis des orthodoxen Dogmas dar."<24>
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