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Man hat gesagt, und das ist sicher wahr, daß in unserer müde
gewordenen Gesellschaft, die in einem Zeitalter der Industrie lebt, die Kirchen
Oasen der Ruhe und des Friedens sind. Das gleiche könnte man vοn Bildern sagen, die in
der morgenländisch-orthodoxen wie in der abendländisch- katholischen
Kirche untrennbar mit zum Gotteshaus hinzugehören. Die Ikonen, und zwar
gerade die byzantinischen mit ihren besonderen Κennzeichen, die wir versucht
haben zu analysieren, treten in unser materialistisches Leben, in unsere
dingliche und sinnenhafte Welt, um uns daran zu erinnern, daß der Mensch
nicht nur Materie, sondern auch Geist ist. Μan darf deshalb auch den Satz
sagen, daß die Ikonen ein Gebet sind, weil ihre Künstler der
Überzeugung waren, nicht ein Kunstwerk zu schaffen, sondern ein Heilswerk
zu tun. Die Ιkοnen sind ein Gebet, weil
die Verfetiger nicht nur vor ihrem Werk Gott um Erleuchtung und Hilfe anriefen,
sondern weil sie auch im Geiste und in der Haltung des Gebetes lebten. Μan darf sagen, daß
das Leben der Mönhe, die zumeist die Schöpfer der Ikonen gewesen sind, ein
ununterbrochenes Gebet gewesen ist.
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