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Giovanni Boccaccio
Decameron

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    • 27. Novelle
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27. Novelle

 

 

Calandrino verliebt sich in ein Mädchen. Bruno gibt ihm ein Amulett, um sie

damit zu berühren, worauf sie ihm nachfolgt; er wird aber, von seiner Frau

ertappt, welche darüber großen Lärm und Zank erhebt.

Niccolo Cornacchini war ein reicher Mann, der unter mehreren Besitzungen ein

recht schönes Landgut in Camerta hatte, auf welchem er ein hübsches,

ansehnliches Meierhaus bauen und es durch Bruno und Buffalmacco ausmalen ließ,

und da sehr viel dabei zu arbeiten war, so nahmen diese Nello und Calandrino mit

zu Hilfe. Weil nun schon ein paar Zimmer daselbst mit Betten und anderm Hausrat

versehen waren, über welche eine alte Magd die Aufsicht hatte, so pflegte

Filippo, der Sohn des Niccolo, ein junger, unverheirateter Bursche, bisweilen zu

seinem Zeitvertreib ein Mädchen mit dahinzunehmen, einen Tag oder zwei mit ihr

dort zuzubringen, und sie dann wieder wegzuschicken. So brachte er auch einst

eine gewisse Niccolosa dahin, die ein liederlicher Kerl, Mangione genannt, in

einem Haus in Camaldoli unterhielt und sie für Lohn vermietete. Das Mädchen war

hübsch von Gestalt, wohlgekleidet und für eine Person von ihrem Gewerbe artig

genug in ihren Manieren und Reden. Als sie einmal gegen Mittag in einem weißen

Mieder und Röckchen, mit aufgeflochtenem Haar hinunter an den Brunnen im Hofe

gegangen war, um sich Gesicht und Hände zu waschen, fügte es sich, daß

Calandrino ebenfalls dahin kam, um Wasser zu holen, und sie freundlich grüßte.

Sie dankte ihm und betrachtete ihn aufmerksam, nicht weil er ihr gerade

übermäßig schön, sondern weil er ihr ein possierlicher Mensch zu sein schien.

Calandrino besah sie sich gleichfalls, und, da er sie sehr hübsch fand, so

zauderte er, solange er konnte, und ließ seine Kameraden auf das Wasser warten;

doch getraute er sich nicht, das Mädchen anzureden, weil er sie nicht kannte. Da

sie merkte, wie emsig er nach ihr gaffte, so warf sie gleichfalls bisweilen

einen Blick auf ihn, um ihn zu kirren, und ließ einige Seufzerchen fahren.

Darüber verliebte sich Calandrino auf der Stelle in sie und wich nicht vom Hof,

bis Filippo sie wieder zu sich in die Kammer rief. Als Calandrino wieder an

seine Arbeit ging, tat er nichts als seufzen und schnaufen, was Bruno, der ihm

stets auflauerte und sich gern eine Kurzweil mit ihm machte, allsobald gewahr

ward und ihn daher fragte: "Was, zum Henker, fehlt dir, Bruder Calandrino? Du

tust ja nichts als seufzen?" "Bruder," sprach Calandrino, "wenn ich jemand

hätte, der mir helfen würde, so wär' ich wohl daran."

"Wieso?" fragte Bruno.

"Eigentlich müßte man ja seinen Mund halten", antwortete Calandrino. "Dort unten

ist ein Mädchen, so schön wie eine Fee, die sich dermaßen in mich verliebt hat,

daß du dein Wunder daran sehen würdest. Ich bin es eben jetzt gewahr geworden,

als ich Wasser holte."

"Der Henker! Nimm dich in acht", sprach Bruno. "Wenn sie nur nicht gar die Frau

des Filippo ist." "Das glaub' ich fast," sprach Calandrino; "denn er rief sie,

und sie ging zu ihm in die Kammer. Allein was liegt daran? Ich würde mich in

solchen Dingen zum Teufel selbst um Christus nicht kümmern, noch viel weniger um

Filippe. Ich muß dir gestehen, Bruder, sie gefällt mir besser, als ich dir's

beschreiben kann."

"Ich will auskundschaften, wer sie ist," sprach Bruno, "und wenn sie des Filippo

Frau ist, so will ich dir in zwei Worten zu deiner Sache verhelfen, denn sie

spricht oft sehr vertraulich mit mir. Wie machen wir es aber, daß Buffalmacco

nichts davon erfährt? Er folgt mir immer wie mein Schatten, wenn ich mit ihr

spreche."

"Um Buffalmacco sorge ich mich nicht," sprach Calandrino, "aber vor Nello müssen

wir uns hüten. Er ist verwandt mit Tessa und würde uns gewiß den ganzen Kram

verderben."

"Du hast recht", sprach Bruno. Dieser wußte sehr wohl, wer das Mädchen war; denn

er hatte gesehen, wie sie gekommen war, und Filippo hatte es, ihm auch gesagt.

Sobald nun Calandrino sich von der Arbeit ein wenig entfernte, um sie zu sehen,

erzählte Bruno alles dem Buffalmacco und Nello und verabredete mit ihnen, was

sie bei dieser Liebschaft mit ihm anstellen wollten. Kaum war Calandrino

wiedergekommen, so raunte ihm Bruno ins Ohr: "Hast du sie gesehen?"

"Ach freilich! Sie bringt mich noch ins Grab", sprach Calandrino.

"Ich will hingehen", versetzte Bruno, "und sehen, ob sie die ist, wofür ich sie

halte, und wenn das ist, so laß mich nur weiter machen."

Bruno ging demnach hinunter zu Filippo und dem Mädchen und erklärte ihnen

umständlich, wer Calandrino wäre und was er ihm entdeckt hätte, und nahm Abrede

mit ihnen, was sie sagen und wie sie sich verhalten sollten, um sich an der

Liebelei des Calandrino zu belustigen. Als er wieder zurückkam, sprach er zu

Calandrino: "Sie ist's allerdings, und wir müssen also vorsichtig zu Werke

gehen; denn wenn Filippo etwas merkte, so würden alle Wasser des Arno uns nicht

wieder weiß waschen. Was soll ich ihr aber in deinem Namen sagen, wenn es sich

trifft, daß ich sie spreche?"

"Wahrhaftig," sprach Calandrino, "du mußt ihr vor allen Dingen sagen, daß ich

tausend Scheffel von dem in mir habe, wovon die Weiber zuweilen schwanger

werden, und daß ich ihr ergebenster Diener sei, und wenn ich womit dienen könnte

... verstehst du mich?"

"Ich verstehe," sprach Bruno, "laß mich nur machen." Als es Feierabend war und

sie von der Arbeit gingen, hielten sie sich unten im Hofe, wo sich eben Filippo

und Niccolosa befanden, dem Calandrino zu Gefallen ein wenig auf. Calandrino

fing an, Niccolosa zu begaffen, und gebärdete sich dabei so tollpatschig, daß

ein Blinder seine Absicht hätte merken können. Niccolosa ihrerseits tat alles,

was sie konnte, um seine Flamme noch mehr anzufachen, und da Bruno ihr von allem

Nachricht gegeben hatte, so machte ihr das Betragen des Calandrino den größten

Spaß von der Welt. Filippo stellte sich indessen, als ob er nichts von allem

merkte, indem er sich mit den beiden andern unterhielt. Endlich gingen sie weg,

so ungern Calandrino sich auch entfernte. Auf dem Wege zur Stadt sprach Bruno zu

Calandrino: "Ich kann dir versichern, daß sie für dich schmilzt wie das Eis an

der Sonne. Beim Himmel! Wenn du einmal deine Hummel mitnahmst und sängst ihr

dabei ein paar verliebte Lieder vor, so würde sie aus dem Fenster in deine Arme

springen."

"Meinst du, Bruder?" fragte Calandrino. "Soll ich sie mitbringen?"

"Allerdings!" sprach Bruno.

"Du wolltest mir heute nicht glauben, was ich dir sagte", sprach Calandrino.

"Wahrhaftig, Bruder, nun siehst du wohl, daß ich besser als ein anderer

verstehe, zu meinem Zweck zu kommen. Wer hätte wohl so schnell wie ich ein

solches Weibchen wie dieses verliebt machen können? Da hätten dir die Stutzer

erst lange zappeln müssen, die den ganzen Tag auf und ab trippeln und doch in

tausend Jahren keinen Hund hinterm Ofen hervorlocken. Nun sollst du mich einmal

mit der Hummel in der Hand sehen; du sollst deine Freude daran haben. Glaube mir

sicherlich, ich bin nicht so alt wie ich dir scheine; das hat sie wohl gemerkt,

und wo nicht, so soll sie's gewahr werden, wenn ich sie unter die Hände kriege.

Beim Himmel, ich will ihr ein Spiel zeigen, daß sie mir nachlaufen soll wie das

Kalb hinter der Kuh."

"Das denk' ich auch", sprach Bruno. "Du wirst deinen Schnabel schon tüchtig an

ihr wetzen. Mich deucht, ich sehe dich schon, wie du deine Zahnstummel in das

rote Mäulchen schlägst und in ihre Rosenwangen und sie dann mit Haut und Haaren

auffrißt.

Calandrino glaubte bereits im Geiste alles zu tun, was Bruno sagte, und fing an

zu singen und zu springen, als wenn er nicht in seiner Haut zu bleiben wüßte.

Des andern Tages brachte er seine Hummel mit und sang verschiedene Lieder dazu.

Kurz, da er das Mädchen oft vor Augen hatte, so ward er so in sie vernarrt, daß

er keine Arbeit mehr anrührte, sondern den Tag über wohl tausendmal bald ans

Fenster, bald an die Tür, bald in den Hof hinunterlief, um sie zu sehen, wozu

sie ihm auf Brunos Anstiften immer die beste. Gelegenheit zu geben wußte. Wenn

sie abwesend war, was die meiste Zeit zu geschehen pflegte, so bestellte Bruno

seine Aufträge an sie und brachte ihm bisweilen Briefe von ihr, in denen sie ihm

große Hoffnung machte, seine Wünsche zu erfüllen, und zugleich vorgab, sie

befände sich zu Hause bei ihren Eltern, wo er sie nicht zu Gesicht bekommen

könne.

So machten sich Bruno und Buffalmacco, indem sie stets die Hand im Spiele

hatten, manchen Spaß auf Kosten des Calandrino und ließen sich von ihm bald

einen elfenbeinernen Kamm, bald einen Beutel, bald ein Messerchen und andere

dergleichen Sächelchen geben, als wenn seine Geliebte sie haben sollte. Dagegen

brachten sie ihm dann und wann einen unechten, wertlosen Ring, worüber er sich

dann wie ein Kind freute. überdies gab er ihnen manches schöne Frühstück und er

zeigte ihnen manche andere Gefälligkeit, damit sie sich seiner Angelegenheit

eifrig annähmen. Nachdem sie ihn auf diese Weise wohl zwei Monate hingehalten

hatten, ohne die Sache weiter zu fördern, fing Calandrino an, seinen Freund

Bruno fleißig anzutreiben und aufzufordern, weil er sah, daß die Arbeit bald zu

Ende ging und daß alle seine Hoffnungen zu Wasser würden, wenn er seine Liebe

nicht vor deren Ende gekrönt sähe. Als nun einmal das Mädchen wiederkam und

Bruno und Filippo alles verabredet hatten, was nötig war, sprach Bruno zu

Calandrino: "Höre, Brüderchen, das Frauenzimmer hat mir nun wohl schon

tausendmal versprochen, dir zu Willen zu sein, und hernach ist nichts daraus

geworden. Es kommt mir vor, daß sie uns an der Nase herumführt; was sie also

nicht von selbst tut, um ihr Versprechen zu erfüllen, dazu wollen wir sie

zwingen, sie mag Lust haben oder nicht, wenn du es zufrieden bist."

"Ei freilich", sprach Calandrino. "Um des Himmels willen, beeile dich nur."

"Hättest du wohl den Mut," sprach Bruno, "sie mit einem Zauberzettel zu

berühren, wenn ich dir einen gäbe?"

"Warum nicht?" sprach Calandrino.

"Gut!" versetzte Bruno. "So verschaffe mir nur ein Stückchen Jungfernpergament

und eine lebendige Fledermaus, drei Körnchen Weihrauch und eine geweihte

Wachskerze und laß' mich für das übrige sorgen." Calandrino lauerte den ganzen

Abend, um eine Fledermaus zu haschen, und als er sie gefangen hatte, brachte er

sie nebst den andern Sachen Bruno. Dieser ging in eine Kammer, kritzelte ein

paar Schnörkel und Zauberzeichen auf das Pergament und gab es ihm. "Wisse,

Calandrino," sprach er, "wenn du sie mit diesem Zettel anrührst, so wird sie dir

nachlaufen und alles tun, was du haben willst. Wenn also Filippo heute ausgeht,

so suche ihr auf irgendeine Art nahe zu kommen, berühre sie und laufe dann in

die Strohscheune hierneben, wo der bequemste Ort ist, weil niemand dahinkommt;

du wirst sehen, daß sie dir sogleich nachfolgt, und wenn du sie dort hast, so

weißt du selbst, was du tun mußt."

Calandrino war der glücklichste Mensch von der Welt; er nahm das Pergament und

sagte: "Laß mich nur machen, Bruder."

Nello, vor dem sich Calandrino so sorgfältig in acht nahm, hatte seine Lust am

Spiele so gut wie die andern und trug das seinige bei, um ihn äffen zu helfen.

Er ging also auf Brunos Anstiften nach Florenz zu der Frau des Calandrino und

sagte: "Jessa, du weißt, wie dich Calandrino damals so ungerechtfertigt

prügelte, als er mit den Steinen aus dem Mugnone kam. Ich meine, du solltest

dich jetzt dafür an ihm rächen, und wenn du es nicht tust, so nenne mich nie

wieder deinen Verwandten und Freund. Er hat sich dort oben in ein Weibsbild

vernarrt, und sie ist solch ein liederliches Mensch, daß sie sich oft

miteinander einschließen, und noch vor wenigen Minuten haben sie Abrede

genommen, daß sie wieder zusammenkommen wollen. Du sollst deswegen mit mir

gehen, um sie auf der Tat zu ertappen und nach Verdienst zu züchtigen."

Frau Tessa, die das Ding nicht spaßhaft fand, sprang auf wie eine Furie und rief

aus: "Ach, du Spitzbube! Spielst du mir solche Streiche? Beim Kreuze Christi!

Das soll dir nicht so gelingen, ohne daß ich dir's bezahle." Damit warf sie ihr

Mäntelchen um, nahm eine Frau mit sich und ging mehr laufend als schreitend mit

Nello hinauf.

Als Bruno sie von ferne gewahr wurde, sprach er zu Filippo: "Da kommt unser

Freund schon." Filippo ging deswegen zu Calandrino und den andern Arbeitern und

sagte: "Meister, ich muß jetzt in die Stadt gehen; arbeitet hübsch fleißig."

Damit entfernte er sich und verbarg sich an einem Orte, wo er ungesehen alles

beobachten konnte, was Calandrino tun würde.

Sobald Calandrino glaubte, daß Filippo schon eine gute Strecke entfernt wäre,

ging er in den Hof hinunter, wo er Niccolosa ganz allein fand. Er sprach einige

Worte mit ihr, und da sie um alles wußte, so kam sie ihm näher und sprach etwas

vertraulicher mit ihm als gewöhnlich.

Calandrino berührte sie also mit seinem Zauberzettel und ging, sobald dies

geschehen war, ohne ein Wort zu sagen, nach der Scheune zu. Niccolosa folgte ihm

nach, und als sie hineinkam, schloß sie die Tür zu, umarmte Calandrino, warf ihn

auf das Stroh nieder, das dort lag, setzte sich rittlings auf ihn, stemmte ihm

die Hände gegen die Schultern, so daß er ihr Gesicht nicht berühren konnte und

sagte, indem sie sich stellte, als wenn sie ihn mit schmachtenden Augen

betrachtete: "Ach, mein liebster Calandrino, mein Herz, meine Seele, mein

Schatz, mein einziger Trost, wie lange hab' ich mich schon gesehnt, dich zu

besitzen und in meiner Gewalt zu haben. Du hast mir mit deiner Artigkeit den

Faden aus dem Hemd gezogen, du hast mir mit deiner Hummel das Innerste meines

Herzens zerkratzt. Ist es möglich, daß ich dich habe?"

"Ach, liebstes Herz!" sprach Calandrino. "Laß mich dich küssen. "

"Nicht so eilig", sprach Niccolosa. "Erst laß mich dich nach Herzenslust recht

betrachten, und laß mich meine Augen sättigen an deinem reizenden Anblick."

Bruno und Buffalmacco waren zu Filippo gegangen, und alle drei hörten und sahen

das mit an. Indem nun Calandrino sich aus allen Kräften bestrebte, Niccolosa zu

küssen, war Nello mit Frau Tessa schon angekommen. "Ich möchte schwören," sprach

Nello, "daß sie schon beisammen sind." Vor Wut darüber stieß Frau Tessa mit

beiden Händen so mächtig gegen die Tür der Scheune, als sie hinkamen, daß sie

aufsprang, und im Hineintreten gewahrte Tessa, wie Niccolosa auf Calandrino lag.

Diese sprang jedoch auf, sobald sie nur die Frau erblickte, flüchtete und lief

zu Filippo. Frau Tessa fuhr indessen ihrem Mann, der sich nicht so geschwind

aufraffen konnte, mit allen zehn Nägeln ins Gesicht, zerkratzte ihn jämmerlich,

packte ihn bei den Haaren und schrie ihm zu, indem sie ihn herumzerrte: "Du

ekelhafter, räudiger Hund! Unterstehst du dich, mir so zu kommen? Alter

eingebildeter Narr! Verdammt sei die Liebe, die ich für dich gehabt habe! Meinst

du nicht, daß du genug vor deiner eigenen Tür zu fegen hast, daß du auch noch

anderswo herumliebeln mußt? Du bist mir ein schöner Liebhaber! Kennst du dich

selbst nicht, du Jammerbild? Kennst du dich nicht, du Staatskrüppel? Weißt du

nicht, daß man nicht so viel Saft aus dir pressen kann, daß es auch nur zu einer

Suppe reichte? Beim Himmel! Diesmal war's nicht Tessa, die dich geschwängert

hat. Hol' sie der Teufel, wer sie auch war! Aber es mag gewiß ein rechter

Haderlumpen gewesen sein, da sie sich nach einem solchen Kleinod, wie du bist,

hat können gelüsten lassen."

Calandrino war mehr tot als lebendig, als er seine Frau hereinkommen sah, und

hatte nicht das Herz, sich ihr zu widersetzen, sondern so zerzaust und

zerkratzt, wie er war, hob er seine Kappe wieder auf, machte sich auf die Füße

und bat seine Frau demütig, nicht so laut zu schreien, wenn sie nicht wolle, daß

man sie in Stücke zerhauen solle, weil die, die sie bei ihm gesehen hätte, die

Frau des Herrn vom Hause wäre.

"Sei sie, wer sie will, so hole sie der Henker!" sprach Tessa.

Bruno und Buffalmacco, die bis dahin sich an dem Auftritte mit Niccolosa und mit

Filippo belustigt hatten, kamen endlich dazu, als wenn der, Lärm sie

herbeigeführt hätte; sie besänftigten Frau Tessa mit vieler Mühe und rieten

Calandrino, nach Florenz zu gehen und nicht wiederzukommen, damit Filippo ihm

nicht übel mitspiele, wenn er etwas von der Sache erführe. Calandrino schlich

demnach traurig und übel zugerichtet, zerkratzt und zerzaust nach Florenz zurück

und getraute sich nicht wieder hinaufzukommen. Die Vorwürfe, womit ihn seine

Frau Tag und Nacht folterte und peinigte, erstickten auch bald seine heiße

Liebe, womit er seinen Kameraden Niccolosa und Filippo manche Kurzweil

verschafft hatte.

 

 

 

 

 




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