Platz vor
dem Palast des Bassa Selim. Auf einer Seite der Oalast des
Bassa; gegenüber die
Wohnung des Osmin; hinten
Aussicht
auf das Meer. Es
ist Mitternacht.
N.17 Arie
BELMONTE
Ich baue ganz auf deine Stärke,
Vertrau', o Liebe, deiner Macht,
Denn ach! Was wurden nicht
für Werke
Schon oft
durch dich zu Stand' gebracht?
Was aller Welt unmöglich scheint,
Wird durch die Liebe doch
vereint.
N.18 Romanze
PEDRILLO
In Mohrenland gefangen war
Ein Mädel hübsch und fein;
Sah rot und weiss, war
schwarz von Haar,
Seufzt Tag und Nacht und
weinte gar,
Wollt'
gern getröstet sein.
Da kam aus fremdem Land daher
Ein junger Rittersmann;
Den jammerte das Mädchen
dehr,
Ha, rief er, wag' ich Kopf
und Ehr',
Wenn ich
sie retten kann.
Ich komm' zu dir in
finstrer Nacht,
Lass, Liebchen, husch mich ein!
Ich fürchte weder Schloss
nach Wacht,
Holla, horch auf, um
Mitternacht
Sollst du
erlöset sein.
Gesagt, getan; Glock'
zwölfe stand
Der tapfre Ritter da;
Sanft reicht sie ihm die
weiche Hand,
Früh man
die leere Zelle fand;
Fort war sie Hopsasa!
N.19 Arie
OSMIN
Ha, wie will ich
triumphieren,
Wenn sie euch zum
Richtplatz führen
Und die Hälse schnüren zu!
Hüpfen will ich, lachen,
springen
Und ein Freudenliedchen
singen,
Denn nun
hab' ich vor euch Ruh.
Schleicht nur säuberlich
und leise,
Ihr verdammten Haremsmäuse,
Inser Ohr entdeckt euch
schon,
Und eh' ihr uns könnt
entspringen,
Seh ich euch in unsern
Schlingen,
Und
erhaschet euren Lohn.
N.20 Rezitativ und Duett
BELMONTE
Welch ein Geschick! O Qual
der Seele!
Hat sich denn alles wider mich verschworen!
Ach, Konstanze! Durch mich bist du verloren!
Welch eine Pein!
KONSTANZE
Laß, ach
Geliebter, laß dich das nicht quälen.
Was ist
der Tod? Ein Übergang zur Ruh!
Und dann, an deiner Seite,
Ist er Vorgefühl der Seligkeit.
BELMONTE
Engelseele! Welch holde
Güte!
Du flößest Trost in mein
erschüttert Herz,
Du linderst mir den
Todesschmerz
Und ach, ich reiße dich ins Grab.
Meinetwegen willst du
sterben!
Ach, Konstanze! Darf ich's
wagen,
Noch die Augen
aufzuschlagen?
Ich bereute dir den Tod!
KONSTANZE
Belmonte, du stirbst
meinetwegen!
Ich nur zog dih ins Verderben
Und ich
soll nicht mit dir sterben?
Wonne ist
mir dies Gebot!
BEIDE
Ach, Geliebe(r), dir zu
leben
Ist mein Wunsch und all mein Streben;
Ohne dich ist mir's nur Pein,
Länger
auf der Welt zu sein.
BELMONTE
Ich will alles gerne leiden.
KOSNTANZE
Ruhig sterb' ich dann mit
Freuden,
BEIDE
Weil ich dir zu Seite bin.
Um dich Geliebte(r),
Gäb' ich gern mein Leben
hin!
O welche Seligkeit!
Mit dem (der) Geliebten
sterben
Ist seliges Entzücken!
Mir wonnevollen Blicken
Verläßt man da die Welt.
N.21a Vaudeville
BELMONTE
Nie werd' ich deine Huld
verkennen;
Mein Dank sei ewig dir
geweift;
An jedem Ort zu jeder Zeit
Werd' ich
dich groß und edel nennen.
ALLE
Wer so viel Huld vergessen
kann,
Den seh' man mit Verachtung
an!
KONSTANZE
Nie werd' ich im Genuß der
Liebe
Vergessen, was der Dank
gebeut,
Mein Herz, der Liebe nur
geweiht,
Hegt auch dem Dank geweihte Triebe.
ALLE
Wer so viel Huld vergessen
kann,
Den seh' man mit Verachtung
an!
PEDRILLO
Wenn ich es je vergessen
könnte,
Wie nah' ich am Erdrosseln
war.
Und all der anderen Gefahr;
Ich lief', als ob der Kopf mir brennte.
ALLE
Wer so viel Huld vergessen
kann,
Den seh' man mit Verachtung
an!
BLONDE
Herr Bassa, ich sag' recht
mit Freuden
Viel Dank
für Kost und Lagerstroh.
Osmin, das Schiksal will es
so,
Ich muß
von dir auf ewig schneiden.
Wer so wie du nur zangen
kann,
Den sieht man mit
Verazhtung an!
OSMIN
Verbrenne sollte man die Hunde,
Die uns so schändlich
hintergehn,
Es ist
nicht länger anzusehn.
Mir stockt die Zunge fast
im Munde,
Um ifren Lohn zu ordnen an:
Erst geköpft,
dann gehangen,
dann gespießt
auf heiße Stangen;
dann vebrannt,
dann gebunden,
und getaucht;
zuletzt geschunden.
(Er läuft voll Wut ab)
KONSTANZE, BELMONTE,
BLONDE, PEDRILLO
Nichts ist
so häßlich als die Rache;
Hingegen menschlich gütig
sein,
Und ohne Eigennutz
verzeihn,
Ist nur der großen Seelen Sache!
Wer dieses nicht erkennen
kann,
Den seh' man mit Verachtung
an!
N.21b Chor der Janitscharen
CHOR
Bassa Selim lebe lange,
Ehre sei sein Eigentum!
Seine holde Scheitel prange
Voll von Jubel, voll von Ruh.
|