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Johann Gottlieb Stephanie der Jüngere Die Entführung aus dem Serail IntraText CT - Text |
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Erster Aufzug
Platz vor dem Palast des Bassa Selim am Ufer des Meeres
N.1 Arie
BELMONTE Hier soll ich dich denn sehen, Konstanze, dich mein Glück! Lass, Himmel, es geschehen: Gib mir die Ruh zurück! Ich duldete der Leiden, o Liebe, allzuviel! Schenk' mir dafür nun Freuden Und bringe mich ans Ziel.
N.2 Lied und Duett
OSMIN Wer ein Liebchen hat gefunden, Die es treu und redlich meint, Lohn' es ihr durch tausend Küsse, Mach' ihr all das Leben süsse, Sei ihr Tröster, sei ihr Freund. Tralallera, tralallera!
Doch sie treu sich zu erhalten, Schliess er Liebchen sorglich ein; Denn die losen Dinger haschen Jeden Schmetterling, und naschen Gar zu gern vom fremden Wein. Tralallera, tralallera!
Sonderlich beim Mondenscheine, Freunde, nehmt sie wohl in acht! Oft lauscht da ein junges Herrchen, Kirrt und lockt das kleine Närrchen, Und dann, Treue, gute Nacht! Tralallera, tralallera!
BELMONTE Verwünsch seist du samt deinem Liede! Ich bin dein Singen nun schon müde; So hör' doch nur ein einzig Wort!
OSMIN Was, Henker, laßt Ihr euch gelüsten, Euch zu ereifern, Euch zu brüsten? Was wollt Ihr? Hurtig, ich muß fort.
BELMONTE Ist das des Bassa Selim Haus?
OSMIN He?
BELMONTE Ist das des Bassa Selim Haus?
OSMIN Das ist des Bassa Selim Haus. (will fort)
BELMONNTE So wartet doch!
OSMIN Ich kann nicht weilen.
BELMONTE Ein Wort!
OSMIN Geschwind, denn ich muß eilen.
BELMONTE Seid Ihr in seinen Diensten, Freund?
OSMIN He?
BELMONTE Seid Ihr in seinen Diensten, Freund?
OSMIN He?
BELMONTE Seid Ihr in seinen Diensten, Freund?
OSMIN Ich bin in seinen Diensten, Freund.
BELMONTE Wie kann ich den Pedrill wohl sprechen, Der hier in seinen Diensten steht?
OSMIN Den Schurken, der den Hals soll brechen? Seht selber zu, wenn's anders geht. (will fort)
BELMONTE (für sich) Was für ein alter grober Bengel!
OSMIN (ihn betrachend, für sich) Das ist ja so ein Galgenschwengel.
BELMONTE Ihr irrt, es ist ein braver Mann.
OSMIN So brav, daß man ihn spießen kann.
BELMONTE Ihr müßt ihn wahrlich nicht recht kennen.
OSMIN Recht gut! Ich ließ ihn heut verbrennen. Heut, heut, ließ ich ohn verbrennen!
BELMONTE Es ist fürwahr ein guter Tropf!
OSMIN Auf einen Pfahl gehört sein Kopf! (will fort)
BELMONTE So bleibet doch!
OSMIN Was wollt Ihr noch?
BELMONTE Ich möchte gerne...
OSMIN (höhnisch) So hübsch von ferne Ums Haus 'rumschleichen, Und Mädchen stehlen? Fort, Euresgleichen Braucht man hier nicht.
BELMONTE Ihr seid besessen, Sprecht voller Galle Mir so vermessen Ins Angesicht!
OSMIN Nun nicht in Eifer! Ich kenn' Euch schon!
BELMONTE Schont Euren Geifer! Laßt Eurer Droh'n!
OSMIN Schert Euch zum Teufel! Ihr kriegt, ich schwöre, Sonst ohne Gnade Die Bastonade! Noch habt Iht Zeit!
BELMONTE Es bleibt kein Zweifel, Ihr seid von Sinnen! Welch ein Betragen Auf meine Fragen! Seid doch gescheit! (ab)
N.3 Arie
OSMIN Solche hergelaufne Laffen, Die nur nach den Weibern gaffen, Mag ich vor den Teufel nicht; Denn ihr ganzes Tun und Lassen Ist, uns auf den Dienst zu passen; Doch mich trügt kein solch Gesicht.
Eure Tücken, eure Ränke, Eure Finten, eure Schwänke sind mir ganz bekannt. Mich zu hintergehen, Müsst ihr früh aufstehen, Ich hab' auch Verstand.
Drum, beim Barte des Propheten! Ich studiere Tag und Nacht, Dich so mit Manier zu töten, Nimm dich, wie du willst in acht.
Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heiße Stangen; dann vebrannt, dann gebunden, und getaucht; zuletzt geschunden.
N.4 Rezitativ und Arie
BELMONTE Konstanze, dich wiederzusehen, dich!
O wie ängstlich, o wie feurig Klopft mein liebevolles Herz! Und des Wiedersehens Zähre Lohnt der Trennung bangen Schmerz.
Schon zittr' ich und wanke, Schon zag' ich und schwanke; Es hebt sich die schwellende Brust!
Ist das ihr Lispeln? Es wird mir so bange! War das ihr Seufzen? Es glüht mir die Wange! Täuscht mich die Liebe? War es ein Traum?
N.5 Chor der Janitscharen
CHOR Singt dem großen Bassa Lieder, Töne, feuriger Gesang; Und vom Ufer halle wider Unsrer Lieder Jubelklang!
SOLI Weht ihm entgegen, kühlende Winde, Ebne dich sanfterm wallende Flut! Singt ihm entgegen fliegende Chöre, Singt ihm der Liebe Freuden ins Herz! (Die Janitscharen ab)
N.6 Arie
KONSTANZE Ach ich liebte, war so glücklich, Kannte nicht der Liebe Schmerz; Schwur ihm Treue, dem Geliebten, Gab dahin mein ganzes Herz.
Doch wie schnell scwand meine Freude, Trennung war mein banges Los; Und nun schwimmt mein Aug' in Tränen, Kummer ruht in meinem Schoss.
N.7 Terzett
OSMIN Marsch! Trollt euch fort! Sonst soll die Bastonade Euch gleich zu Diensten stehn!
BELMONTE, PEDRILLO Ei, ei! Das wär' ja schade, Mit uns so umzugehn!
OSMIN Kommt nur nicht näher, Sonst schlag' ich drein!
BELMONTE, PEDRILLO Weg von der Türe! Wir gehn hinein! (Sie drägen ihn von der Tür weg)
OSMIN Marsch, fort! Ich schlage drein!
BELMONTE, PEDRILLO Platz, fort! Wir gehn hinein! (Sie stoßen ihn weg und gehen hinein)
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