[6. Kapitel]
Daß die Brüder nichts als ihr Eigentum erwerben dürfen, sowie vom Bitten um
Almosen und von den kranken Brüdern
Die
Brüder sollen sich nichts aneignen, weder Haus noch Ort noch irgendeine Sache.
Und gleichwie Pilger und Fremdlinge (vgl. 1 Petr 2,11) in dieser Welt, die dem
Herrn in Armut und Demut dienen, mögen sie voll Vertrauen um Almosen gehen-,
und sie dürfen sich nicht schämen, weil der Herr sich für uns in dieser Welt
arm gemacht hat (vgl. 2 Kor 8,9).
Dies ist jene Erhabenheit der höchsten Armut, die euch, meine geliebtesten
Brüder, zu Erben und Königen des Himmelreiches eingesetzt, an Hab und Gut arm
gemacht, durch Tugenden geadelt hat (vgl. Jak 2,5).
Diese soll euer Anteil sein, der hinfährt in das Land der Lebenden (vgl.Ps
141,6).
Dieser hanget, geliebteste Brüder, ganz und gar an und trachtet um des Namens
unseres Herrn Jesu Christi willen auf immer unter dem Himmel nichts anderes zu
haben.
Und wo immer die Brüder sind und sich treffen, sollen sie sich einander als
Hausgenossen erzeigen.
Und vertrauensvoll soll einer dem anderen seine Not offenbaren; denn wenn schon
eine Mutter ihren leiblichen Sohn nährt und liebt (vgl. 1 Thess 2,7), um
wieviel sorgfältiger muß einer seinen geistlichen Bruder lieben und nähren?
Und wenn einer von ihnen schwer krank werden sollte , dann müssen die anderen
Brüder ihm so dienen, wie sie selbst bedient sein wollten (vgl. Mt 7,12).
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