[10. Kapitel]
Von der Ermahnung und Zurechtweisung der Brüder
Die
Brüder, die Minister und Diener der anderen Brüder sind, sollen ihre Brüder
aufsuchen und ermahnen und sie in Demut und Liebe zurechtweisen, ohne ihnen
etwas zu befehlen, was gegen ihre Seele und unsere Regel wäre.
Die Brüder aber, die Untergebene sind, sollen beherzigen, daß sie um Gottes
willen dem eigenen Willen entsagt haben.
Daher gebiete ich ihnen streng, daß sie ihren Ministern in allem gehorchen, was
sie zu halten dem Herrn versprochen haben und was nicht ihrer Seele und unserer
Regel zuwider ist.
Und wo immer Brüder sind, die wüßten und erkannten, daß sie die Regel nicht
geistlich beobachten können , sollen und können sie zu ihren Ministern Zuflucht
nehmen.
Die Minister aber sollen sie liebevoll und gütig aufnehmen und ihnen mit so
großer Herzlichkeit begegnen, daß sie mit ihnen reden und tun können wie Herren
mit ihren Knechten.
Denn so soll es sein, daß die Minister die Knechte aller Brüder sind.
Ich warne aber und ermahne im Herrn Jesus Christus, daß die Brüder sich hüten
mögen vor allem Stolz, eitler Ruhmsucht, Neid, Habsucht (vgl. Lk 12,15), der
Sorge und dem geschäftigen Treiben dieser Welt (vgl. Mt 13, 22), vor
Ehrabschneiden und Murren; und die von den Wissenschaften keine Kenntnis haben,
sollen nicht danach trachten, Wissenschaften zu erlernen.
Sie sollen vielmehr darauf achten, daß sie über alles verlangen müssen, zu
haben den Geist des Herrn und sein heiliges Wirken, immer zu Gott zu beten mit
reinem Herzen, Demut zu haben, Geduld in Verfolgung und Schwäche und jene zu
lieben, die uns verfolgen und tadeln und beschuldigen, denn der Herr sagt:
"Liebet eure Feinde und betet für jene, welche euch verfolgen und
verleumden" (vgl. Mt 5,44). "Selig, die Verfolgung leiden um der
Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich" (Mt 5, 10).
"Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden" (Mt 10,
22).
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