Reiner Gottesglaube
9. Habet
acht, Ehrwürdige Brüder, daß vor allem der Gottesglaube, die erste und
unersetzbare Grundlage jeder Religion, in deutschen Landen rein und
unverfälscht erhalten bleibe. Gottgläubig ist nicht, wer das Wort Gottes
rednerisch gebraucht, sondern nur, wer mit diesem hehren Wort den wahren und
würdigen Gottesbegriff verbindet.
10. Wer in
pantheistischer Verschwommenheit Gott mit dem WeltalI gleich setzt, Gott in der
Welt verweltlicht und die Welt in Gott vergöttlicht, gehört nicht zu den
Gottgläubigen.
11. Wer
nach angeblich altgermanisch-vorchristlicher Vorstellung das düstere
unpersönliche Schicksal an die Stelle des persönlichen Gottes rückt, leugnet
Gottes Weisheit und Vorsehung, die „kraftvoll und gütig von einem Ende der Welt
zum anderen waltet“[5] und alles zum guten
Ende leitet. Ein solcher kann nicht beanspruchen, zu den Gottgläubigen
gerechnet zu werden.
12. Wer die
Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der
Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die
innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz
behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten
Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert,
der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der
Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben und einer solchem Glauben
entsprechenden Lebensauffassung entfernt.
13. Habet
acht, Ehrwürdige Brüder, auf den in Rede und Schrift zunehmenden Mißbrauch, den
dreimal heiligen Gottesnamen anzuwenden als sinnleere Etikette für irgend ein
mehr oder minder willkürliches Gebilde menschlichen Suchens und Sehnens. Wirkt
unter Euren Gläubigen dahin, daß sie solcher Verirrung mit der wachsamen
Ablehnung begegnen, die sie verdient. Unser Gott ist der persönliche,
übermenschliche, allmächtige, unendlich vollkommene Gott, Einer in der Dreiheit
der Personen, dreipersönlich in der Einheit des göttlichen Wesens, der Schöpfer
alles Geschaffenen, der Herr und König und letzte Vollender der Weltgeschichte,
der keine Götter neben sich duldet noch dulden kann.
14. Dieser
Gott hat in souveräner Fassung Seine Gebote gegeben. Sie gelten unabhängig von
Zeit und Raum, von Land und Rasse. So wie Gottes Sonne über allem leuchtet, was
Menschenantlitz trägt, so kennt auch Sein Gesetz keine Vorrechte und Ausnahmen.
Regierende und Regierte, Gekrönte und Ungekrönte, Hoch und Niedrig, Reich und
Arm stehen gleichermaßen unter Seinem Wort. Aus der Totalität Seiner
Schöpferrechte fließt seinsgemäß die Totalität Seines Gehorsamsanspruchs an die
Einzelnen und an alle Arten von Gemeinschaften. Dieser Gehorsamsanspruch erfaßt
alle Lebensbereiche, in denen sittliche Fragen die Auseinandersetzung mit dem
Gottesgesetz fordern und damit die Einordnung wandelbarer Menschensatzung in
das Gefüge der unwandelbaren Gottessatzung.
15. Nur
oberflächliche Geister können der Irrlehre verfallen, von einem nationalen
Gott, von einer nationalen Religion zu sprechen, können den Wahnversuch
unternehmen, Gott, den Schöpfer aller Welt, den König und Gesetzgeber aller
Völker, vor dessen Größe die Nationen klein sind wie Tropfen am Wassereimer[6], in die Grenze
eines einzelnen Volkes, in die blutmäßige Enge einer einzelnen Rasse einkerkern
zu wollen.
16. Die
Bischöfe der Kirche Christi, aufgestellt „für das, was sich auf Gott bezieht“[7], müssen darüber
wachen, daß solche verderblichen Irrtümer, denen noch verderblichere Praktiken
auf dem Fuße zu folgen pflegen, innerhalb der Gläubigen nicht Boden fassen.
Ihre heilige Amtspflicht ist es, soviel an ihnen liegt, alles zu tun, damit die
Gebote Gottes als verpflichtende Grundlage des sittlich geordneten privaten und
öffentlichen Lebens beachtet und befolgt werden; daß die Majestätsrechte
Gottes, der Name und das Wort Gottes nicht verunehrt werden[8]; daß die
Gotteslästerungen – in Wort und Schrift und Bild, zeitweise zahlreich wie der
Sand am Meere – zum Schweigen gebracht werden; daß dem trotzenden
Prometheusgeist der Gottesverneiner, Gottesverächter und Gotteshasser gegenüber
das Sühnegebet der Gläubigen nie erlahme, das wie Rauchwerk Stunde um Stunde
zum Allerhöchsten emporsteigt und Seine strafende Hand aufhält.
17. Wir
danken Euch, Ehrwürdige Brüder, Euren Priestern und all den Gläubigen, die in
der Verteidigung der Majestätsrechte Gottes gegen ein angrifflüsternes, von
einflußreicher Seite leider vielfach begünstigtes Neuheidentum ihre
Christenpflicht erfüllt haben und erfüllen. Dieser Dank ist doppelt innig und
mit anerkennender Bewunderung für diejenigen verknüpft, die in Ausübung dieser
ihrer Pflicht gewürdigt wurden, um Gottes willen irdische Opfer und irdisches
Leid auf sich nehmen zu dürfen.
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