Sittenlehre und sittliche
Ordnung
34. Auf dem
wahren und rein bewahrten Gottesglauben ruht die Sittlichkeit der Menschheit.
Alle Versuche, die Sittenlehre und sittliche Ordnung vom Felsenboden des
Glaubens abzuheben und auf dem wehenden Flugsand menschlicher Normen
aufzubauen, führen früher oder später Einzelne und Gemeinschaften in
moralischen Niedergang. Der Tor, der in seinem Herzen spricht, es gibt keinen
Gott, wird Wege der sittlichen Verdorbenheit wandeln.[29] Die Zahl solcher
Toren, die heute sich unterfangen, Sittlichkeit und Religion zu trennen, ist
Legion geworden. Sie sehen nicht oder wollen nicht sehen, daß mit der
Verbannung des bekenntnismäßigen, d. h. klar und bestimmt gefaßten Christentums
aus Unterricht und Erziehung, aus der Mitgestaltung des gesellschaftlichen und
öffentlichen Lebens Wege der geistigen Verarmung und des Niedergangs
beschritten werden. Keine Zwangsgewalt des Staates, keine rein irdischen, wenn
auch in sich edlen und hohen Ideale, werden auf die Dauer imstande sein, die
aus dem Gottes- und dem Christusglauben kommenden letzten und entscheidenden
Antriebe zu ersetzen. Nimmt man dem zu höchsten Opfern, zur Hingabe des kleinen
Ich an das Gemeinwohl Aufgerufenen den sittlichen Rückhalt aus dem Ewigen und
Göttlichen, aus dem aufrichtenden und tröstenden Glauben an den Vergelter alles
Guten und Ahnder alles Bösen – dann wird für Ungezählte das Endergebnis nicht
sein die Bejahung der Pflicht, sondern die Flucht vor ihr. Die gewissenhafte
Beobachtung der zehn Gebote Gottes und der Kirchengebote, welch letztere nichts
anderes sind als Ausführungsbestimmungen zu den Normen des Evangeliums, ist für
jeden Einzelmenschen eine unvergleichliche Schule planvoller Selbstzucht,
sittlicher Ertüchtigung und Charakterformung. Eine Schule, die viel verlangt,
aber nicht zuviel. Der gütige Gott, der als Gesetzgeber spricht: „Du sollst“,
gibt in Seiner Gnade auch das Können und Vollbringen. Sittlichkeitsbildende
Kräfte von so starker Tiefenwirkung ungenützt lassen oder ihnen den Weg in die
Bezirke der Volkserziehung gar bewußt zu versperren, ist unverantwortliche
Mitwirkung an der religiösen Unterernährung der Volksgemeinschaft. Die
Auslieferung der Sittenlehre an subjektive, mit den Zeitströmungen wechselnde
Menschenmeinung, statt ihrer Verankerung im heiligen Willen des ewigen Gottes,
in Seinen Geboten, öffnet zersetzenden Kräften Tür und Tor. Die hiermit
eingeleitete Preisgabe der ewigen Richtlinien einer objektiven Sittenlehre zur
Schulung der Gewissen, zur Veredlung aller Lebensbereiche und Lebensordnungen
ist eine Sünde an der Zukunft des Volkes, deren bittere Früchte die kommenden
Geschlechter werden kosten müssen.
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