An die Jugend
39. Als
Stellvertreter dessen, der im Evangelium zu einem Jungmann gesprochen hat:
„Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote“[32], richten Wir ein
besonders väterliches Wort an die Jugend.
40. Von
tausend Zungen wird heute vor euren Ohren ein Evangelium verkündet, das nicht
vom Vater im Himmel geoffenbart ist. Tausend Federn schreiben im Dienst eines
Scheinchristentums, das nicht das Christentum Christi ist. Druckerpresse und
Radio überschütten euch Tag für Tag mit Erzeugnissen glaubens- und
kirchenfeindlichen Inhalts und greifen rücksichtslos und ehrfurchtslos an, was
euch hehr und heilig sein muß.
41. Wir
wissen, daß viele, viele von euch um der Treue zu Glauben und Kirche, um der
Zugehörigkeit zu kirchlichen, im Konkordat geschützten Vereinigungen willen
düstere Zeiten der Verkennung, der Beargwöhnung, der Schmähung, der Verneinung
eurer vaterländischen Treue, vielfacher Schädigung im beruflichen und
gesellschaftlichen Leben ertragen mußten und müssen. Es ist uns nicht
unbekannt, wie mancher ungenannte Soldat Christi in euren Reihen steht, der
trauernden Herzens, aber erhobenen Hauptes sein Schicksal trägt und Trost
findet allein in dem Gedanken, für den Namen Jesu Schmach zu leiden.[33]
42. Heute,
wo neue Gefahren drohen und neue Spannungen, sagen Wir dieser Jugend: „Wenn
jemand euch ein anderes Evangelium verkünden wollte als jenes, das ihr
empfangen habt“ auf den Knien einer frommen Mutter, von den Lippen eines
gläubigen Vaters, aus dem Unterricht eines seinem Gotte und seiner Kirche treuen
Erziehers – „der sei ausgeschlossen.“[34] Wenn der Staat
eine Staatsjugend gründet, die Pflichtorganisation für alle sein soll, dann ist
es, unbeschadet der Rechte der kirchlichen Vereinigungen, selbstverständlicher
und unveräußerlicher Rechtsanspruch der Jungmannen selbst und ihrer für sie vor
Gott verantwortlichen Eltern, zu fordern, daß diese Pflichtorganisation von all
den Betätigungen christentums- und kirchenfeindlichen Geistes gesäubert werde,
die bis in die jüngste Vergangenheit, ja bis in die Gegenwart herein die
gläubigen Eltern in unlösbare Gewissenskonflikte zwingen, da sie dem Staat
nicht geben können, was im Namen des Staates verlangt wird, ohne Gott zu
rauben, was Gottes ist.
43. Niemand
denkt daran, der Jugend Deutschlands Steine in den Weg zu legen, der sie zur
Verwirklichung wahrer Volksgemeinschaft führen soll, zur Pflege edler
Freiheitsliebe, zu unverbrüchlicher Treue gegen das Vaterland. Wogegen Wir uns
wenden und Uns wenden müssen, ist der gewollte und planmäßig geschürte
Gegensatz, den man zwischen diesen Erziehungszielen und den religiösen
aufreißt. Und darum rufen Wir dieser Jugend zu: Singt Eure Freiheitslieder,
aber vergeßt über ihnen nicht die Freiheit der Kinder Gottes! Laßt den Adel
dieser unersetzbaren Freiheit nicht hinschwinden in den Sklavenketten der Sünde
und Sinnenlust! Wer das Lied der Treue zum irdischen Vaterland singt, darf
nicht in Untreue an seinem Gott, an seiner Kirche, an seinem ewigen Vaterland
zum Überläufer und Verräter werden. Man redet zu euch viel von heldischer
Größe, in bewußtem und unwahrem Gegensatz zur Demut und Geduld des Evangeliums.
Warum verschweigt man euch, daß es auch ein Heldentum gibt im sittlichen Kampf?
Daß die Bewahrung der Reinheit des Tauftages eine heldische Tat darstellt, die
im religiösen und im natürlichen Bereich der verdienten Wertung sicher sein
sollte? Man redet euch viel vor von menschlichen Schwächen in der Geschichte
der Kirche. Warum verschweigt man euch die Großtaten, die ihren Weg durch die
Jahrhunderte begleiten, die Heiligen, die sie hervorbrachte, den Segen, der aus
der lebendigen Verbindung zwischen dieser Kirche und eurem Volke für die
abendländische Kulturwelt floß? Man redet zu euch viel von sportlichen Übungen.
Mit Maß und Ziel betrieben, bedeutet die körperliche Ertüchtigung eine Wohltat
für die Jugend. Ihrem Betätigungsraum wird jetzt aber vielfach ein Umfang
gegeben, der weder der harmonischen Gesamtausbildung von Körper und Geist, noch
der gebührenden Pflege des Familienlebens, noch dem Gebot der Sonntagsheiligung
Rechnung trägt. Mit einer an Nichtachtung grenzenden Gleichgültigkeit werden
dem Tag des Herrn so seine Weihe und Sammlung genommen, wie sie bester deutscher
Überlieferung entsprechen. Wir erwarten vertrauensvoll von der gläubigen
katholischen Jugend, daß sie in der schwierigen Umwelt der staatlichen
Pflichtorganisationen ihr Recht auf christliche Sonntagsheiligung nachdrücklich
geltend macht, daß sie über der Ertüchtigung des Leibes ihre unsterbliche Seele
nicht vergißt, daß sie sich nicht vom Bösen überwinden läßt, vielmehr durch das
Gute das Böse zu überwinden trachtet[35]; daß ihr höchster
und heiligster Ehrgeiz der bleibt, in der Rennbahn des ewigen Lebens den
Siegeskranz zu erringen.[36]
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