Aufzug, Szene
1 1, 2 | nächst der Brücke. Werner Stauffacher, Pfeiffer von Luzern kommen
2 1, 2 | Gespräch.~Pfeiffer:~Ja, ja Herr Stauffacher, wie ich Euch sagte.~Schwör
3 1, 2 | die Hand und will gehen.~Stauffacher:~Bleibt doch, bis meine
4 1, 2 | s auf immer.~Er geht ab. Stauffacher setzt sich kummervoll auf
5 1, 2 | fordr ich deines Grams.~Stauffacher reicht ihr die Hand und
6 1, 2 | und ihren Sinn bewundert.~Stauffacher:~Wohl steht das Haus gezimmert
7 1, 2 | sage, wie verstehst du das?~Stauffacher:~Vor dieser Linde sass ich
8 1, 2 | Sag es, wenn ich lüge!~Stauffacher:~So ist's, das ist des Gesslers
9 1, 2 | Der kluge Mann baut vor.~Stauffacher:~Was ist zu tun?~Gertrud
10 1, 2 | magst redlich offenbaren?~Stauffacher:~Der wackern Männer kenn
11 1, 2 | dem Mutigen hilft Gott!~Stauffacher:~O Weib! Ein furchtbar wütend
12 1, 2 | erträgt kein edles Herz.~Stauffacher:~Dies Haus erfreut dich,
13 1, 2 | hinein mit eigner Hand.~Stauffacher:~Du glaubst an Menschlichkeit!
14 1, 2 | und nicht hinter dich.~Stauffacher~Wir Männer können tapfer
15 1, 2 | Brücke macht mich frei.~Stauffacher stürzt in ihre Arme:~Wer
16 1, 2 | gehet ein, dort wohnt~Der Stauffacher, ein Vater der Bedrängten.~-
17 1, 3 | diesem Fluchgebäude!~Tell und Stauffacher kommen.~Stauffacher:~O hätt
18 1, 3 | und Stauffacher kommen.~Stauffacher:~O hätt ich nie gelebt,
19 1, 3 | sein. Lass uns weitergehn.~Stauffacher:~Bin ich zu Uri in der Freiheit
20 1, 3 | nicht fürder krähen hören!~Stauffacher:~O Gott!~Steinmetz:~Seht
21 1, 3 | nach der Tiefe.~Tell zum Stauffacher:~Ihr wisset nun Bescheid.
22 1, 3 | Lebt wohl, Herr Werner!~Stauffacher:~Wo wollt ihr hin? O eilt
23 1, 3 | des Vaters. Lebet wohl.~Stauffacher:~Mir ist das Herz so voll,
24 1, 3 | nicht durch Worte leicht.~Stauffacher:~Doch könnten Worte uns
25 1, 3 | jetzt Geduld und Schweigen.~Stauffacher:~Soll man ertragen, was
26 1, 3 | gewährt man gern den Frieden.~Stauffacher:~Meint ihr?~Tell:~Die Schlange
27 1, 3 | Lande ruhig bleiben sehn.~Stauffacher:~Wir könnten viel, wenn
28 1, 3 | einzelne sich leichter.~Stauffacher:~So kalt verlasst ihr die
29 1, 3 | sicher auf sich selbst.~Stauffacher:~Verbunden werden auch die
30 1, 3 | ist am mächtigsten allein.~Stauffacher:~So kann das Vaterland auf
31 1, 4 | erstaunt zurück, da Werner~Stauffacher hereintritt.~Was seh ich?
32 1, 4 | Was sucht Ihr hier in Uri?~Stauffacher ihm die Hand reichend:~Die
33 1, 4 | gesetzt auf diese Schwelle?~Stauffacher setzt sich:~Wohl ein erstaunlich
34 1, 4 | gleich mit einem Blicke!~Stauffacher:~Ein solches ist in Uri
35 1, 4 | Ihr nennt's mit Namen.~Stauffacher:~Herr Walther Fürst, ich
36 1, 4 | nicht mehr zu ertragen.~Stauffacher:~Auch drüben unterm Wald
37 1, 4 | gerettet doch und wohlgeborgen?~Stauffacher:~Euer Eidam hat ihn übern
38 1, 4 | aufmerksam:~Sagt an, was ist's?~Stauffacher:~Im Melchtal, da wo man~
39 1, 4 | ist's mit ihm? Vollendet!~Stauffacher:~Der Landenberger büsste
40 1, 4 | Sagt, wie steht's um den?~Stauffacher:~Den Vater lässt der Landenberger
41 1, 4 | führen:~O still, nichts mehr!~Stauffacher mit steigendem Ton:~»Ist
42 1, 4 | In die Augen, sagt Ihr?~Stauffacher erstaunt zum Walther Fürst:~
43 1, 4 | O der Bejammernswürdige!~Stauffacher:~Wer ist's?~(Da Walther
44 1, 4 | blind, und ganz geblendet?~Stauffacher:~Ich sagt's. Der Quell des
45 1, 4 | blendend, mir ins Auge dringt.~Stauffacher:~Ach, ich muss Euren Jammer
46 1, 4 | ungeheuer Grässliche erzählen.~Stauffacher zu Walther Fürst:~Es ist
47 1, 4 | vielleicht etwas vermögen.~Stauffacher:~Wenn Uri ruft, wenn Unterwalden
48 1, 4 | Mitschuld und Verdammnis.~Stauffacher zu Walther Fürst:~Beschliesset
49 1, 4 | selbst zu schirmen wissen.~Stauffacher:~Die Edeln drängt nicht
50 1, 4 | ein Obdach gern gewähren.~Stauffacher:~Lasst ihn mit Gott hinübergehn.
51 1, 4 | Argwohn der Tyrannen täuschen?~Stauffacher:~Wir könnten uns zu Brunnen
52 1, 4 | und in kurzer Fahrt (zu Stauffacher)~Trägt Euch der leichte
53 1, 4 | es frisch beschliessen.~Stauffacher:~So sei's. Jetzt reicht
54 2, 6 | weg.~Melchtal:~Das ist der Stauffacher mit seinem Kahn,~Der Biedermann
55 2, 6 | Wer ist da? Gebt das Wort!~Stauffacher von unten:~Freunde des Landes.~
56 2, 6 | entgegen. Aus dem Kahn steigen Stauffacher, Itel Reding, Hans auf der
57 2, 6 | begrüssen, kommt Melchtal mit Stauffacher vorwärts.~Melchtal:~O Herr
58 2, 6 | vorwärts.~Melchtal:~O Herr Stauffacher! Ich hab ihn~Gesehn, der
59 2, 6 | erloschnen Sonne seines Blicks.~Stauffacher:~Sprecht nicht von Rache.
60 2, 6 | Mildtät'ger Menschen lebend -~Stauffacher:~Herr im Himmel!~Melchtal:~
61 2, 6 | sie all mit Herz und Mund.~Stauffacher:~Grosses habt Ihr in kurzer
62 2, 6 | Sarnen und besah die Burg.~Stauffacher:~Ihr wagtet Euch bis in
63 2, 6 | ich erschlug ihn nicht.~Stauffacher:~Fürwahr das Glück war Eurer
64 2, 6 | der Struth von Winkelried.~Stauffacher:~Ihr nennt mir keinen unbekannten
65 2, 6 | sonst auch wohl berufen.~Stauffacher zu den beiden:~Gebt mir
66 2, 6 | Schüttelt ihm die Hand.~Stauffacher:~Das ist brav gesprochen.~
67 2, 6 | seinem Himmel stehen wir.~Stauffacher:~Wohl, lasst uns tagen nach
68 2, 6 | den mächt'gen Freunden.~Stauffacher:~So nehme Uri denn das Schwert,
69 2, 6 | Walther Fürst reicht dem Stauffacher die Schwerter.~So nehmt!~
70 2, 6 | die Schwerter.~So nehmt!~Stauffacher:~Nicht mir, dem Alter sei
71 2, 6 | Richter sein in Schwyz.~Stauffacher:~Steht nicht Herr Reding
72 2, 6 | unterm Sternenhimmel stiften?~Stauffacher tritt in den Ring:~Wir stiften
73 2, 6 | neue Bund am alten stärke.~Stauffacher:~Hört, was die alten Hirten
74 2, 6 | einig wollen wir handeln.~Stauffacher:~Die andern Völker tragen
75 2, 6 | Kaiser Friedrichs Brief.~Stauffacher:~Denn herrenlos ist auch
76 2, 6 | ist Merkmal eines Knechts.~Stauffacher:~Sie folgten, wenn der Heribann
77 2, 6 | ward nie bei uns geduldet.~Stauffacher:~Dem Kaiser selbst versagten
78 2, 6 | Menschen nicht mehr helfen.~Stauffacher zu Konrad Hunn:~Nun ist'
79 2, 6 | Kloster was des Klosters ist.~Stauffacher:~Ich trage keine Lehen als
80 2, 6 | Frieden wird er weichen.~Stauffacher:~Er wird's, wenn er in Waffen
81 2, 6 | erhebt in den drei Landen.~Stauffacher:~Säumt man so lang, so wird
82 2, 6 | Mehrheit erhebt die Hand.~Stauffacher zählt die Stimmen:~Es ist
83 2, 6 | Landesmarken zu entweichen.~Stauffacher:~Nur mit dem Gessler fürcht
84 2, 6 | Landleute umarmen einander.~Stauffacher:~Jetzt gehe jeder seines
85 3, 9 | geschehen?~Melchtal und Stauffacher kommen.~Friesshardt:~Des
86 3, 9 | will sie nicht erkennen.~Stauffacher:~Das hätt der Tell getan?~
87 3, 9 | wegzuführen!~Walther Fürst und Stauffacher:~Gelassen! Ruhig!~Friesshardt
88 3, 9 | Stimme:~Meuterei! Empörung!~Stauffacher:~Schrei, bis du berstest,
89 3, 9 | auf das Herz des Kindes.~Stauffacher:~Herr Landvogt, rührt Euch
90 3, 9 | Wozu haben wir geschworen?~Stauffacher:~Es ist umsonst. Wir haben
91 3, 9 | Öffnet die Gasse!, Platz!~Stauffacher:~Was Tell? Ihr wolltet -
92 3, 9 | Schwert,~Und wer mir naht -~Stauffacher ruft:~Der Apfel ist gefallen!~
93 3, 9 | Sohn:~Kinder! meine Kinder!~Stauffacher:~Gott sei gelobt!~Leuthold:~
94 3, 9 | dass er Gott versuchte.~Stauffacher:~Kommt zu Euch, Tell, steht
95 3, 9 | ihn!~Tell wird gebunden.~Stauffacher:~Wie, Herr?~So könntet Ihr
96 3, 9 | ganzen Hause zu verderben!~Stauffacher zum Tell:~O warum musstet
97 3, 9 | meinen Schmerz gefühlt!~Stauffacher:~O nun ist alles, alles
98 3, 9 | dein Vater! den ruf an!~Stauffacher:~Tell, sag ich Eurem Weibe
99 4, 11 | sterbend. Walther Fürst, Stauffacher, Melchtal und Baumgarten
100 4, 11 | mit ihm, er ist hinüber.~Stauffacher:~Er liegt nicht wie ein
101 4, 11 | mich, ich muss es sehn -~Stauffacher:~Fasst Euch, bedenkt, dass
102 4, 11 | wäre tausendmal gestorben!~Stauffacher:~Ihr solltet Gottes gnäd'
103 4, 11 | in dem Hauch der Grüfte.~Stauffacher:~Beruhigt Euch. Wir alle
104 4, 11 | aufrichtend:~Wo ist er?~Stauffacher:~Wer?~Attinghausen:~Er fehlt
105 4, 11 | dem letzten Augenblick!~Stauffacher:~Er meint den Junker - Schickte
106 4, 11 | gesprochen für sein Vaterland?~Stauffacher:~Mit Heldenkühnheit.~Attinghausen:~
107 4, 11 | schleunig mit mir endet.~Stauffacher:~Nicht also, edler Herr!
108 4, 11 | allen Hoffnungen zu sterben!~Stauffacher zu Walther Fürst:~Soll er
109 4, 11 | dieses Bunds teilhaftig?~Stauffacher:~Wir harren ihres Beistands,
110 4, 11 | Leben blüht aus den Ruinen.~Stauffacher zu Walther Fürst:~Seht,
111 4, 11 | andern gefasst. Fürst und Stauffacher~betrachten ihn noch eine
112 4, 11 | dahin im Unmut gegen mich?~Stauffacher:~Er hörte sterbend noch
113 4, 11 | des Irrtums meiner Jugend!~Stauffacher zu Melchtal:~Seid einig!
114 4, 11 | schon Opfer eures Säumens -~Stauffacher:~Das Christfest abzuwarten
115 4, 11 | Freveltat aus unsrer Mitte!~Stauffacher:~Solcher Gewalttat hätte
116 4, 11 | könnte zagen!~Rudenz zu Stauffacher und Walther Fürst:~Indes
117 5, 13 | schrecken!~Rösselmann und Stauffacher kommen.~Rösselmann im Eintreten:~
118 5, 13 | Rösselmann:~Hört und erstaunet!~Stauffacher:~Von einer grossen Furcht
119 5, 13 | Aufstand und umdrängen den Stauffacher.~Alle:~Ermordet! Was! Der
120 5, 13 | Woher kam Euch diese Kunde?~Stauffacher:~Es ist gewiss. Bei Bruck
121 5, 13 | solche grauenvolle Tat?~Stauffacher:~Sie wird noch grauenvoller
122 5, 13 | der Tat des Vatermords?~Stauffacher:~Der Kaiser hielt das väterliche
123 5, 13 | das Grässliche vollendet?~Stauffacher:~Der König ritt herab vom
124 5, 13 | unersättlich alles wollte haben!~Stauffacher:~Ein ungeheurer Schrecken
125 5, 13 | die Mörder hingeflüchtet?~Stauffacher:~Sie flohen alsbald nach
126 5, 13 | ihre Sättigung das Grausen.~Stauffacher:~Den Mördern bringt die
127 5, 13 | Mehrere:~Vernahmt Ihr was?~Stauffacher:~Der Graf von Luxemburg~
128 5, 13 | hoffen auf Gerechtigkeit!~Stauffacher:~Dem neuen Herrn tun tapfre
129 5, 13 | Stimmen:~Der Lieb und Gunst!~Stauffacher:~Wir haben Gunst empfangen
130 5, 13 | säen.~Reichsbote geht ab.~Stauffacher zu dem Volk:~Wo ist der
131 5, Letz| beiden Knaben, Melchtal und Stauffacher kommen vorwärts, andre drängen
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