Juliane. Henriette.
Lisette. Lisidor. Theophan. Adrast.
Lisette. Hier bringe ich
sie, Herr Lisidor. Wir sind höchst begierig, zu wissen, was Sie zu befehlen
haben.
Lisidor. Seht freundlich
aus, Mädchens! ich will euch etwas Fröhliches melden: Morgen soll's
richtig werden. Macht euch gefaßt!
Lisette. Was soll richtig
werden?
Lisidor. Für dich wird
nichts mit richtig.-Lustig, Mädchens! Hochzeit! Hochzeit!-Nu? Ihr seht ja
so barmherzig aus? Was fehlt dir, Juliane?
Juliane. Sie sollen mich allezeit gehorsam finden; aber nur diesesmal
muß ich Ihnen vorstellen, daß Sie mich übereilen würden.-Himmel!
morgen?
Lisidor. Und du, Henriette?
Henriette. Ich, lieber Herr
Vater? ich werde morgen krank sein, todsterbenskrank!
Lisidor. Verschieb es immer
bis übermorgen.
Henriette. Es kann nicht sein. Adrast weiß meine Ursachen.
Adrast. Ich
weiß, schönste Henriette, daß Sie mich hassen.
Theophan. Und sie, liebste Juliane, Sie wollen gehorsam sein?-Wie nahe
scheine ich meinem Glücke zu sein, und wie weit bin ich vielleicht noch
davon entfernt!-Mit was für einem Gesichte soll ich es Ihnen sagen,
daß ich der Ehre Ihrer Hand unwert bin? daß ich mir bei aller der
Hochachtung, die ich für eine so vollkommene Person hegen muß, doch
nicht getraue, dasjenige für Sie zu empfinden, was ich nur für eine
einzige Person in der Welt empfinden will.
Lisette. Das ist ja wohl
gar ein Korb? Es ist nicht erlaubt, daß auch Mannspersonen welche austeilen
wollen. Hurtig also, Julianchen, mit der Sprache heraus!
Theophan. Nur ein eitles
Frauenzimmer könnte meine Erklärung beleidigen; und ich weiß,
daß Juliane über solche Schwachheiten so weit erhaben ist, -
Juliane. Ach Theophan! ich
höre es schon: Sie haben zu scharfe Blicke in mein Herz getan. -
Adrast. Sie sind nun frei,
schönste Juliane. Ich habe Ihnen kein Bekenntnis weiter abzulegen, als
das, welches ich Ihnen bereits abgelegt habe.-Was soll ich hoffen?
Juliane. Liebster Vater!-Adrast!-Theophan!-Schwester!
-
Lisette. Nun merke ich
alles. Geschwind muß das die Großmama erfahren. (Lisette läuft
ab.)
Lisidor (zu Julianen).
Siehst du, Mädchen, was du für Zeug angefangen hast?
Theophan. Aber Sie, liebste
Henriette, was meinen Sie hierzu? Ist Adrast nicht ein ungetreuer Liebhaber?
Ach! wenn Sie Ihre Augen auf einen getreuern werfen wollten! Wir sprachen
vorhin von Rache, von einer unschuldigen Rache -
Henriette. Top! Theophan:
ich räche mich.
Lisidor. Fein
bedächtig, Henriette! Hast du schon die Krankheit auf morgen vergessen?
Henriette. Gut! Ich lasse mich verleugnen, wenn
sie kömmt.
Lisidor. Seid ihr aber
nicht wunderliches Volk! Ich wollte jedem zu seinem Rocke egales Futter geben,
aber ich sehe wohl, euer Geschmack ist bunt. Der Fromme sollte die Fromme, und
der Lustige die Lustige haben: Nichts! der Fromme will die Lustige, und der
Lustige die Fromme.
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