Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Vorrede
zurück -
vor
Hier klicken um die Links zu den Konkordanzen auszublenden
Vorrede
Man kann das
Vermögen
der
Erkenntnis
aus
Prinzipien
a
priori
die
reine
Vernunft
, und die
Untersuchung
der
Möglichkeit
und
Grenzen
derselben
überhaupt
die
Kritik
der
reinen
Vernunft
nennen
: ob man
gleich
unter diesem
Vermögen
nur die
Vernunft
in ihrem
theoretischen
Gebrauche
versteht
, wie es auch in dem
ersten
Werke
unter
jener
Benennung
geschehen
ist, ohne noch ihr
Vermögen
, als
praktische
Vernunft
, nach ihren
besonderen
Prinzipien
in
Untersuchung
ziehen
zu
wollen
.
Jene
geht
alsdann
bloß
auf unser
Vermögen
,
Dinge
a
priori
zu
erkennen
; und
beschäftigt
sich also nur mit dem
Erkenntnisvermögen
, mit
Ausschließung
des
Gefühls
der
Lust
und
Unlust
und des
Begehrungsvermögens
; und unter den
Erkenntnisvermögen
mit dem
Verstande
nach seinen
Prinzipien
a
priori
, mit
Ausschließung
der
Urteilskraft
und der
Vernunft
(als zum
theoretischen
Erkenntnis
gleichfalls
gehöriger
Vermögen
), weil es sich in dem
Fortgange
findet
, daß kein
anderes
Erkenntnisvermögen
, als der
Verstand
,
konstitutive
Erkenntnisprinzipien
a
priori
an die
Hand
geben
kann. Die
Kritik
also,
welche
sie
insgesamt
, nach dem
Anteile
den jedes der
anderen
an dem
baren
Besitz
der
Erkenntnis
aus eigener
Wurzel
zu haben
vorgeben
möchte
,
sichtet
,
läßt
nichts
übrig
, als was der
Verstand
a
priori
als
Gesetz
für
die
Natur
, als den
Inbegriff
von
Erscheinungen
(deren
Form
eben
sowohl
a
priori
gegeben
ist),
vorschreibt
;
verweiset
aber alle
andere
reine
Begriffe
unter die
Ideen
, die
für
unser
theoretisches
Erkenntnisvermögen
überschwenglich
, dabei aber doch nicht etwa
unnütz
oder
entbehrlich
sind,
sondern
als
regulative
Prinzipien
dienen
:
teils
die
besorglichen
Anmaßungen
des
Verstandes
, als ob er (
indem
er
a
priori
die
Bedingungen
der
Möglichkeit
aller
Dinge
, die er
erkennen
kann,
anzugeben
vermag
)
dadurch
auch die
Möglichkeit
aller
Dinge
überhaupt
in diesen
Grenzen
beschlossen
habe,
zurückzuhalten
,
teils
um
ihn
selbst in der
Betrachtung
der
Natur
nach einem
Prinzip
der
Vollständigkeit
,
wiewohl
er sie
nie
erreichen
kann, zu
leiten
, und
dadurch
die
Endabsicht
alles
Erkenntnisses
zu
befördern
.
Es war also
eigentlich
der
Verstand
, der
sein
eigenes
Gebiet
und zwar im
Erkenntnisvermögen
hat,
sofern
er
konstitutive
Erkenntnisprinzipien
a
priori
enthält
,
welcher
durch die im
allgemeinen
so
benannte
Kritik
der
reinen
Vernunft
gegen alle
übrige
Kompetenten
in
sicheren
alleinigen
Besitz
gesetzt
werden
sollte
.
Eben
so ist der
Vernunft
,
welche
nirgend
als
lediglich
in
Ansehung
des
Begehrungsvermögens
konstitutive
Prinzipien
a
priori
enthält
, in der
Kritik
der
praktischen
Vernunft
ihr
Besitz
angewiesen
worden
.
Ob nun die
Urteilskraft
, die in der
Ordnung
unserer
Erkenntnisvermögen
zwischen dem
Verstande
und der
Vernunft
ein
Mittelglied
ausmacht
, auch
für
sich
Prinzipien
a
priori
habe; ob diese
konstitutiv
oder
bloß
regulativ
sind (und also kein eigenes
Gebiet
beweisen
), und ob sie dem
Gefühle
der
Lust
und
Unlust
, als dem
Mittelgliede
zwischen dem
Erkenntnisvermögen
und
Begehrungsvermögen
(
eben
so wie der
Verstand
dem
ersteren
, die
Vernunft
aber dem
letzteren
a
priori
Gesetze
vorschreibend
),
a
priori
die
Regel
gebe
: das ist es, womit sich
gegenwärtige
Kritik
der
Urteilskraft
beschäftigt
.
Eine
Kritik
der
reinen
Vernunft
,
d.i.
unseres
Vermögens
nach
Prinzipien
a
priori
zu
urteilen
,
würde
unvollständig
sein
, wenn die der
Urteilskraft
,
welche
für
sich als
Erkenntnisvermögen
darauf auch
Anspruch
macht
, nicht als ein
besonderer
Teil
derselben
abgehandelt
würde
; obgleich ihre
Prinzipien
in einem
System
der
reinen
Philosophie
keinen
besonderen
Teil
zwischen der
theoretischen
und
praktischen
ausmachen
dürfen
,
sondern
im
Notfalle
jedem von
beiden
gelegentlich
angeschlossen
werden
können
.
Denn
, wenn ein
solches
System
unter dem
allgemeinen
Namen
der
Metaphysik
einmal
zustande
kommen
soll
(
welches
ganz
vollständig
zu
bewerkstelligen
,
möglich
, und
für
den
Gebrauch
der
Vernunft
in aller
Beziehung
höchst
wichtig
ist): so
muß
die
Kritik
den
Boden
zu diesem
Gebäude
vorher
so
tief
, als die
erste
Grundlage
des
Vermögens
von der
Erfahrung
unabhängiger
Prinzipien
liegt
,
erforscht
haben, damit es nicht an
irgendeinem
Teile
sinke
,
welches
den
Einsturz
des
Ganzen
unvermeidlich
nach sich
ziehen
würde
.
Man kann aber aus der
Natur
der
Urteilskraft
(deren
richtiger
Gebrauch
so
notwendig
und
allgemein
erforderlich
ist, daß daher unter dem
Namen
des
gesunden
Verstandes
kein
anderes
, als
eben
dieses
Vermögen
gemeinet
wird)
leicht
abnehmen
, daß es mit
großen
Schwierigkeiten
begleitet
sein
müsse
, ein
eigentümliches
Prinzip
derselben
auszufinden
(
denn
irgendeine
muß
sie
a
priori
in sich
enthalten
, weil sie sonst nicht, als ein
besonderes
Erkenntnisvermögen
, selbst der
gemeinsten
Kritik
ausgesetzt
sein
würde
),
welches
gleichwohl
nicht aus
Begriffen
a
priori
abgeleitet
sein
muß
;
denn
die
gehören
dem
Verstande
an, und die
Urteilskraft
geht
nur auf die
Anwendung
derselben
. Sie
soll
also selbst einen
Begriff
angeben
, durch den
eigentlich
kein
Ding
erkannt
wird,
sondern
der nur ihr selbst zur
Regel
dient
, aber nicht zu einer
objektiven
, der sie ihr
Urteil
anpassen
kann, weil dazu
wiederum
eine
andere
Urteilskraft
erforderlich
sein
würde
, um
unterscheiden
zu
können
, ob es der
Fall
der
Regel
sei
oder nicht.
Diese
Verlegenheit
wegen eines
Prinzips
(es
sei
nun ein
subjektives
oder
objektives
)
findet
sich
hauptsächlich
in
denjenigen
Beurteilungen
, die man
ästhetisch
nennt
, die das
Schöne
und
Erhabne
, der
Natur
oder der
Kunst
,
betreffen
. Und
gleichwohl
ist die
kritische
Untersuchung
eines
Prinzips
der
Urteilskraft
in
denselben
das
wichtigste
Stück
einer
Kritik
dieses
Vermögens
.
Denn
, ob sie
gleich
für
sich allein zum
Erkenntnis
der
Dinge
gar
nichts
beitragen
, so
gehören
sie doch dem
Erkenntnisvermögen
allein an, und
beweisen
eine
unmittelbare
Beziehung
dieses
Vermögens
auf das
Gefühl
der
Lust
oder
Unlust
nach
irgendeinem
Prinzip
a
priori
, ohne es mit dem, was
Bestimmungsgrund
des
Begehrungsvermögens
sein
kann, zu
vermengen
, weil dieses seine
Prinzipien
a
priori
in
Begriffen
der
Vernunft
hat. - Was aber die
logische
Beurteilung
der
Natur
anbelangt
,
da
, wo die
Erfahrung
eine
Gesetzmäßigkeit
an
Dingen
aufstellt
,
welche
zu
verstehen
oder zu
erklären
der
allgemeine
Verstandesbegriff
vom
Sinnlichen
nicht mehr
zulangt
, und die
Urteilskraft
aus sich selbst ein
Prinzip
der
Beziehung
des
Naturdinges
auf das
unerkennbare
übersinnliche
nehmen
kann, es auch nur in
Absicht
auf sich selbst zum
Erkenntnis
der
Natur
brauchen
muß
,
da
kann und
muß
ein
solches
Prinzip
a
priori
zwar zum
Erkenntnis
der
Weltwesen
angewandt
werden, und
eröffnet
zugleich
Aussichten
, die
für
die
praktische
Vernunft
vorteilhaft
sind: aber es hat keine
unmittelbare
Beziehung
auf das
Gefühl
der
Lust
und
Unlust
, die
gerade
das
Rätselhafte
in dem
Prinzip
der
Urteilskraft
ist,
welches
eine
besondere
Abteilung
in der
Kritik
für
dieses
Vermögen
notwendig
macht
,
da
die
logische
Beurteilung
nach
Begriffen
(aus
welchen
niemals
eine
unmittelbare
Folgerung
auf das
Gefühl
der
Lust
und
Unlust
gezogen
werden kann)
allenfalls
dem
theoretischen
Teile
der
Philosophie
,
samt
einer
kritischen
Einschränkung
derselben
, hätte
angehängt
werden
können
.
Da
die
Untersuchung
des
Geschmacksvermögens
, als
ästhetischer
Urteilskraft
, hier nicht zur
Bildung
und
Kultur
des
Geschmacks
(
denn
diese wird auch ohne alle solche
Nachforschungen
, wie
bisher
, so
fernerhin
, ihren
Gang
nehmen
),
sondern
bloß
in
transzendentaler
Absicht
angestellt
wird; so wird sie, wie ich mir
schmeichle
, in
Ansehung
der
Mangelhaftigkeit
jenes
Zwecks
auch mit
Nachsicht
beurteilt
werden. Was aber die
letztere
Absicht
betrifft
, so
muß
sie sich auf die
strengste
Prüfung
gefaßt
machen
. Aber auch
da
kann die
große
Schwierigkeit
, ein
Problem
,
welches
die
Natur
so
verwickelt
hat,
aufzulösen
,
einiger
nicht
ganz
zu
vermeidenden
Dunkelheit
in der
Auflösung
desselben
, wie ich
hoffe
, zur
Entschuldigung
dienen
, wenn nur, daß das
Prinzip
richtig
angegeben
worden
,
klar
genug
dargetan
ist;
gesetzt
, die
Art
das
Phänomen
der
Urteilskraft
davon
abzuleiten
, habe nicht alle
Deutlichkeit
, die man
anderwärts
,
nämlich
von einem
Erkenntnis
nach
Begriffen
, mit
Recht
fordern
kann, die ich auch im
zweiten
Teile
dieses
Werks
erreicht
zu haben
glaube
.
Hiemit
endige
ich also mein
ganzes
kritisches
Geschäft
. Ich
werde
ungesäumt
zum
Doktrinalen
schreiten
, um, wo
möglich
,
meinem
zunehmenden
Alter
die dazu noch
einigermaßen
günstige
Zeit
noch
abzugewinnen
. Es
versteht
sich von selbst, daß
für
die
Urteilskraft
darin kein
besonderer
Teil
sei
, weil in
Ansehung
derselben
die
Kritik
statt der
Theorie
dient
;
sondern
daß nach der
Einteilung
der
Philosophie
in die
theoretische
und
praktische
, und der
reinen
, in
eben
solche
Teile
, die
Metaphysik
der
Natur
und die der
Sitten
jenes
Geschäft
ausmachen
werden.
zurück -
vor
Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Best viewed with any browser at 800x600 or 768x1024 on Tablet PC
IntraText®
(V89) - Some rights reserved by
EuloTech SRL
- 1996-2007. Content in this page is licensed under a
Creative Commons License